Meffert: Interview mit Vertriebsdirektor Karlheinz Wirth und Marketingdirektor Guido Borowski

"Wir investieren langfristig"


Farbenhersteller Meffert mit Firmensitz im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach sieht sich gut gerüstet für Heraus-forderungen wie den Konzentrationsprozess bei Handel und Industrie oder den Trend zu umweltfreundlichen Produkten. Wie Vertriebs-direktor und Prokurist Karlheinz Wirth sowie Marketingdirektor Guido Borowski im Gespräch mit BTH Heimtex-Redakteurin Cornelia Küsel betonen, setzt das Unternehmen auf innovative Produkte mit modernen Technologien. Vor allem im Bereich der Problemlöser seien Umsatzzuwächse zu erwarten. Als handelstreuer Hersteller könne man Erfolge aber nur gemeinsam mit den Partnern im Großhandel erzielen.

BTH Heimtex: Herr Wirth, wo liegen die Stärken des familiengeführten Farbenherstellers Meffert?

Karlheinz Wirth: Die Meffert AG hat regelmäßig investiert und modernisiert und gehört inzwischen zu den bedeutendsten Produzenten der Farben- und Lackindustrie in Deutschland. Mit Profitec in Bad Kreuznach und Dinova in Königswinter haben wir zwei Maler-Marken, die dem Großhandel exklusiv zur Verfügung stehen. Sie sind bei diesem als Erst- oder Zweitmarke platziert. Wir haben in Deutschland mehrere Produktionsstandorte, mit denen wir produktionstechnisch und logistisch gut aufgestellt sind. Mit unseren A-Händlern wachsen wir seit Jahren und bauen deren Zahl ständig aus.

BTH Heimtex: Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie aus?

Wirth: Die Konzentration und Zusammenschlüsse der Handelsunternehmer bedeuten für uns eine Herausforderung. Es gibt immer weniger unabhängige Großhändler und Hersteller. Meffert ist in der Lage, seinen Handelspartnern Marken- und Gebietsschutz zu gewähren. Das ist unsere klare Vertriebsstrategie.

BTH Heimtex: Meffert ist inzwischen im Profi-Bereich gut verankert - unter anderem durch Zukäufe. Planen Sie weitere Übernahmen?

Wirth: Seit Gründung des Unternehmens bedienen wir den DIY- und Profi-Markt. Die Marke Profitec wurde 1993 eingeführt und seit Übernahme der Firma Dinova verfügen wir in diesem Segment über wachsende Marktanteile. 2007 haben wir die traditionsreiche Lackfabrik J. Albrecht in Mainz übernommen. Weitere Zukäufe sind zurzeit nicht geplant.

BTH Heimtex: Wie ist 2012 für Meffert gelaufen?

Wirth: Die Branche ging Anfang des Jahres von besseren Umsätzen aus, vor allem bei Wärmedämm-Verbundsystemen und Fassadenfarben haben wir unsere Ziele nicht erreicht. Besser lief es bei Innenfarben und anderen Produktsegmenten.

BTH Heimtex: Welche Erwartungen haben Sie an das laufende Jahr?

Wirth: In Deutschland wird es kein großes Mengenwachstum geben. Durch die negativen Diskussionen über Wärmedämm-Verbundsysteme und die immer noch nicht verabschiedete staatliche Förderung der energetischen Sanierung wird es auch nicht leichter. Die Euphorie hat sich gelegt. Deshalb werden teils aggressive Preisangebote abgegeben, wodurch die Margen immer kleiner werden.

Innen-Dispersionsfarben bleiben der Schwerpunkt, aber auch bei Fassadenflächen wird Wert auf qualitativ hochwertige Fassadenfarben mit optimaler Farbtonstabilität gelegt. Insgesamt wollen wir mit neuester Technologie im hochwertigen Bereich Akzente setzen. Wie zum Beispiel mit unserer Innenfarbe Kerapaint, einer matten Dispersionsfarbe ohne Schreibeffekt und mit höchster Reinigungsfähigkeit. Bei Kerapaint kommt uns der Trend zu glatten Oberflächen entgegen. Damit kann man Flagge zeigen.

Guido Borowski: Auch die Umsätze der Kreativtechniken haben wieder aufgeholt. Wir bieten für die Verarbeitungstechniken verschiedene Schulungsmaßnahmen an. Die Seminare sind immer ausgebucht. Der Maler kann sich hier vom Wettbewerb abheben. Er muss aber auch lernen, sich besser zu verkaufen. Denn die auf den Markt strebenden Allrounder haben ein hohes Niveau.

BTH Heimtex: VOC ist ein weiteres Stichwort. Der Maler tut sich offenbar immer noch schwer damit, wasserbasierende Farben zu verarbeiten. Macht sich das auch bei Ihnen bemerkbar?

Wirth: Zukunft haben Lacke, die bei einfacher Verarbeitung mehr leisten können und lösemittelhaltige Produkte ersetzen.

Darauf muss sich der Maler einstellen. Die Endverbraucher setzen eher auf umweltfreundliche, wasserlösliche Produkte. Wir haben auch für die Maler und Lackierer ein neues wässriges System entwickelt. Seit gut einem Jahr vermarkten wir dieses unter dem Slogan "Die Lackgeneration der Zukunft".

BTH Heimtex: Welche Markenstrategie verfolgen Sie?

Borowski: Wir sind mit den eigenen Marken groß geworden und verfügen für die internationalen Märkte und die verschiedensten Zielgruppen über eine Vielzahl etablierter Marken, darunter Profitec und Dinova. Alle Marken und Handelspartner werden von uns bei dem strategischen Marketing und der zielgruppengerechten Werbung unterstützt.

BTH Heimtex: Sie setzen voll auf Ihre starken Marken. Was halten Sie von dem Wunsch des Handels, Eigenmarken zu etablieren?

Wirth: Im Handel gib es eine Tendenz zu mehr Eigenmarken. Das ist zwar nicht im Interesse der Industrie, aber der Händler braucht die preiswertere Alternative. Eine Eigenmarke lässt ihm mehr Spielraum. Doch wenn er sich nur auf Eigenmarken konzentriert, bringt ihn das nicht weiter. Einen Mix aus Industrie- und Eigenmarken sollte der Handel schon vorhalten.

BTH Heimtex: Wie schätzen Sie die Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten ein? Die Farbenindustrie ist schließlich in erheblichem Maß davon abhängig.

Wirth: Gerade in den letzten zwei Jahren stiegen die Rohstoffpreise ständig, vor allem bei Titandioxid. Diese Erhöhungen konnten wir nicht im vollen Umfang an unsere Kunden weitergeben. Jetzt gibt es zwar eine leichte Entspannung auf dem Rohstoffmarkt, dennoch sind andere Kosten gestiegen, zum Beispiel im Personal- und Frachtbereich.
aus BTH Heimtex 04/13 (Wirtschaft)