Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS): Interview mit Geschäftsführer Dr. Wolfgang Setzler

"Wenn wir das Ergebnis von 2012 halten können, ist das ein Erfolg"


Trotz sinkender Umsätze mit Wärmedämm-Verbundsystemen im vergangenen Jahr blickt Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbands WDVS, optimistisch in die Zukunft. Voraussetzung für mehr Wachstum sei aber, dass die Politik Förderprogramme verabschiede, um den Auftraggebern mehr Investitionssicherheit zu geben. Nötig seien zudem Anreize zum Energiesparen, machte Setzler gegenüber BTH Heimtex deutlich. Wenn diese Forderungen umgesetzt würden, könne der Marktzuwachs 2013 bei 3 bis 5% liegen.

BTH Heimtex: Wie hat sich der Markt für WDVS in Deutschland 2012 entwickelt?

Dr. Wolfgang Setzler: 2011 war ein Spitzenjahr für WDVS. Alle Faktoren - vom Wetter bis zur Zahl der Tage, an denen uneingeschränkt gedämmt werden konnte - waren für die Bilanz deutlich günstiger als 2012. Im vergangenen Jahr hatten wir viel weniger effektive Verarbeitungszeit für WDVS. Das hat zu einem Marktrückgang um 5,6% geführt. Mit 40,1Mio.m gab es aber ein noch akzeptables Ergebnis.

BTH Heimtex: Gab es dennoch positive Einflüsse?

Dr. Setzler: Hier kann man nur den Energiesparwillen der Hausbesitzer nennen. Dieser blieb vor allem deshalb erhalten, weil eine hohe Warmmiete nach wie vor einen Leerstandsindikator darstellt und Einnahmeausfälle bewirken kann.

BTH Heimtex: Was hat außer der schlechten Witterung dazu geführt, dass es 2012 nach Jahren des Wachstums keinen erneuten Zuwachs gab?

Dr. Setzler: Zum einen wurde die Förderung insbesondere durch die öffentliche Hand deutlich gekürzt und erreichte 2012 das niedrigste Niveau der vergangenen fünf Jahre. Zum anderen wirkte sich die politische Unentschlossenheit bei der Förderung der energetischen Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern stark bremsend aus. Auch die zum Teil überzogene kritische Berichterstattung einiger Medien hat manchen Hausbesitzer zögern lassen.

BTH Heimtex: Warum sind die Fachunternehmer dennoch ausgelastet?

Dr. Setzler: Der Trend, mehr in die Ausgestaltung der Innenräume zu investieren, hält unvermindert an; das bindet Fachkräfte im Handwerk übers ganze Jahr. Das Bauhauptgewerbe, das bis zu 10% der WDVS-Aufträge ausgeführt hat, ist mit der Kernkompetenz Mauerwerksbau komplett ausgelastet, weil 2012 die Neubauzahlen bei Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich gestiegen sind.

BTH Heimtex: Hält der seit Jahren bestehende Trend zu größeren Dämmstoffdicken an?

Dr. Setzler: Wir registrieren derzeit einen gewissen Stillstand. Das liegt an leistungsstärkeren Dämmstoffen und daran, dass viele Hausbesitzer aus optischen Gründen keine allzu großen Plattenstärken wollen.

BTH Heimtex: Gab es signifikante Veränderungen bei den für WDVS verwendeten Dämmmaterialien und welche Rolle spielen Innovationen wie Vakuumpaneele oder Phenolharz?

Dr. Setzler: Nach wie vor haben wir eine relativ konstante Verteilung der Marktanteile. Vakuumpaneele besitzen so gut wie keine Marktbedeutung. PUR, Mineralschaum, Phenolharz und Holzwolleleichtbauplatten konnten leicht zulegen, jedoch auf unverändert niedrigem Niveau. Das zeigt, dass der Dämmstoffmarkt immer noch stark preisgetrieben ist.

BTH Heimtex: Welche Erwartungen hat der Fachverband für 2013?

Dr. Setzler: Wenn wir das Ergebnis von 2012 halten können, ist das vor dem Hintergrund der unberechtigten negativen Berichterstattung bereits ein Erfolg. Der Winter hat Deutschland bis weit in den März fest im Griff, die möglichen Fassadenarbeitstage des ersten Quartals sind also vorbei.

Von den politischen Entscheidungsträgern brauchen potentielle Auftraggeber aber mehr Investitionssicherheit, beispielsweise durch langfristige Förderprogramme. Nötig sind bessere Anreize zum Energiesparen und eine stabile Zuschusspolitik verbunden mit einer klaren Gesetzgebung über die EnEV. Sollten diese Faktoren 2013 realisierbar sein, könnte am Ende auch ein Marktzuwachs bei WDVS von 3 bis 5% stehen.
aus BTH Heimtex 04/13 (Wirtschaft)