Kork-Marktführer Amorim spürt Verlagerung zu wertigeren Produkten
Deutliches Wachstum in Deutschland
Mit neuen Produkten und zuverlässigerem Lieferservice will Kork-Marktführer Amorim seine Position im wichtigsten Markt Deutschland festigen und ausbauen und zugleich Fuß in neuen Märkten in Übersee fassen. 2003 haben die Portugiesen 7,1 Mio. qm Bodenbeläge und Wandbeläge aus Kork abgesetzt und damit 103 Mio. EUR Umsatz erzielt. Damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht, glaubt das Amorim-Management und sieht vor allem Potenzial bei Klicksystemen, technischen Weiterentwicklungen und insgesamt bei höherwertigen Artikeln.
Mit neuen Produktentwicklungen und einer klaren Strategie will Korkmarktführer Amorim weiter seine Position festigen. "Deutschland ist mit 45% Umsatzanteil unser wichtigster Markt", betont José Arajo Silva, der in der Geschäftsführung der Amorim-Holding für den Bereich Bodenbeläge und Wandbeläge verantwortlich ist, "und Korkfertigparkett das Thema Nummer eins." Unter den verschiedenen Vertriebsschienen beansprucht der traditionelle Bodenbelagshandel mit 40% den Hauptanteil.
In den ersten vier Monaten des Jahres sei ein deutliches Wachstum zu verzeichnen gewesen, "der März war der stärkste Monat aller Zeiten für die ganze Gruppe", ergänzt Tomas Cordes von der Geschäftsleitung von Amorim Deutschland. "Ich glaube, dass der Markt wächst. Der Trend geht weg von der Verklebung. Vor allem die verschiedenen Klicksysteme werden stark nachgefragt, es gibt eine Verlagerung zu den wertigeren Produkten."
Strategie bedeutet für Amorim auch eine eindeutig definierte Managementstruktur mit einem Führungsmodell von oben bis in die einzelnen Geschäftsbereiche. Die Amorim-Gruppe mit Sitz in Portugal ist ein weit verzweigtes Familienunternehmen.
Unter dem Dach der Amorim Investimentos e Participacoes wird in die sechs Bereiche Kork, Immobilien, Tourismus, Textilien, Investment und Entwicklung unterteilt. Alle Korkgeschäfte sind bei Corticeira Amorim gebündelt, dem weltweit größten Hersteller von Korkprodukten, der 30% der gesamten Produktion generiert und in 103 Ländern präsent ist.
Ohne die Weintrinker in aller Welt gäbe es womöglich keine Bodenbeläge, Dämmstoffe für den Bau, Industriekorkgummi oder Dekorationsartikel für die Wohnung aus Kork. Denn letztlich waren all dies immer "Abfallprodukte" der Hauptproduktion von Korkstopfen; jährlich werden 3 Milliarden Korken produziert, Amorim hält hier einen Weltmarktanteil von 25% .
Unter den wiederum sechs Kork-Geschäftsfeldern ist Amorim Revestimentos für Bodenbeläge und Tapeten sowie Dekoartikel zuständig. Das Unternehmen unterhält zwei Produktionsstandorte in Portugal, neun Vertriebsfirmen in West- und Osteuropa, Skandinavien, Japan, USA sowie Repräsentationsbüros in China und Russland. In Deutschland wurde in diesem Frühjahr die Führungsebene neu aufgestellt : Tomas Cordes ist in der Geschäftsleitung verantwortlich für Verkauf und Marketing, Agostinho Henriques für Controlling und Julio Pereira für Logistik.
Amorim Revestimentos beschäftigte im letzten Jahr 716 Mitarbeiter und kam auf einen Absatz von insgesamt 7,1 Mio. qm, davon das Gros Bodenbeläge, nur rund 5% entfielen auf Wandbeläge. Der Umsatz lag 2003 bei 103 Mio. EUR, von denen 95% in Europa erwirtschaftet wurden, 3% in Asien, 2% in Nordamerika. Der Umsatz in den asiatischen und amerikanischen Mäkten soll verdoppelt werden, gibt Geschäftsführer Jorge Santos die künftige Marschrichtung vor, "denn Wachstum in der Menge kommt aus den neuen Märkten. In den USA ist Kork bisher nicht bekannt, vergleichbar dem deutschen Markt vor 20 Jahren." In Deutschland soll eine größere Werthaltigkeit erreicht werden, das sei die klare Strategie für diesen Markt. Dabei wird eine Mehr-Marken-Strategie gefahren mit der Premium-Linie Wicanders für den Bodenbelagsgroßhandel, Ipocork für den Holzhandel, Corklife für DIY und Corkwall für Wandbeläge. Darüber hinaus bedient Amorim auch Industriekunden.
Der Mix aus Holz und Kork könnte die Zukunft sein
Auch wenn Amorim mit der New Colour Collection buntere Wege beschritten hat: Die Hauptabnehmer in aller Welt bevorzugen immer noch Kork in Braun. "Braun wird nicht verschwinden", meint Santos und führt das unter anderem darauf zurück, dass der "direkte Mitbewerber" von Kork vor allem Holz sei. Dem Mix aus diesen beiden Materialien gibt er deshalb gute Chancen in der Zukunft.
Die farbenfrohe New Colour Collection bleibt aber auf jeden Fall und wird jeweils den regionalen Anforderungen angepasst, wobei die Deutschen bedauerlicherweise nicht zu den Farbmutigen zählen. Eine neue Design-Studie erklärt die Bedürfnisse des europäischen Kunden: Von neuen Dessins wird Hochwertigkeit erwartet.
Der Fußboden passt sich der existierenden Einrichtung an. Lebendige, natürliche, warme Farben sind im Trend - gefragt ist eine große Auswahl an Tönen, die die Korkstruktur erkennbar lassen. Hier müssen wieder lokale Wünsche berücksichtigt werden.
In der Vergangenheit hatte Amorim zeitweise mit Lieferproblemen zu kämpfen. José Arajo Silva bekennt, dass "wir lange Zeit nicht genug kunden-orientiert waren". Das habe sich geändert: "Wir haben vom Markt gelernt. Heute fragen wir danach, was der Käufer sucht, und entwickeln dafür Lösungen." Cordes verweist darauf, dass 150 marktgängige Artikel am Lager vorgehalten werden, alle anderen werden nach Auftrag produziert und innerhalb von ca. vier Wochen geliefert.
Derzeit wird in Portugal an einer ganzen Reihe technischer Weiterentwicklungen gearbeitet, etwa der Reduzierung von Tritt- und Raumschall. Für das nächste Jahr kündigt Amorim ein neues Produkt mit interessanten, neuartigen Oberflächenvarianten und "verbesserten Eigenschaften" an. Ebenfalls in der Pipeline sind Ausführungen speziell für den Außenbereich.
Auch Kork als Wandbelag rückt wieder stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit, zum Beispiel durch mehr Farben. Eine neue, farbige Kollektion ist in Planung, die in Kooperation mit einem deutschen Hersteller auf den Markt gebracht werden soll. Auch hier kommt der Trend zu natürlichen Optiken und zum Asia-Look dem Naturwerkstoff Kork entgegegen, hat Amorim festgestellt.
Als "zentrales Instrument unserer Kommunikation" wird die Website kontinuierlich als Service für Kunden aufgebaut. In Kürze soll auch eine deutsche Version zur Verfügung stehen. Erweiterungen der Basis-Seite seien problemlos möglich, bis hin zum e-commerce. Wobei man sich entschieden gegen Direktverkauf ausspricht. Stattdessen sollen die Kunden verstärkt integriert werden.
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BTH Heimtex 06/04
(Wirtschaft)