Messe Altenpflege Nürnberg Entscheider informierten sich
Seniorenheime mit Hotelcharakter
Die Altenpflege ist alljährlich der zentrale Ort, an dem Anbieter von Bodenbelägen, Möbel- und Dekostoffen mit der Pflegewirtschaft in Kontakt kommen. Auch wenn der Andrang auf den Ständen nicht so groß sein mag wie auf Domotex oder Heimtextil, haben die Aussteller aus unserer Branche in Nürnberg die für sie wichtigen Entscheider getroffen. Eines ist dabei deutlich geworden: Die Ausstattung von Zimmern und Aufenthaltsräumen wird immer luxuriöser, erinnert zunehmend an Hotels.Die Altenpflege als Leitmesse der Pflegewirtschaft fand in diesem Jahr turnusmäßig in Nürnberg statt. Während überall auffallend viele bunt angezogene Pflegeschüler die Gänge bevölkerten, war die Halle 1 von dunklen Anzügen geprägt. Hier informierten sich die Pflegedienstleiter, Betreiber und Architekten über spezielle Einrichtungskonzepte, Bodenbeläge, textile Ausstattung und innovative Lösungen für Renovierung und Neugestaltung. Und so waren die Aussteller aus unserer Branche mit dem hohe Anteil an Entscheidern auf ihren Messeständen mehr als zufrieden.
Aus seinen Gesprächen resümierte Marketingleiter Marco Knop von Project Floors, der Stil bei der Einrichtung von Altenheimen tendiere zum Hotelcharakter. Die Bewohner fühlten sich in gediegenen Räumen mit vertrauter Farbgebung wohl. So seien bei ihm für die Bewohnerzimmer eher Bodenbeläge in dunkler Holzoptik oder Eiche gefragt. Auch die Nachhaltigkeit und Inhaltstoffe der Produkte sowie die Kosten für den nachfolgenden Pflegeaufwand spielten in der Beratung eine Rolle.
Bodenbeläge: Trittsicher und unempfindlich
Gemeinschaftsräume werden jedoch vorzugsweise in modern anmutenden Farb- und Materialkombinationen und mit therapeutischem Hintergrund gestaltet. Farbgebung und Haptik sollen hier die Sinne anregen, aber auch die Wegführung erleichtern und Bereiche optisch abgrenzen. Alle eingesetzten Materialien müssen strenge hygienische Anforderungen erfüllen, unempfindlich gegen Flüssigkeiten und Desinfektionsmittel sein sowie den Sicherheitsnormen entsprechend rutschhemmend und schwerentflammbar. Dafür sind Bodenbeläge aus PVC, Linoleum oder Kautschuk geradezu prädestiniert.
Ein wichtiges Thema bei Vinylbelägen war der zunehmende Verzicht auf Phthalate als Weichmacher, wie ihn beispielsweise Debolon praktiziert. "Wir verwenden seit Januar 2012 nur noch Weichmacher auf Basis von Zitronensäureester, der aus der heimischen Zuckerrübe gewonnen wird", erklärte Verkaufsleiter Guido Gorges. Das gilt auch für den trittschallgedämmten und gehelastischen Modulboden M 500 V Silence in 61 klassischen Farben und Holzoptiken. Vorteil für die Planer ist das metrische Maß der fünf Quer- und Quadrat-Formate. Die Module passen ohne Schneiden immer wieder zusammen und lassen sich beliebig kombinieren. So können optisch Wege gestaltet oder Bereiche abgegrenzt werden.
Bei Objectflor kommen ebenfalls nur biobasierte Weichmacher zum Einsatz. Der Vinyl-Sicherheitsbelag Polysafe Hydro Evolve mit genoppter Oberfläche verfügt außerdem über die Rutschsicherheitsklasse 11 und ist zum Einsatz im nassbelasteten Barfußbereich geeignet. Mit einem Hohlkehlprofil wird die Bahnenware an die Wand und im Abflussbereich angeschlossen. Der bodengleiche Einbau ermöglicht das Duschen der Patienten auch im Rollstuhl. In anderen Ländern seien Duschen mit Vinylboden bereits Standard, berichtete Sigrid Haas, Spezialberaterin für Wohnungsbau Objectflor.
Amtico, bislang für seine Designbeläge bekannt, vertreibt ab dem Sommer auch Sauberlauf-Beläge. Das Nürnberger Messepublikum konnte die farblich auf das LVT-Programm abgestimmte Fliesen-Kollektion für stark frequentierte Eingangsbereiche in Augenschein nehmen. Die drei Qualitäten unter dem Namen Entryway stammen von der Amtico-Mutter Mannington.
Ergänzend zu den gemeinsam mit Farbenhersteller Caparol entwickelten Farbkonzepten (siehe Kasten auf Seite 137) stellte Forbo Flooring den Gästen auf seinem Messestand den geflockten Textilbelag Flotex vor. Dieser schafft eine ruhige wohnliche Atmosphäre und erfüllt zugleich alle hygienischen Kriterien für die Nutzung im Altenheim. Auch in nassem Zustand bleibt er trittsicher. Die Fasern und der wasserdichte Rücken können Vollwäsche und Desinfektion unterzogen werden und sind nach kurzer Zeit wieder trocken.
Für Designböden, die durch starke Beanspruchung beschädigt oder verschlissen sind, bietet Ufloor Systems von Uzin drei Lösungen zur raschen Sanierung und Renovierung. Schulungsleiter Robert Weckerle führte auf dem Messestand das patentierte Klebstoffsystem Sigan vor. Mit der Switchtec-Klebetechnologie ist der Austausch des Bodenbelags im laufenden Betrieb möglich. Ohne Nutzungsausfall wird ein neuer Belag staub- und lärmfrei auf einen bestehenden festliegenden Belag aufgebracht. Sind nur partiell Kratzer in der Oberfläche von PU-vergüteten Vinyl oder Linoleumböden, kommt das 2-Komponenten-ÖL RZ Refresher zum Einsatz. Weißbruch und leichte Gebrauchsspuren werden dadurch unsichtbar. Der Boden ist nach vier Stunden wieder begehbar.
Ebenfalls für den schnellen Einbau gedacht ist das Uzin Turbolight-System. Die geringe Aufbauhöhe ist gerade bei der Sanierung ein entscheidender Vorteil. Im Nassbereich wird zur Abdichtung die feuchtigkeitsunempfindliche Gefällespachtelmasse Codex eingesetzt. Turbolight lässt sich mit einem bodengleichen Ablauf und der temperierbaren Heizmatte AEG Thermoboden auch zu einer beheizbaren Duschlösung ohne Barriere erweitern.
Stoffe: Wohnlich und waschbar
Bei der textilen Ausstattung von Altenheimen und Seniorenwohnungen stehen hingegen eher optische Aspekte im Vordergrund. Aber warum nicht Behaglichkeit mit einem guten Raumklima verbinden, fragte Drapilux-Vertriebsleiter Dr. Norbert Rehle. Drapilux Air hat eine Luft-reinigende Wirkung. Geruchs- und Schadstoffe zerfallen beim Kontakt mit dem Dekostoff in gesundheitlich unbedenkliches CO und Wasserdampf und werden so dauerhaft abgebaut. Drapilux bioaktiv ist ein Dekostoff, der mit Silberionen ausgestattet ist und nachgewiesener maßen Keime beim Auftreffen zum Absterben bringt. Für den Health-Care-Bereich sind beide Funktionen in einem Stoff vereint: Drapilux All in one. Dem Trend zum Hotelcharakter im Altenheim folgend, zeigte das Unternehmen aus Emsdetten auf der Altenpflege in Nürnberg vier Farbwelten mit Unis und ansprechenden Dessins mit edlem Touch.
Neue Delilight Inbetweens, die speziell für das Segment Health & Care entwickelt wurden, gab es bei Delius zu sehen. Die äußerst strapazierfähigen, pflegeleichten und bei 60 C waschbaren Stoffe sorgen mit ihren frischen Farben für eine positive Raumstimmung. Elmo ist ein mehrfarbiger Streifen in klarer Anordnung, der Multikolor Clia wird aus hochwertiger Chenille gearbeitet. Die Gardinen Linos und Bertram sind die Basics in diesem Programm und in zwei klassischen Weißnuancen erhältlich. Abgerundet wird das Programm durch Ida mit einem farbenfrohen Blattdruckdessin. Raumhoch und mit Bleiband erhältlich, sind alle Artikel schwerentflammbar gemäß DIN 4102/B1 und somit für das Seniorenheim genauso geeignet wie für den Einsatz in Krankenhaus oder Rehakliniken. Dort sagen auch die Deligard Möbelstoffe Bakterien und Schmutz den Kampf an. Eine spezielle Schutzschicht auf der Rückseite verhindert zudem das Durchdringen von Feuchtigkeit und Nässe. Die Kollektion ist ab Mai 2013 in einer limitierten Auflage erhältlich, war in Nürnberg zu erfahren.
Auch Jab Anstoetz war mit Möbel- und Dekostoffen für den Health-Care-Bereich vertreten. Mit dem Programm "Custom Made Print" entwickelte der Markenanbieter ein Angebot zur budgetorientierten Ausstattung. Über den Produktfinder im Internet wählt der Kunde das Dessin für den Stoff aus den Kollektionen von Jab, Chivasso oder Soleil Bleu. Je nach Budget-Vorgabe werden diese dann im Digitalruck auf einer von sieben preislich unterschiedlichen Stoffqualitäten ausgeführt, erklärte Jörg Hebel, Leiter von Jab-Contract, das System. Alle Stoffe für den Hotel und Pflegebereich seien Objekt-geeignet, bei 60 C waschbar, beständig gegen Flüssigkeiten und Desinfektionsmittel sowie schwer entflammbar.
2014 findet die Altenpflege Messe wieder in Hannover statt, dann vom 25. bis 27. März.
aus
BTH Heimtex 05/13
(Wirtschaft)