Domotex Asia / Chinafloor, Shanghai
Steil ansteigende Nachfrage
Wenn es in China um ökonomische Kennziffern geht, dann ist oft von Bestmarken die Rede: Das Land hat sich in Rekordzeit industrialisiert und dabei den am schnellsten wachsenden Automobil- und Immobilienmarkt aufgebaut. Letzterer garantiert der Bodenbelags- und Teppichbranche glänzende Aussichten für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Dabei geht es nicht nur um die bloße Quantität des zukünftigen Wohnraumes im Reich der Mitte, sondern vor allem auch um einen Wandel der Wohnkultur. Bereits heute lebt die Hälfte der 1,3Mrd. Chinesen in Städten, und die Regierung fördert die Urbanisierung massiv, um Land und Gesellschaft auch infrastrukturell schneller entwickeln zu können. Die Nachfrage nach Bodenbelägen wird in China im Zeitraum von 2010 bis 2015 um 38 Prozent wachsen, prognostiziert McKinsey.
Die Domotex Asia / Chinafloor in Shanghai ist ein Spiegel dieses Trends. Ende März hat die 15. Ausgabe der Bodenbelagsmesse stattgefunden. Sie kann daher, wie selbstverständlich, neue Rekordzahlen vermelden: Mit mehr als 42.000 Besuchern gab es ein Wachstum von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 27 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland, das sind 14 Prozent mehr als 2012. Die meisten davon reisen aus Südkorea, den USA, Japan, Australien und Indien an. Insgesamt 1.122 Aussteller zeigten auf 130.000 Quadratmetern ihre Produkte.
Die Aussteller des deutschen Gemeinschaftspavillons haben ihre Anreise in die 20-Millionen-Metropole nicht bereut. "Unsere Firmen waren sehr zufrieden mit der Anzahl der Besucher und auch mit deren Qualität", resümiert Barbara Schmidt-Zock, Referentin beim Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie. "Darüber hinaus erfreuen sich die Teilnehmer eines guten Nachmesse-Geschäfts." Es zeigt sich, dass sich die Domotex Asia /Chinafloor trotz der großen Entfernung auch bei deutschen Ausstellern längst als wichtiger Branchentermin etabliert hat. "Auch wenn die Mehrzahl der Besucher aus Asien kommt, nimmt die Internationalität der Messe weiter zu", erklärt Schmidt-Zock. "Hier finden die Aussteller Kunden, die sie bei der Domotex in Hannover nicht erreichen."
Auch für die Teppichbranche ist Shanghai im Frühjahr ein immer wichtigerer Zielort. Zwei komplette Hallen waren durch internationale Teppichanbieter belegt, es gab dabei kaum Leerstände. "Für die Aussteller ist die Messe auch in diesem Jahr sehr gut gelaufen", sagt Frank Nelling, Einkaufsleiter bei Reinkemeier. "Sowohl im Sourcing als auch im Vertrieb war die Resonanz enorm." Sein Unternehmen hat sich in diesem Jahr mehr auf den Einkauf konzentriert und ist mit dem Ergebnis hoch zu frieden. Allerdings ist das Kundenspektrum insgesamt etwas schmaler geworden. "Ich habe diesmal weniger Einkäufer aus dem Westen gesehen", erklärt Nelling. "Ein immer größerer Anteil von ihnen kommt aus der Region - vor allem aus China, Korea und Japan."
Die Paulig Teppichweberei war als einziger Teppich-Anbieter auf dem deutschen Gemeinschaftsstand vertreten und erzielte höhere Umsätze als in den vergangenen zwei Jahren. "Wir hatten mehr Besucher als im Vorjahr", erklärt Thomas Graf, der den internationalen Vertrieb leitet. "Unsere Kunden sind dabei vor allem chinesische Einzelhändler; aber auch aus Japan und Südamerika gab es großes Interesse." Chinesische Anbieter von handgeknüpften Teppichen gibt es zwar kaum noch, aber dafür steigt vor Ort das Angebot von maschinengewebter Ware. "Bei den chinesischen Kunden gibt es noch kein ausgeprägtes Preisbewusstsein", sagt Graf. "Deshalb ist es wichtig, die richtigen Produkte im Einstiegsbereich anzubieten."
Jeder Anbieter verfolgt in Shanghai seine eigene Verkaufsstrategie - dabei ist die Bilanz der Teppichbranche auf der asiatischen Leitmesse deutlich positiv. Deshalb stehen die Zeichen der Domotex Asia / Chinafloor weiterhin auf einen stabilen Expansionskurs.
Fakten zur Messe
Aussteller: 1.122 aus 107 Ländern
Besucher: 42.000 (27% aus dem Ausland)
Ausstellungsfläche: 130.000 m
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aus
Carpet Magazin 03/13
(Wirtschaft)