Eurobaustoff: Verabschiedung des neuen Gesellschaftervertrages vertagt
Führungsspitze setzt auf breiten Konsens
Bei guter Stimmung und hervorragendem Hamburger Sommerwetter wurde die diesjährige Gesellschafterversammlung der Eurobaustoff Handelsgesellschaft zu einem besonderen gesellschaftlichen Highlight. Daran konnten auch die Eingaben zum vorgestellten neuen Gesellschaftsvertrag nichts ändern. Aufsichtsrat und Geschäftsführung verzichteten auf die Verabschiedung des Vertrages. Sie verschoben kurzerhand die Abstimmung auf die Gesellschafterversammlung 2014 in Amsterdam und ermöglichten dem Gesellschafterkreis, im nächsten Jahr einen hundertprozentigen Konsens zu erzielen.
Im 1. Quartal 2013 war in der Kooperation das zentral abgerechnete Einkaufsvolumen um 9,54% hinter den Werten von 2012 zurückgeblieben. Angesichts steigender Umsätze in den Monaten April und Mai war die Atmosphäre im Gesellschafterkreis aber entspannt.
Umsatz 2013 auf gutem Wege
Dank guter Auftragslage versucht das Handwerk, die lange Winterperiode möglichst zügig wettzumachen. Bereits per Ende Mai ließ sich das kumulierte Minus gegenüber dem Vorjahr auf 2,35% reduzieren. Einen großen Anteil hatte daran der Monat Mai mit einem Umsatz von über einer halben Milliarde Euro.
Aufsichtsratsvorsitzender Boy Meesenburg zeigte sich folglich bei der Eröffnung der Versammlung zuversichtlich: "Noch nie war die Resonanz auf eine Gesellschafterversammlung so groß, noch nie war die Kooperation so stark, selten der Ausblick für unsere Branche so positiv. Inflationsangst und Euro-Krise lassen das Handwerk und die Baubranche - also unsere Kunden - jubeln."
Eurobaustoff-Geschäftsführer Jörg Hoffmann legte die Bilanz für das zurückliegende Geschäftsjahr vor. Die wichtigsten Fakten daraus per Ende 2012: Gesamtumsatz 5,14 Mrd. EUR, Umsatzsteigerung 3,2%, 504 Gesellschafter (-4/+10), 1.421 Standorte (+67). "Der Bonusertrag 2012 entwickelte sich entsprechend der Umsatzsteigerung", erläuterte Hoffmann. "Wie in den Jahren zuvor versuchen wir die Bonusquote beizubehalten, zu Gunsten der Tagespreise beim Gesellschafter vor Ort."
Fullservice-Kooperation mit Online-Lösungen
Ulrich Wolf, Vorsitzender der Eurobaustoff-Geschäftsführung, und Geschäftsführer Ralf Kaspar Kemmerling gaben in Hamburg einen Überblick über die strategische Ausrichtung im E-Commerce. Wolf verglich dabei den Internethandel mit einem Eisberg auf See: "Ein Zehntel über, neun Zehntel unter Wasser. Wir alle - Aufsichtsrat, Geschäftsführung, Gesellschafter - sehen ihn auf uns zukommen und wissen, wir müssen reagieren, sind uns aber nicht sicher wie, weil wir nur einen Bruchteil der Fakten haben bzw. sich die Faktenlage permanent ändert." Dies sei kein Eurobaustoff-Problem, sondern ein allgegenwärtiges. "Fünf Zukunftsforscher, fünf Szenarien - wir sind in guter Gesellschaft".
Vor allem mit dem ersten Portal für Baustoffe yohammada sieht Wolf die Kooperation in einer guten Startposition. "Wir belegen eine Nische im Internet und übernehmen die Vorreiterrolle in der Baubranche. Wir halten uns alle weiteren Möglichkeiten offen und haben gleichwohl einen ersten Schritt in Richtung E-Commerce unternommen."
Die zukünftige, kooperative Online-Strategie erläuterte anschließend Geschäftsführer Kemmerling. "Der heutige Kunde will alle Informationen zu jeder Zeit, an jedem Ort und über jeden Kanal empfangen." Das bedeute, die Synchronisation der Warenabsatzkanäle insgesamt an das veränderte Käufer- und Nutzerverhalten anzupassen. Basis ist hier zunächst die generelle Präsenz im Web, dann die adäquate Bereitstellung von aktuellen Inhalten und die Erarbeitung von Schnittstellen zur Einbindung in einen individuellen Online-Shop. Hier will die Kooperationszentrale zukünftig mit Dienstleistungen die Gesellschafter unterstützen.
Kemmerling: "Zurzeit bauen wir unseren Eurobaustoff-Datenpool auf, der das Kernstück aller gemeinsamen Online-Aktivitäten bildet. Erste Pilotprojekte mit Gesellschaftern laufen bereits und sind Thema auf dem Forum 2013 in Köln." Der Zeitplan sieht vor, dass erste Pakete zur Internet-Präsenz ab 2014 abgerufen werden können, Shop-Konzepte ein Jahr später.
Gesellschaftsvertrag: Kein eindeutiges Stimmungsbild
Ein großes Thema in Hamburg sollte die Verabschiedung des neuen Gesellschaftsvertrages werden. Damit wollten Aufsichtsrat und Geschäftsführung den alten, im Rahmen der Fusion entstandenen Kontrakt durch eine der Marktsituation angemessene und den Gesellschaftererwartungen angepasste Vereinbarung ersetzen. Doch trotz vieler bereits realisierter Änderungswünsche der Gesellschafter an dem neuen Regelwerk wurde deutlich, dass noch kein hundertprozentiger Konsens erreicht worden war. Zwei Anträge auf Verlegung der Abstimmung wurden von der Gesellschaftermehrheit zwar abgewiesen, aber das Stimmungsbild insgesamt war nicht eindeutig.
"Wir wollen hier keine Kampfabstimmung. Das entspricht nicht unserem Selbstverständnis", sagte Boy Meesenburg in der Diskussion und schlug vor, "das Votum erst 2014 auf der Gesellschafterversammlung in Amsterdam einzuholen. Wir alle müssen kompromissbereit sein, dann schaffen wir auch die notwendige breite Zustimmung."
Weisheiten eines ehemaligen Bürgermeisters
Als Gastredner konnte ein Referent gewonnen werden, der wie kaum ein Zweiter zur Hansestadt passt, schließlich war er auch jahrelang Erster Bürgermeister Hamburgs. Dr. Klaus von Dohnanyi gab eine Liebeserklärung an "sein" Hamburg ab, griff aber auch Themen wie Mittelstand, Globalisierung, Frauen in Führungspositionen und Mut zum Handeln auf.
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(Wirtschaft)