Landesinnung Hessen
Nacherfüllungspflicht birgt große Risiken für das Handwerk
In Anwesenheit des Bundesinnungsmeisters Joachim Barth fand im März im Sitzungssaal der Fernwaldhalle in Steinbach (Hessen) eine gutbesuchte Frühjahrsversammlung der Landesinnung Hessen Parkett und Fußbodentechnik statt.
Vor den 160 anwesenden Mitgliedern wies Obermeister Michael Blum auf die Auswirkung des BGH-Urteils vom Herbst 2012 über die gesetzliche Nacherfüllungspflicht hin, nachdem ein Lieferant oder ein Hersteller nach einem Produktschaden lediglich die Lieferung des Ersatzmaterials schuldet.
Das kann im Schadensfalle für die Handwerker große Risiken bergen. "Wir können auf enormen Kosten sitzen bleiben, denn in vielen Fällen sind die Kosten für die Behebung des Schadens wesentlich höher, als der eigentliche Materialpreis", so Blum. Die Betriebe sind in den meisten Fällen auf die Kulanz der Lieferanten angewiesen. Der Obermeister riet den Mitgliedsbetrieben, nicht nur immer den billigsten Lieferanten zu suchen, sondern auf langfristige Partnerschaft zu setzten.
Auch Bundesinnungsmeister Barth ging auf das Thema Nacherfüllungspflicht ein. Während der Bundesgerichtshof Verbrauchern im Fall eines nachträglich erst erkennbaren Mangels nur Materialersatz und Ausbaukosten zusprach, hat im Gegensatz dazu der Europäische Gerichtshof (EUGH) dem Verbraucherschutz absoluten Vorrang gegeben und für Recht erkannt, dass auch sämtliche Folgekosten vom Lieferanten zu tragen sind. Im Rahmen der Umsetzung des europäischen Rechts in das nationale erkannte man beim Bundesjustizministerium, dass z. B. Handwerker mit dem weiterhin nur bestehenden Anspruch auf Ersatzmaterial ungerecht behandelt werden. Dem Rechnung tragend sollte das Anspruchsrecht der Handwerker ausgeweitet werden, wogegen die Industrie massiven Einspruch geltend machte, der Zentralverband des Handwerks aber leider nicht mit der notwendigen Konsequenz dagegen wirkte. Es sei zu befürchten, dass das Vorhaben, Gerechtigkeit auch gegenüber verarbeitenden Betrieben durchzusetzen, auf Jahre blockiert bleibt. Um so wichtiger sei es, bei der Auswahl der Lieferanten insbesondere diese Problematik zu klären. Der Zentralverband werde mit seinen Fördermitgliedern diesbezügliche Gespräche führen.
Barth bat alle, jede Gelegenheit zu nutzen, Politiker auf diese Situation hinzuweisen. Schließlich trage der Schutz von Betrieben auch zum Schutz des Verbrauchers bei. Auch Empfehlungen gegenüber den Verbrauchern, sie mögen sich zur Wahrung ihrer Interessen das Material selbst kaufen und Handwerker nur mit dem Einbau beauftragen, seien der falsche Weg. Ohne Wertschöpfung aus dem Materialeinkauf wäre zwangsläufig die Existenz der Betriebe ernsthaft gefährdet.
Ein weiteres Thema war der aktuelle Facharbeitermangel. "Dies ist eine der größten Zukunftsherausforderungen des Handwerks", machte Blum deutlich. Es sei auf die Dauer nicht durchzuhalten, dass im Handwerk Vollbeschäftigung herrsche und die Auftragsbücher voll seien, zugleich aber Meister und Gesellen immer älter würden, ohne dass genügend junge Menschen nachfolgen. Der Zentralverband und die Kreishandwerkerschaft unterstützen die Betriebe bei der Suche nach Auszubildenden. Uwe Bock (KH-Giessen) wies in der Sitzung zusätzlich darauf hin, dass eine abgeschlossene Lehre mit anschließendem Meisterbrief auch den Weg in die Universitäten und Hochschulen freimache. Es gebe hervorragende Aussichten für eine "Karriere mit Lehre".
In einem Fachvortrag beschäftigte sich Jürgen Linke von der Firma PCI mit System-Abdichtungen im Bad. Durch den Einsatz der flexiblen Abdichtungsbahn PCI-Pecilastic W mit dem Spezial Dichtband PCI Pecitape 120 einschließlich der erforderlichen Innen- und Außenecken wird der Unterboden sicher abgedichtet. Anschließend können für Feuchträume geeignetes Parkett und Landhausdielen sicher verlegt und verklebt werden.
Dirk Mentrup, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Nadelschnittholz, informierte die Versammlung in seinem Vortrag über die Vor- und Nachteile der einzelnen Holzarten für Terrassen- und Balkonbeläge und vermittelte den Anwesenden ein breites Grundwissen über diese Produkte und deren Hilfsstoffe.
aus
Parkett Magazin 04/13
(Wirtschaft)