Coratex feiert Geburtstag und verabschiedet Dr. Wolfgang Wechsler
30 Jahre Coratex
Ein ganzes Wochenende lang hat die Coratex ihren 30. Geburtstag gefeiert, mit Betriebsbesichtigung bei Saum & Viebahn, Stadtbesichtigung und vor allem viel guter Laune. Dass bei dieser Gelegenheit auch der Gründervater Dr. Wolfgang Wechsler in den Ruhestand verabschiedet wurde, sorgte für emotionale Momente. Aber auch wenn der Abschied schmerzt: Die Zukunft ist gesichert, denn mit Andreas Klenk steht jetzt ein ebenfalls erfahrener und engagierter Geschäftsführer an der Spitze der Gemeinschaft.Drei Jahrzehnte Coratex - das ist ein Grund zum Feiern und eben dazu hatte das Team der Einkaufskooperation Anfang Juni 270 Partner, die teilweise schon in der zweiten Generation von den Leistungen profitieren, Lieferanten wie Interstil, Jordan, Rasch Textil, Dresing, Leder Schreyeck und MHZ sowie weitere Gäste nach Oberfranken eingeladen. Den Auftakt eines langen Geburtstagswochenendes bildete die Betriebsbesichtigung bei der Muttergesellschaft Saum & Viebahn in Kulmbach. Im Rahmen einer Modenschau wurden dort auch die Kollektionsneuheiten des Textilverlages gezeigt.
Am Abend zeigte sich der Wettergott gnädig. Kaum erklang vor der Kulisse des Bayreuther Festspielhauses der erste Tusch der Blechblaskapelle, hörte der Regen auf. Und so stand einem fröhlichen Abend nichts mehr im Wege.
Andreas Klenk, der zum 1. Juli die Geschäftsführung bei der Coratex wie auch der Schwesterkooperation Sofatex übernommen hat, zog dabei interessante Vergleiche zwischen der Spielstätte für die Opern Richard Wagners und seiner Verbundgruppe: "So wie der Orchestergraben immer wieder bei Dirigenten für Verwirrung sorgt, löst auch die Coratex bis heute bei manchen Marktteilnehmern ein derartiges Gefühl aus - nämlich dann, wenn man aufzählt, was wir alles für unsere Partner tun." Er fuhr fort: "Wir wollten von Anfang an besser sein als ein klassischer Einkaufsverband und haben deshalb auch mit einigen überkommenen Regeln gebrochen. Die Idee war eine aktive Unterstützung der Mitglieder, die deutlich über den Einkauf hinaus geht." Als Beispiele führte Klenk die Professionalisierung von Dienstleistungen an, die Verbesserung von Unternehmenskennzahlen oder den Aufbau der Marke vor Ort.
Vernetzung und Dialog sind wichtig
Damit die Anschlusshäuser im sich verstärkenden Wettbewerb besser bestehen können, sollten sie sich außerdem untereinander vernetzen. "Die Coratex war in den 1980er Jahren sozusagen das Facebook für Raumausstatter und damals ihrer Zeit ein gutes Stück voraus", wählte Klenk ein interessantes Bild.
"Im letzten Jahr wurde dann der Werbebaukasten neu geschaffen. Die Partnerhomepage ist mittlerweile in der zweiten Generation, das Online-Angebot nutzen bereits mehr als 50% der Mitglieder. Das ist wohl auch einmalig in der Branche", verkündete er stolz und betonte gleichzeitig: "Der 5 Sterne-Wohnberater, die Erfa-Arbeit, Partnerforen - das alles sind Dinge, die im Dialog mit den Mitgliedern entstanden sind." An deren Bedürfnissen orientiere man sich auch weiterhin. Wichtige Themen seien die Nachwuchsförderung und die Außendarstellung der Mitglieder als guter Ausbildungsbetrieb. Ein entsprechendes Konzept werde im Herbst auf den Partnerforen präsentiert.
Ortswechsel: Am zweiten Tag stand ein Ausflug in die Weltkulturerbe-Stadt Bamberg auf dem Programm. Bei einer Schifffahrt über die Regnitz lernten die Gäste das romantische "Klein-Venedig Oberfrankens" vom Wasser aus kennen. Humorig gestaltete Stadtführungen vermittelten alles Wissenswerte über den historischen Stadtkern und den berühmten Rosengarten der Neuen Residenz.
Emotionaler Abschied von Dr. Wolfgang Wechsler
Bei der Abendveranstaltung auf der imposanten Plassenburg hoch über Kulmbach mischte sich dann auch ein wenig Wehmut in die Feierlaune. Denn bei erlesener regionaler Küche und Partymusik ging eine Ära zu Ende: Dr. Wolfgang Wechsler, Initiator, Mitbegründer, langjähriger Geschäftsführer und weitsichtiger Wegbegleiter der Coratex wurde in den Ruhestand verabschiedet - in seinem Fall ganz sicher ein wohlverdienter. Dass es dabei nicht allzu traurig wurde, dafür sorgte Wechsler selbst mit Humor, Schlagfertigkeit und Wortgewandheit, als er im launigen Dialog mit Moderator Christian Höreth seine Karriere Revue passieren ließ.
So erfuhr das Publikum, dass der "Vater" der Coratex im Alter von fünf Jahren das Bischofsamt in Eichstädt angestrebt hatte: "Weihrauch, Orgelmusik, diese herrlichen Gewänder - und mittendrin der Chef. Großer Stab, große Mütze, das wollte ich werden." Mit dem Aufkommen vorpubertärer Gefühle sei es dann vorbei gewesen mit "Bischof Wechsler". "Aber man stelle sich einmal vor, der Wunsch wäre in Erfüllung gegangen: Dann wäre hier nicht von Abschied die Rede, sondern es würde geschaut, was für ein Job in Rom gerade frei ist."
Bei Saum & Viebahn habe er damals angefangen, weil er in einem mittelständischen Unternehmen arbeiten wollte und ihm dessen Substanz und das Entwicklungspotenzial gefallen hätten. Das Thema Raumausstattung fand er zu diesem Zeitpunkt nicht übermäßig "sexy". Dennoch sind aus den geplanten 2 bis 3 Jahren schließlich 33 geworden. "Wir haben in dieser Zeit die Firma mehrfach neu erfunden, in unterschiedlichen Wirtschafts- und Branchensituationen wechselnde Geschäftsmodelle gefahren. Aber immer mit viel Emotionen. Es war immer Herzblut bei der Sache, aber auch Spaß", so Wechsler. Stolz sei er auf die Entscheidung, Saum & Viebahn Anfang 2003 als internationalen Textilverlag mit profiliertem Sortiment und klarer Marketing-Positionierung zu etablieren. Der Erfolg habe ihm recht gegeben. Bei der Coratex sei es wiederum gelungen, sie als Kooperation zu etablieren und erfolgreich zu führen.
Die Zukunft ist gesichert
Im Laufe des Abends kamen auch einige berufliche Wegbegleiter Wechslers zu Wort. Hans Schüssel, Geschäftsführer der Weberei Rohleder, kennt ihn seit mehr als 23 Jahren: "Die Zeit mit ihm war sehr spannend, sehr emotional. Wir haben gemeinsam Marketingkonzepte und Kollektionen in den Markt gebracht, dabei auch die eine oder andere Auseinandersetzung geführt. Aber der Respekt voreinander war immer da." Bernd Kout schätzt die kühle Sachlichkeit Wechslers, "aber auch die unbeschwerte Lockerheit, die er uns auch heute wieder vorgeführt hat. Geschäftsverhandlungen durch einen Witz aufzulockern und trotzdem noch den Fokus zu behalten, das ist nicht ohne", bemerkte der Munzert-Geschäftsführer.
Friedrich Petrat, Geschäftsführer bei Hunter Douglas in Kassel, bedauerte, dass sich mit Wechsler ein Visionär aus der Branche verabschiede: "Er hat die Firma geformt und dafür gesorgt, dass Saum & Viebahn zukunftsfähig ist."
Zukunft war dann auch das richtige Stichwort, als Wolfgang Wechsler das Team auf die Bühne bat, das in den nächsten Jahren die Geschicke von Saum & Viebahn und der Coratex bestimmen wird. "Wir sind seit einigen Jahren dabei, aus eigenen Mitarbeitern eine junge Führungscrew zu bilden, die unter der Leitung von Susanne Schicker-Westhoff in der Zukunft Erfolg haben wird."
Letztere fasste in ihrem Schlusswort die Gefühle vieler Anwesender in einem Satz zusammen: "Ich vermisse ihn jetzt schon."
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BTH Heimtex 07/13
(Wirtschaft)