Praktiker-Gruppe

Auch Max Bahr muss Insolvenz anmelden


Nach der Insolvenz der Praktiker Baumärkte ist nun auch die Tochter Max Bahr zahlungsunfähig. In der Begründung des Konzerns heißt es, ein Warenkreditversicherer habe seine Zusicherungen gegenüber den Lieferanten nicht mehr aufrechterhalten. Dadurch sei eine zuverlässige Belieferung der 78 Märkte nicht mehr gewährleistet. Wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit wurde daher beim Amtsgericht Hamburg der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Hamburger Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder von der Kanzlei Johlke, Niethammer & Partner.

2007 hatte Praktiker das 1879 gegründete Familienunternehmen übernommen. Als der Konzern in finanzielle Schieflage geriet, galt die einstmals profitable Tochter als Hoffnungsträger und sollte zur Hauptvertriebslinie ausgebaut werden. Allerdings schrieb auch Max Bahr in den letzten beiden Jahren rote Zahlen: Das EBITDA lag 2011 bei -20,9Mio.EUR und 2012 bei -14,5Mio.EUR.

Dennoch wurden im Zuge der Sanierungsbemühungen 54 Praktiker-Filialen auf Max Bahr umgeflaggt. Diese werden in der Baumarkt MB Vertriebs GmbH geführt, einer Tochtergesellschaft der Baumarkt Praktiker Deutschland GmbH. Deshalb ist nicht Jens-Sören Schröder als vorläufiger Insolvenzverwalter für sie zuständig, sondern Christopher Seagon von der Heidelberger Kanzlei Wellensiek, der auch acht insolvente operative Praktiker Teilgesellschaften betreut.

Inzwischen ist der Betrieb bei Max Bahr vorerst gesichert. Auf Basis eines Massekredites, über dessen Einzelheiten Stillschweigen vereinbart wurde, haben Lieferanten, Warenkreditversicherer und andere Kreditgeber entsprechende Zusagen erteilt. Die Vereinbarung gilt auch für die auf Max Bahr umgeflaggten Praktiker-Märkte. Von den verbliebenen 168 Praktiker-Standorten werden 48 bis spätestens zum 31. Oktober geschlossen, weil sie schon seit längerem deutliche Verluste erwirtschaften. Gleiches gilt für 3 von insgesamt 14 Standorten der Vertriebsschiene Extra Bau+Hobby.

"Diese Märkte haben unter dem Dach von Praktiker oder Max Bahr keine Perspektive", erklärte Christopher Seagon. Ein leerer Markt sei aber insbesondere für potentielle Investoren aus anderen Branchen attraktiver als einer mit laufendem Betrieb.

Derweil geht die Suche nach Interessenten für den Baumarktkonzern weiter. Die Gespräche darüber verliefen äußerst konstruktiv und zielführend, hieß es von den Insolvenzverwaltern. Ein strukturierter Investorenprozess sowohl für die Max-Bahr- als auch die Praktiker-Einheiten sowohl im In- und Ausland sei in Vorbereitung.
aus BTH Heimtex 09/13 (Wirtschaft)