Balta/ITC setzt verstärkt auf Polypropylen

Vorstoß ins Objekt

Die Balta Gruppe ist mit ihren Teppichboden-Marken Balta, ITC und Domo traditionell stark in deutschen Volumen-Absatzkanälen. Die Veränderte Marktlage hat die Verantwortlichen aber dazu gebracht, umzudenken. Mit der neuen Arc Edition ist jetzt eine interessante Objektkollektion im Sortiment. Gleichzeit wird das Engagement in Sachen Polypropylen forciert. Hier sieht man auf dem deutschen Markt großes Potential.

Wird Luc Jungbloet, seines Zeichens Balta-Vertriebsleiter in Deutschland, Österreich und Osteuropa, derzeit nach dem Geschäft mit Teppichböden gefragt, zitiert er gerne einen seiner früheren Chefs mit den Worten: "Erst bei Gegenwind und bergauf erkennt man die besten Radfahrer." Das umschreibt in schmeichelhaften Worten die schwierige Situation vor allem auf dem deutschen Markt. Und laut Jongbloet sind die ersten sechs Monate 2013 noch sehr viel schwieriger verlaufen als erwartet: "Ich kann mir kaum einen Hersteller vorstellen, der behauptet, ihm würde es anders gehen, oder der gar Wachstum in Deutschland erzielt."

Aus Sicht des 45-Jährigen ist dabei die Talsohle noch immer nicht erreicht. Zunehmend leide auch der deutsche Markt - bisher zugleich Motor und Stabilisierungsanker im europäischen Wirtschaftsraum - an den niedrigen Löhnen und dem dadurch verursachten schwachen Konsum im Inland. Besonders die Preiseinstiegsprodukte hätten es schwer.

Darunter leidet Balta, aber der Kopf wird nicht in den Sand gesteckt. Neue Fasern und Kollektionen sollen die Wende bringen. Etwa die neue Objekt-Kollektion Arc Edition, die sich unter anderem mit Chromojet-Qualitäten an Planer, Designer und Architekten in jedem Preissegment richtet. Sie zeigt, dass die Belgier auch Objekt können. Und das ist wichtig, weil dieses Segment im Gegensatz zum normalen Handelsgeschäft relativ stabil geblieben ist. Mit der Arc Edition hat Balta zum Beispiel Ausschreibungen der Hotel-Kette Radisson für die Renovierungen mehrerer Standorte gewonnen.

Kollektion statt Marke

Arc Edition ist Marken- und produktübergreifend konzipiert und integriert Qualitäten aus allen Bereichen des Unternehmens. Das ist ein Stück weit eine strategische Kursänderung. Noch vor einem Jahr betonten die Verantwortlichen, dass ihren Kunden die drei Marken Balta, ITC und Domo am wichtigsten seien. Jetzt erklärt Luc Jongbloet: "Wir haben mittlerweile festgestellt, dass es noch wichtiger ist, für welche Einsatzbereiche ein Teppichboden geeignet ist. Deswegen hängen wir beispielsweise mit der Objekt-Serie Arc Edition eine Kollektion höher auf als unsere Marken selbst."

Ob auf die Marke Domo, deren Nutzungsrechte Ende 2013 auslaufen, eine neue folgt, ließen Jongbloet und Marketingleiter Geert Vanden Bossche offen. Offiziell wird eine Entscheidung erst im Oktober verkündet. Angesichts schrumpfender Märkte und der jüngsten Kurskorrektur hin zu Kollektionen erscheint es gegenwärtig aber wahrscheinlich, dass Balta in Zukunft mit zwei Marken agieren wird.

Innovativ zeigt man sich in Sint-Baafs-Vijve nicht nur im Objekt, sondern auch für seine Handelskunden. Die Kollektion Amaize beispielsweise wird aus einem Garn auf Basis von Maisstärke hergestellt. Balta wirbt für dessen Eigenschaften mit dem Slogan "Aus diesem Teppichboden kriegen Sie jeden Fleck heraus" und gibt auf den integrierten Fleckenschutz eine Garantie von fünf Jahren.

Spezialisten statt Allrounder im Vertrieb

Sensit ist ein neues Garn, das mit 300 Filamenten besonders weich, aber trotzdem strapazierfähig ist. Mit ihm verstärken die Belgier ihre Aktivitäten im Bereich Polypropylen (PP). Hier sieht man in der Zukunft sogar Wachstumspotenziale auf dem deutschen Markt. Weil die Preise sinken und gleichzeitig die PP-Ware immer besser werde, wachse dieses hierzulande - auch wenn Deutschland traditionell ein Polyamid-Land sei.

Großbritannien habe diese Entwicklung bereits hinter sich. Lag der Anteil von Polyamid vor fünf Jahren noch bei rund 25%, sei er momentan bei nur noch 5% - der Rest wird mit Teppichboden aus PP bedient, berichtete Vanden Bossche. Auf dem deutschen Markt stehe Balta mit Polypropylen weniger mit den eigenen Landsleuten im Wettbewerb als mit den Teppichbodenherstellern aus den Niederlanden.

Nichts ändern wird Vertriebsleiter Jongbloet an der Struktur seiner siebenköpfigen Vertriebsmannschaft: Jeweils ein Mitarbeiter ist für ITC, Balta, Messe/Sonderprojekte und Fliesen verantwortlich, die drei übrigen kümmern sich um die Marktbetreuung in Deutschland und Österreich. "Auf Kundengruppen und Absatzkanäle spezialisierte Leute zu haben, ist sehr wichtig", sagt Jongbloet. Er hält wenig vom Trend hin zu Allroundern. "Überspitzt gesagt, verkaufen die morgens im Objekt, mittags auf der Großfläche und nachmittags Fliesen. Das funktioniert nicht."


Balta Gruppe Daten und Fakten


Balta Industries NV
Wakkensteenweg 2
8710 Sint-Baafs-Vijve, Belgien
Tel.: +32 (0) 56 / 6 22-2 11
Fax: +32 (0) 56 / 6 22-3 55
info@baltagroup.com
www.baltagroup.com

Gesellschafter: Filip Balcaen
CEO: Hendrik Deruyck
CFO: Carl Verstraelen
Vertriebsleiter Teppichboden Wohn- und Objektbereich D, A und Osteuropa: Luc Jongbloet
Marketingleiter: Geert Vanden Bossche

Gründungsjahr: 1964
Mehrheitsaktionär: Doughty Hanson & Co
Mitarbeiter: 3.500
Außendienst Deutschland/Österreich: 7
Umsatz 2012: 709Mio.EUR

Produkte:
-Teppichboden
-abgepasste Teppiche
-Teppichfliesen
-Fasern und Garne
aus BTH Heimtex 09/13 (Wirtschaft)