Meisterleistung von Parkettlegern und Restauratoren

Spitzenhotel Bensberg prunkt mit Parkett


Eines der anspruchsvollsten Hotelbauprojekte der letzten Jahre in Deutschland war das Grandhotel Bensberg. Das in den Jahren 1705 bis 1710 erbaute Schloss wurde 1998/99 mit großem Aufwand saniert. Das 2000 eingeweihte Spitzenhotel sucht mit seiner barocken Anlage und Ausstattung seinesgleichen. Kunstvoll restauriertes Interieur - darunter kostbare Parkettböden - verbindet sich mit modernem Hotelkomfort.

Die exponierte Lage des Schlosses und seine Ausmaße auf der Bensberger Bergterrasse imponierten schon Johann Wolfgang von Goethe. Bensberg war zur Zeit seiner Entstehung das zweitgrößte Barockschloss nördlich der Alpen. Der Architekt kam aus Venedig, der Erbauer Fürst Joahnn Wilhelm II., im rheinischen Volksmund Jan Wellem genannt, plante das Schloss als Feriensitz. Weil das Haus aber teilweise unvollendet blieb und sich die Zeiten änderten, erlebte es eine wechselvolle Geschichte als Kaserne, Lazarett, Kadettenhaus und später Obdachlosenunterkunft. Bis 1997 wurden in einem Flügel bosnische Flüchtlinge beherbergt.

1997 wurde Schloss Bensheim von der Aachener und Münchener Lebensversicherung gekauft und zu einem internationalen Spitzenklasse-Hotel hergerichtet. 84 Zimmer und 36 Suiten, in fünf innenarchitektonischen Themen eingerichtet, bieten zusammen mit dem ausgedehnten Wellness-Bereich, Gourmetrestaurants, Weinkeller und Bibliothek Wohlbefinden auf höchstem Niveau. Eine Besonderheit ist der Salon Zanetti für Trauungszeremonien.

In einem solchen Objekt für die Parkettarbeiten ausführen zu können, ist eine Auszeichnung. Den Auftrag erhielt der Bonner Parkettlegermeister und Restaurator im Handwerk Rudolf Kaspari. Ihm zur Seite standen jeweils ein weiterer Parkettlegermeister und Parkettrestaurator sowie zwei Parkettlegergesellen. Sie restaurierten und verlegten insgesamt 1.600 qm Tafelparkettböden, verarbeiteten 600 m Friese und Türschwellen, die allein schon eine Gesamtfläche von 110 qm zusammenbrachten. Am Ende der Arbeiten waren - so schätzte Rudolf Kaspari - 22.000 lfm Parkettnuten mit Querholzfeder bestückt worden und rund 225.000 Hammerschläge erforderlich gewesen. Solche "Leistungsnachweise" treten indes zurück hinter der Tatsache, dass bei der Abnahme der gesamten Parkettarbeiten keinerlei Mängel festgestellt wurden - eine in Anbetracht des Auftragsvolumens und der fachlichen Anforderungen beeindruckende Leistung.

Die Arbeiten galten Gästezimmern, Ballsaal, Trausaal (Zanetti-Saal) und Bibliothek. Für den 36 m langen Ballsaal wurden von dem italienischen Hersteller Alpina Parquet Tafeln aus französischer Eiche im original Versailler Muster angefertigt. Der Boden war aus 9.000 Einzelstücken zusammenzufügen.

Im Zanettisaal liegt ein Tafelparkett, dessen Innentafel-Elemente aus Eiche natur und Kassette aus Räuchereiche besteht. Gemäß dem Verfahren, das die Herstellerin - die Hirschfelder Parkettfabrik - anwendet, sind alle Stäbe hinterfugt. Aus Hirschfeld kam auch der Boden für die Bibliothek, der aus Dreiecken (Pindlerboden) gestürzt verlegt wurde. Im übrigen wurde traditionelles Stabparkett verarbeitet, das von der Pfälzischen Parkettfabrik hergestellt wurde. Einige Böden wurden teilweise nach Rezepturen der Parkettrestauratoren eingefärbt, alle zudem mit Produkten des französischen Herstellers Blumor geölt und gewachst.

Bevor die Parkettleger anfangen konnten, waren im teilentkernten Schlossgebäude Zementestriche, Terrazzountergründe und Epoxyharzestriche freigelegt und vorbereitet worden. Geklebt wurde mit einem PU-Kleber des italienischen Herstellers Carver.
aus Parkett Magazin 01/03 (Referenz)