Bettenring

"Bisher nicht erreichter Spitzenwert"

Mainz/Filderstadt. Alle reden von der Krise - der Bettenring nicht. Vorstand und Aufsichtsrat hatten bei der diesjährigen Generalversammlung in Mainz viel Positives zu berichten: Sowohl der Umsatz als auch die Rückvergütung bewegen sich weiter nach oben.

Mit einem Umsatzplus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr hat der Bettenring das Jahr 2012 erneut positiv abgeschlossen. Der Nettoumsatz (ohne Mehrwertsteuer) betrug 79,4 Mio. Euro. Damit hat der Verband, dem aktuell 210 Mitglieder mit 241 Fachgeschäften angehören, seinen Umsatz in der vergangenen vier Jahren um gesamt 11 Prozent steigern können.

Die genossenschaftliche Rückvergütung für die Mitglieder beträgt wie im Vorjahr 1,75 Prozent. "Das ist das zweite Mal in Folge ein Höchstwert in der Geschichte des Bettenrings" freute sich Geschäftsführer Dr. Martin Süß bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. Der Gesamtausschüttungsbetrag für das Geschäftsjahr 2012 beträgt 2,957 Mio. Euro (2011: 2,814 Mio. Euro). "Das ist ein bisher noch nicht erreichter Spitzenwert", so Süß. Die Eigenkapitalquote des Bettenrings lag nach seinen Angaben im vergangenen Jahr bei 51 Prozent, Bankverbindlichkeiten gebe es keine.

Gute Nachrichten also, die der Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Schulze-Aissen so erklärte: "Ergebnisse dieser Größenordnung lassen sich nach dem Verständnis von Vorstand und Aufsichtsrat bei der gegebenen klaren Konzentration auf das Wesentliche - die Belange der Mitglieder -, beharrlichem Arbeiten und dem Verzicht auf außenwirksame Prestigeprojekte erzielen." Schulze-Aissen nannte es "bemerkenswert", dass der Bettenring zum zweiten Mal in Folge eine so hohe Rückvergütung darstellen konnte. Und dies "bei vergleichsweise niedrigen Personal- und Sachkosten", wie er betonte. Inklusive Vorstand arbeiten (auf Vollzeit gerechnet) 17,5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Verband.

Schulze-Aissen führte die positive Situation im Bericht des Aufsichtsrates unter anderem auf "ein umfassendes und ständig weiterentwickeltes Leitstungsspektrum" des Verbandes zurück, ging aber auch auf den konjukturellen Rahmen ein: "Obwohl unverändert eine erhebliche Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Eurokrise besteht, schlug sich dies in Deutschland nicht in einer spürbaren Kaufzurückhaltung nieder. Dass die konjukturelle Entwicklung sogar maßgeblich durch eine stabile Konsumnachfrage der privaten Haushalte getragen wird, war auch an der wiederum positiven Umsatzentwicklung in den Mitgliedshäusern der Bettenring eG ablesbar", so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Für das Jahr 2013 erwartet Schulze-Aissen eine weiterhin positive Grundstimmung der Verbraucher und damit auch einen weiterhin positiven Geschäftsverlauf: "Aus heutiger Sicht nehmen wir mit der gebotenen Vorsicht für 2013 ein Jahresergebnis auf dem Niveau 2012 an." Allerdings sei dies kein Selbstgänger, wie der Blick auf das Verbraucherverhalten beispielsweise bei Schuhen oder Büchern zeige, die immer öfter im Internet gekauft würden. "Wir müssen dem Verbraucher erklären, dass die Themen Schlaf und Bett anspruchsvoller sind. Der Verbraucher benötigt unsere Waren- und Wissenskompetenz, die wir ihm vermitteln müssen", so Schulze-Aissen. "Bei uns werden die Kunden ehrlich und umfangreich beraten."

Für Geschäftsführer Süß ruht der Erfolg des Bettenrings auf den zwei starken Säulen des Verbandes: den Eigenmarken und dem ganzheitlichen Beratungsansatz. Mit Dormabell verfüge man über eine Eigenmarke mit gewachsener Stärke aus eigenständiger Produktentwicklung und exklusiver Vermarktung in den Mitgliedshäusern, ergänzt durch den gesamten textilen Bereich unter Dormabell Home, so Süß. Hinzu kommen noch die Marken Sympathica und Schlummermarkt. "Marken brauchen ein eindeutiges Leistungsversprechen", betonte der Geschäftsführer. Dies sei bei Dormabell mit dem entsprechenden Slogan gegeben: "Die Marke für den erholsamen Schlaf."

Doch auch der schönste Slogan ist nur so gut wie das Team, das ihn vor Ort in entsprechende Abverkäufe umsetzt. Denn, so Süß: "Marken brauchen Begeisterung und Zugehörigkeit." Und die werde den Endkunden im Fachgeschäft vermittelt - oder eben nicht. "Egal, wieviel Geld sie ausgeben, sie bekommen ihre Marketingbotschaft nicht rüber, wenn ihr Team sie nicht lebt", betonte Süß und warb damit gleichzeitig dafür, die Schulungsangebote des Bettenrings zu nutzen. Denn von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde heute viel erwartet: "Vertrauen, Entertainment, Menschlichkeit, Erfolg, Geld, Entwicklung: Das sind die Voraussetzungen für ein gutes Team." Das Schulungsprogramm 2013/14 setze auf zwei Schwerpunkte: das Basiswissen rund um Produkt und Beratung sowie Verkaufstraining und Motorrahmen.

Bettenring-Vorstand Günther Budde ging ebenfalls auf das richtige Verkaufen ein und nannte einige konkrete Zahlen. So habe sich der Bettenring-Umsatz im Zehnjahresvergleich um 16,6 Prozent erhöht, während die Kosten um 6,8 Prozent gesunken seien. Ergebnis: Die Bonusausschüttung für die Mitglieder hat sich zwischen 2002 und 2012 mit einem Plus von 122,5 Prozent weit mehr als verdoppelt. Budde erwähnte dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der immer wieder diskutierten Frage der Preisfindung. "Wenn man ins Netz schaut, sieht man die entsprechenden Angebote", betonte er und nannte es einen Kardinalfehler, wenn der Preis als Produkt aus Einstandskosten und erwünschtem Aufschlag gesehen werde.

"Richtig ist es zu ermitteln, welchen Preis der Kunde zu zahlen bereit ist", so Budde, der entsprechende Untersuchungsergebnisse präsentierte: 199 Euro für die Zudecke und 499 Euro für die Matratze. "90 Prozent der Kunden wollen nicht mehr ausgeben." Gleichwohl sei die Qualität nach wie vor das Hauptargument beim Kauf einer Matratze. "Für ein Produkt, dessen Nutzen der Kunde kennt, ist er auch bereit, seinen Preis zu zahlen", glaubt Budde und appellierte an die Fachhändler, entsprechende Neugierde zu wecken und Kaufimpulse zu schaffen. "Man muss auch eine Geschichte dazu erzählen", unterstrich er die Notwendigkeit einer entsprechenden Inszenierung. "Preisgespräche des Kunden basieren auf Fehlern, die im Vorfeld gemacht wurden.

Bei Dormabell gebe es grundsätzlich keine Einstiegspreislagen, so Budde. "Das Dormabell-Produkt muss aus sich heraus gut sein, hier muss man nicht mit dem Preis kommen." Für die Zukunft sieht der Bettenring-Vorstand nach seiner Aussage zwei Kernaufgaben: höhere Preise durchzusetzen und neue Kunden zu gewinnen. Budde gab sich hier optimistisch, denn: "Wir haben tolle Produkte." Allerdings gelte es, von der reinen "Produktdenke" wegzukommen. "Wir müssen mehr auf den Kunden zugehen", forderte Budde, der damit auch die Gefahr durch das Internet für den stationären Fachhandel zu relativieren versuchte. "Unser Pluspunkt ist der Mensch - und der fehlt online."


Hochkarätige Vorträge: Ziele, Visionen - und der Boden der rechtlichen Tatsachen



Vorträge sind das Salz in der Suppe einer interessanten Tagung. Beim Bettenring traten der Medienanwalt Ralf Höcker sowie der Unternehmer Matthias Pohl (Kölle Zoo) auf. Lang anhaltenden Applaus erhielt der blinde Extrembergsteiger Andy Holzer.


Ralf Höcker verschaffte den Fachhändlern einen Überblick über die Rechtlichen Risiken und Möglichkeiten bei der Nutzung sozialer Medien. So müsse man sich beispielsweise auf Bewertungplattformen im Internet längst nicht alles gefallen lassen. Schmähkritik, unwahre Tatsachenbehauptungen, Verstöße gegen das Urheberrecht: Höcker zählte anhand konkreter Beispiele zahlreiche Sachverhalte auf, gegen die Ansprüche geltend gemacht werden können. Häufig reiche bereits eine schriftliche Löschungsaufforderung, um unliebsame Inhalte von Internetseiten entfernen zu lassen. Eine Klage sei immer nur das letzte Mittel. Höcker: "Zuckerbrot und Peitsche sind die beste Kombination." Wenn etwa eine Löschungsaufforderung nicht fruchte, könne eine Abmahnung helfen. Auch das Erwirken einer einstweiligen Verfügung gehört ins anwaltliche Repertoire: "In 90 Prozent der Fälle sind die Dinge damit erlegt", so Höcker. Und: "Bei Erfolg ist das auch ein hervorragendes PR-Instrument."


Blieb Höcker auf dem Boden der rechtlichen Tatsachen, entwickelte Matthias Pohl von der Fachmarkt-Kette Kölle Zoo unternehmerische Visionen: "Die Menschen wissen nicht, was sie brauchen. Du musst ihre Bedürfnisse wecken und zelebrieren", lautete sein Credo. Oder anders ausgedrückt, Richtung Bettenring: "Die wollen ein Bett. Ob das 2.000 Euro kostet oder 15.000, wissen die vorher noch gar nicht", so Pohl, der bundesweit 13 Zoomärkte mit Erlebnischarakter betreibt und damit 75 Mio. Euro Umsatz macht. "Der Kunde ist bereit, Geld auszugeben, wenn er begeistert wird", betonte Pohl. In seinem Fall bedeutet dies, Erlebniswelten zu schaffen, in denen Tiere hautnah und kostenlos zu sehen sind. Tiere seien zwar ein emotionales Produkt, aber: "Man muss versuchen, immer wieder neue Action zu machen, damit der Kunde kommt." Entscheidend sei, die Kunden durch erstklassige Mitarbeiter zu begeistern, die gut aus- und permanent weitergebildet würden. "Investieren Sie in Ihre drei Ps", riet Pohl den Bettenfachhändlern: Personal, Präsentation und Produkte. "Das ist der Schlüssel zum Erfolg."


Andy Holzer betonte in seinem Vortrag: "Man muss versuchen, so zu leben, dass man flexibel bleibt". Was sich so einfach daher sagt, klang aus dem Mund eines Blinden nicht ganz so selbstverständlich. Dabei ist Holzers Lebensmaxime eigentlich logisch. Als Kind hat er versucht, sich seine Welt möglichst selbständig zu erobern, und so lange keine Ruhe gegeben, bis seine Eltern ihm endlich ein Fahrrad kauften. Als Erwachsener steigt er auf Berge, als wäre es für ihn so normal wie für einen Sehenden. Das ist es schließlich auch. "Probleme werden nicht dadurch kleiner, dass man sich ihnen nicht stellt", sagte Holzer. In seinem Fall heißt das: "Das Hochsteigen ist für mich die leichtere Bewegung, weil ich die Welt begreifen kann. Es ist leichter, als wenn ich allein auf meine Füße angewiesen bin."

Holzer verstand es, seine Lebenserfahrungen auch in den Alltag zu übersetzen: "Viele Menschen lassen so viele Chancen liegen, weil sie nur mit dem arbeiten, was ihnen vertraut ist", sagte er. Es gelte, die Chancen in der Dunkelheit zu finden und zu nutzen: "Man wird nicht dafür bestraft, daneben zu schießen, sondern dafür, es gar nicht erst probiert zu haben." Häufig habe man auch im Leben eine riesengroße Wand vor sich. "Man muss sich ihr stellen, sonst bleibt die Wand einfach stehen", so der Bergsteiger. Wichtig sei es, Ziele und Visionen zu entwickeln. "Aber die müssen in meinem Kopf funktionieren und nicht in dem der anderen." Eine Erkenntnis, die nicht nur für den Extremsportler gilt, sondern auch für den Alltag des Fachhändlers. Nicht nur am Berg, auch im Verkauf komme es darauf an, aus innerer Überzeugung zu handeln, Vertrauen zu schenken und aufrichtig zu sein, so Holzer: "Verkaufen heißt eigentlich Vermitteln. Wenn ein Kunde jahrelang mit Rückenschmerzen aufwacht, dann braucht er ein neues Bett, das ihm der Verkäufer nicht aufschwatzt, sondern vermittelt - dann sind am Ende alle glücklich."
aus Haustex 07/13 (Wirtschaft)