Parkettlegermeister Ralph Schneppensiefen zur Ausbildungssituation
"Mehr Geld ist nicht die Lösung, mehr Image schon"
"Niemand wird groß mit dem Wunsch, Parkettleger zu werden", so umschreibt Parkettlegermeister Ralph Schneppensiefen eines der größten Probleme, das sein Gewerk aktuell hat - Nachwuchssorgen. Um so bemerkenswerter ist es da, dass er in seinem eigenen Betrieb geschafft hat, seit 1996 jedes Jahr einen jungen Menschen in die Lehre genommen zu haben. Aber auch bei Schneppensiefen in Bergisch Gladbach fliegen die Bewerbungen auf eine freie Ausbildungsstelle nicht in rauen Mengen ins Haus. Ganz im Gegenteil. "Im Schnitt haben wir pro Jahr drei Bewerber. 2013 allerdings noch gar keinen", macht Schneppensiefen aus der schwierigen Situation keinen Hehl. Dabei glaubt er nicht einmal, dass der Beruf unattraktiv ist, sondern dass das Problem viel mehr darin zu suchen ist, dass er schlichtweg zu unbekannt ist.
Viele die sich bei ihm bewerben, wollen zwar "irgendwie was mit Holz" machen, sind aber bei den bekannteren Berufen wie Zimmermann oder Tischler nicht zum Zuge gekommen. Auch die schulischen Leistungen einiger Bewerber sind eher dürftig, so dass hier von den ausbildenden Betrieben schon große Abstriche gemacht werden. "Einen Bewerber mit Abitur hatten wie hier noch nie. Im Gegenteil, manchmal muss man schon froh sein, wenn der Bewerber überhaupt einen Abschluss hat", macht der Chef von 19 Mitarbeitern deutlich, wie schwierig die Situation mittlerweile ist.
Deswegen spielen die Noten bei der Wahl des Azubis auch nicht mehr die entscheidenden Rolle. Von größerer Bedeutung sind beispielsweise Dinge wie Fehlstunden, die für Schneppensiefen ein Zeichen fehlenden Willens sind. Und genau den erwartet er von seinen Auszubildenden. "Engagement und Begeisterungsfähigkeit entscheiden maßgeblich darüber, ob ein Bewerber in Frage kommt." Auf jeden Fall muss jeder Kandidat eine Weile zur Probe arbeiten. In dieser Phase wird dann auch die endgültige Entscheidung gefällt. "Hier muss er sich einbringen. Zeigen, dass er sieht, wo er gebraucht wird. Meine Gesellen haben ein feines Gespür dafür, ob es passt oder nicht. Das merken sie zumeist sofort. Auf deren Urteil kommt es an."
Aber auch wenn der Lehrling die erste Hürde genommen und einen Ausbildungsvertrag erhalten hat, wird erwartet, dass das Engagement hoch bleibt. "Wer die Lehre annimmt, der darf bei uns auch schnell viel machen. Das geht nicht unbedingt nach Lehrplan", erläutert Schneppensiefen. Mit dieser Vorgabe ist er bisher gut gefahren und hat mit einer Ausnahme alle Lehrlinge durch die Prüfung gebracht. Dennoch würde er sich wünschen, dass die Lehrlinge die Angebote, die ihnen von den jeweiligen Lehrbetrieben gemacht werden, noch mehr nutzen.
"Wir bieten den Lehrlingen eine eigene Werkstatt, die sie immer nutzen können. Auch Samstags. Wie veranstalten regelmäßige Übungstage, wo ihnen alle Tricks & Kniffe gezeigt werden. Alle Materialien und Maschinen werden gestellt. Sie müssen es nur annehmen, denn wir können niemanden zu seinem Glück zwingen", meint Ralph Schneppensiefen.
Nicht glücklich ist er darüber, dass die Azubis aufgrund von Berufsschule, außerbetrieblicher Ausbildung und Urlaub auch immer längere Phasen am Stück aus dem Betrieb genommen werden. "Bei einigen reichen diese Phasen schon, um aus dem beruflichen Alltag komplett raus zu kommen", so Schneppensiefen, der die schulische und außerbetriebliche Ausbildung damit nicht kritisieren möchte. Im Gegenteil. "Das Niveau der Schulen und der außerbetrieblichen Ausbildung ist gut. Es darf auch nicht abgesenkt werden, nur um die Durchfallquote möglichst gering zu halten. Auch die Rückmeldung der Lehrer ist o.k. Ganz wichtig ist auch der Maschinenkurs", lautet sein Fazit.
Das man die Attraktivität des Berufs durch eine höhere Vergütung in der Ausbildung signifikant erhöhen kann, glaubt Schneppensiefen dagegen nicht. "Wir müssen einfach deutlicher machen, dass die Zukunftsaussichten gut sind. Nach der Ausbildung stehen doch alle Wege offen, ob Meisterbrief oder vielleicht sogar Fachhochschule. Auch mit Hauptschulabschluss. Ich kann jedem nur raten, sich weiter zu qualifizieren und zu spezialisieren, beispielsweise auch als Restaurator", beschreibt er die Chancen, die sein Beruf bietet.
Abseits der großen Initiativen wie der jetzt anlaufenden "Zukunft Bodenhandwerk", versucht Schneppensiefen bei sich vor Ort in Bergisch Gladbach in kleinen Schritten den Beruf ein wenig bekannter zu machen. Zusammen mit anderen Gewerken präsentiert sich sein Unternehmen in eigener Initiative in einer kleinen lokalen Gewerbeschau.
Anders als bereits jetzt schon viele seiner Kollegen wird Schneppensiefen trotz der momentanen Situation weiter ausbilden. "Natürlich kostet Ausbildung Mühe und natürlich auch Geld. Aber meiner Meinung nach ist mit der Führung eines Betriebes auch soziale Verantwortung verbunden. Wir müssen den jungen Leuten eine Chance geben, denn wir brauchen den Nachwuchs", ist Schneppensiefen überzeugt. "Den Großteil meiner Leute hab ich selber ausgebildet und deren handwerkliche Leistungen dann zu sehen, macht Freude", schließt er sein Plädoyer für die Ausbildung.
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Parkett Magazin 04/13
(Wirtschaft)