Trevira GmbH
Größter indischer Konzern kauft Trevira
Die indische Reliance-Gruppe (Bombay) hat mit der Deutschen Bank ein Abkommen zur Übernahme von Polyesterfaser-Spezalist Trevira (Hattersheim) getroffen. Die europäischen Kartellbehörden müssen noch zustimmen. Der Kaufpreis wurde nicht genannt, laut FAZ Informationen soll es sich um 80 Mio. $ handeln.
Subodh Sapra, Präsident der Polyester-Sparte von Reliance begrüßt die erste internationale Akquisition der Inder im Polyesterbereich und erwartet durch die Rückwärtsintegration zu den Polyesterrohstoffen eine Stärkung der Position auf dem Weltmarkt. "Trevira wird von unserer Stärke als integriertem Produzenten und Betreiber von Großanlagen profitieren" - und soll international zulegen.
"Trevira muss Geographie lernen", wird Sapra in der FAZ zitiert. Der frühere Branchenprimus hat harte Jahre und tiefe Einschnitte hinter sich. Zwar hat der Polyesterspezialist 2003 mit 1.900 Mitarbeitern 316 Mio. EUR umgesetzt und rund 130.000 t Stapelfasern und Filamentgarne in 4 Werken in Deutschland, Dänemark und Belgien hergestellt und beansprucht europaweit führende Position vor allem bei Heimtextilien und im Automobilbereich, doch die einstige Weltmarktführung ist dahin.
Längst hat die Konkurrenz überall in der Welt die Produktion von Chemiefasern gelernt und die Märkte unter sich aufgeteilt, während Trevira große weiße Flecken auf seiner Weltkarte aufweist. 90% des Umsatzes werden in Europa erzielt. Die Deutsche Bank, über ihre Beteiligungsgesellschaft DB Investor letzter Eigentümer, wollte auch keine internationale Expansion finanzieren - im Gegensatz zur Reliance-Gruppe. Bernd Sassenrath, Vorsitzender der Trevira-Geschäftsführung, geht denn auch davon aus, dass nicht nur der Zugang zu neuen Märkten und Rohstoffquellen winnkt, sondern auch die Marke Trevira weiter ausgebaut wird. Die Reliance-Gruppe kommt durch die Akquisition von Trevira und den Ausbau von Fabriken im heimischen Indien auf eine Produktion von 1,8 Mio. t und avanciert damit zum weltgrößten Polyesterhersteller.
Mit einem Gesamtumsatz von 22,6 Mrd. $, einem Nachsteuer-Gewinn von 1,4 Mrd.$ und Exporterlösen von 3,6 Mrd. $ ist der Konzern Indiens größte Unternehmensgruppe. Die Geschäftsfelder erstrecken sich über Gas, petrochemische Produkten, Textilien, Finanzdienstleistungen und Versicherungen, Energie, Telekommunikation und Informationstechnologien.
Der Umsatz der Reliance Group entspricht 3,5 % von Indiens Bruttosozialprodukt. Das Unternehmen erwirtschaftet 9,4 % der indirekten Steuern des Landes und 6,1 % des Exportvolumens. Die Gründer-Familie Ambani beherrscht den Konzern mit rund 40% der Aktien, den Rest halten indische Kleinaktionäre.
aus
BTH Heimtex 07/04
(Wirtschaft)