Thomas und Kiesel luden nach Tangermünde

Mittelstandsforum für Handwerk und Handel

Von dieser Veranstaltung können andere lernen: Großhändler Thomas & Co hatte unlängst zum Mittelstandsforum für Handwerk und Handel nach Tangermünde geladen. Mit Unterstützung von Kiesel, Armstrong DLW und Witex stellte der Grossist an zwei Tagen ein ebenso informatives wie kurzweiliges Programm auf die Beine. Wobei sich die Gesellschafterfamilie Steffel auch immer stark persönlich einbringt. Die Kunden honorieren das.

Der Berliner Großhändler Thomas & Co. gehört zu den immer weniger werdenden Grossisten, die regelmäßig zu großen Kundenveranstaltungen einladen - mal sind es Reisen zu Lieferanten mit begleitendem Fachprogramm, mal Seminare und Schulungen.

Die Gesellschafterfamilie Steffel begreift das als Instrument der Kundenbindung und Firmenkultur. Gründer Walter Steffel hat schon früh erkannt, wie wichtig es ist, das eigene Unternehmen als Marke aufzubauen und sich immer daran orientiert. Die Berliner begreifen sich ganz klar als Familienunternehmen im besten Sinne. "Bei uns steht die ganze Familie dahinter." Ein Familienbetrieb habe eindeutig Vorteile gegenüber den Flächenanbietern, ist man bei Thomas überzeugt: "Wir geben unseren Kunden eine Heimat." Das sei besonders wichtig, denn der Kunde gehe dorthin, "wo er sich wohlfühlt, nicht mit seinen Problemen allein gelassen wird und man sich über jeden noch so kleinen Auftrag freut." Genau dies habe man verinnerlicht, betonte Steffel.

Dass er mit dieser Strategie richtig liegt, beweist das Vertrauen und die Treue, die Thomas bei seinen Kunden genießt. Zu spüren war dies auch wieder beim Höhepunkt des diesjährigen Veranstaltungsprogramms: dem Mittelstandsforum für Handel und Handwerk, das im Frühsommer mit Unterstützung von Kiesel, Armstrong DLW und Witex in Tangermünde stattfand. Das idyllische Elb-Städtchen bildete den stimmungsvollen Rahmen für ein Event, das seinesgleichen sucht: Knapp zwei Tage erlebten die Gäste ein abwechstungsreiches Programm mit ganz verschiedenen Themen und auch der Erlebnischarakter und die Geselligkeit kamen nicht zu kurz.

Gelungen war schon die Mischung der Referenten. Wolfgang Kiesel, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Verlegewerkstoffherstellers, hielt ein flammendes Plädoyer für Famlieunternehmen, deren Kraft sich gerade in Krisenzeiten zeige, für die Krisenzeiten aber auch schwierig seien, weil der Familienunternehmer in der Regel engere Beziehungen zu Mitarbeitern und Lieferanten hat und es ihm deshalb schwerer fällt, sich von jemandem zu trennen. Familienunternehmen sind nach Kiesels Überzeugung auch Vorbild für Kundennähe und damit zugleich Marktnähe und seien zugleich flexibler durch kürzere Entscheidungswege - "allerdings gehört dazu auch ein Unternehmer, der entscheidet".

Einen Doppel-Auftritt hatte Siegfried Heuer, sicherlich einer der meistbeschäftigten Redner der Branche. Und doch wirkt er jedes Mal wieder motiviert und engagiert, nie lustlosroutiniert. Allerdings macht es wenig Sinn, ihm ein Thema vorzugeben: er hält sich doch nicht daran. Lieber rüttelt er das Publikum mit spektakulären Schadensfällen wach - wie der Pilzzucht in der Tennishalle.

Unerwartete Brisanz gewann das Mittelstands-Forum durch den Auftritt von Joachim Plate, damals noch als Witex-Vertriebsvorstand im Amt. Kaum zwei Wochen später musste er seinen Hut nehmen. Er sprach über die Marke als Erfolgsgarant, nahm auf Bitten von Dirk Steffel aber auch kurz Stellung zum Witex-Insolvenzantrag wenige Wochen zuvor.

Mit Dura Air, dem schadstoff- und geruchsneutralisierenden Teppichboden, hat die Dura in den letzten Monate beim Handel einen großen Erfolg gelandet. Dura-Geschäftsführer Peter Farber erklärte Prinzip und Wirkungsweise der speziellen Ausrüstung.

Markus Deimling, Marketingdirektor Europa bei Armstrong DLW, zeigte Trends im Bodenbelagsmarkt auf und beleuchtete dabei auch die Entwicklung der verschiedenenProdukte in den letzten zehn Jahren und Prognosen bis 2010. Als wesentliche Trends kristallisieren sich für ihn heraus
- Aldisierung,
- Tendenz zu echten, authentischen Materialien,
- Exklusivität durch neue Materialien, innovative Desings und Orientierung an Meinungsführern,
- steigende Kundenansprüche und
- verstärkte Nachfrage von Problemlösern wie zeitsparenden Verlegesystemen.

Einen hochinteressanten Einblick in die Verhältnisse in der früheren DDR gab Ex-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, Richtig aufblühen sah man ihn in der anschließenden Diskussion mit einigen ostdeutschen Thomas-Kunden. Da war noch viel von der alten Eloquenz und dem Charisma zu spüren.

Rege frequentiert wurde schließlich Gero Hilliger, achtmaliger Weltmeister im Portraitschnellzeichnen. Fast jeder der Gäste ließ sich von dem Showzeichner karikieren auch wenn die Abbilder nicht immer schmeichelhaft ausfielen. Deswegen zeichnet Gero übrigens auch nicht so gerne Damen - die sind ihm nämlich zu eitel....
aus BTH Heimtex 07/03 (Marketing)