GHF Bundesverband Großhandel Heim & Farbe e.V.

GHF-Jahrestagung 2004: Streit hinter den Kulissen


Vordergründig schien alles wie immer auf der diesjährigen GHF-Tagung - rege Gespräche in den (zu wenigen) Pausen, qualitativ sehr unterschiedliche Referenten - aber hinter den Kulissen schwelte ein heftiger Streit.

Bereits im Vorfeld hatte es ordentlich gekracht. Auslöser war ein Brief der drei MEG Rhein-Ruhr-Vorstände Dr. Frank Jung, Jürgen Maaß und Rainer Niodek an GHF-Vorstand und -Geschäftsführung kaum 10 Tage vor der GHF-Jahreshauptversammlung, der Zunder bot. Thema: GHF-Vorstandsmitglied Florian Peters-Messer, geschäftsführender Gesellschafter des Großhandelsunternehmens Peters sen. Der MEG Rhein- Rhur- Vorstandmachte bei ihm einen "Interessenskonflikt" aus, weil bei Peters sen. vor kurzem die Industrie in Person von Farbenhersteller Akzo Nobel eingestiegen ist.

Im Original-Wortlaut heißt es in dem Schreiben: "Vor dem Hintergrund der zunehmenden Tendenz der Industriebeteiligungen am Großhandel ist hier ein Präzedenzfall geschaffen worden. Unserer Meinung nach ist die Beteiligung an einem Großhandelshaus durch einen Lieferanten und eine Vorstandstätigkeit des betreffenden Geschäftsführers in einem unabhängigen GHF unvereinbar."

Wohl regele die GHF-Satzung diesen Fall nicht, räumte der Brief weiterhin ein, § 11 3 sage sogar, dass der Vorstand die Interessen aller Mitglieder wahrzunehmen habe, ergo auch der außerordentlichen - sprich der Industrie - , "allerdings sollte es das Selbstverständnis des GHFs sein, ein Großhandelsverband zu sein und sich primär für die Interessen der unabhängigen ordentlichen Mitglieder einzusetzen." Bei den industriebeteiligten Handelshäusern bestehe ein Interessenskonflikt, "je nach Grad der finanziellen Beteiligung".

Im Falle des Hauses Peters sen. werde dieser Interessenskonflit auf der Vorstandsebene des Verbandes geführt. Laut Satzung bestünden keine Einwände gegen den Verbleib von Peters-Messer im GHF-Vorstand, "allerdings sind wir der Auffassung, dass bei der Besetzung dieses Gremiums mit strengeren Maßstäben gemessen werden sollte als die Beurteilung ordentlicher Mitglieder". Letztlich habe die Besetzung des Vorstandes auch eine Außenwirkung.....

Jung, Maaß und Niodek betonten weiterhin, dass es nicht ihre Intention sei, Peters-Messer persönlich zu diskreditieren; dennoch stellten sie den Antrag auf eine geheime Abstimmung auf der GHF-Mitgliederversammlung über seinen Verbleib im GHF-Vorstand. Zugleich regten sie an, ihr Schreiben im Vorfeld der Versammlung zu diskutieren - "vielleicht auch, um Herrn Peters-Messer die Möglichkeit des Rücktritts zu geben, so dass eine für ihn möglicherweise unangenehme Abstimmung ausbleiben kann...."

Beim GHF-Vorstand kochten nach dem Schreiben die Wogen hoch und die Telefondrähte liefen heiß. Weder der vermutete "Interessenskonflikt" bei Florian Peters-Messer noch das Ansinnen auf eine geheime Abstimmung über seinen Verbleib im GHF - Vorstand konnten nachvollzogen werden - zumindest nicht von den Vertretern des bodenbelagsorientiertens Großhandels, bei denen das Thema Industriebeteiligungen längst nicht so akut ist wie bei den Farben-Großhändlern, bei denen sich immer mehr die beiden großen Industrie-Wettbewerber Akzo Nobel und Caparol einkaufen. Und das ist auch das Pikante an der Geschichte: Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass Caparol an der MEG Rhein-Ruhr-Attacke auf Peters-Messer seine Finger im Spiel gehabt haben könnte...aber das sind reine Spekulationen, die wir hier nicht weiter kommentieren wollen.

Auf jeden Fall wurde das Thema im Vorfeld der Tagung innerhalb von GHF-Vorstand und Geschäftsführung heiß diskutiert. Man ging sogar weit, "im Falle des Falles" den geschlossenen Rücktritt zu erwägen...

So weit kam es dann aber doch nicht. Florian Peters-Messer hatte nach reiflicher Überlegung seine Abdankung ausgeschlossen und so wurde auf der Mitgliederversammlung über den besagten Antrag der MEG Rhein-Ruhr abgestimmt. Er fand allerdings nicht die erforderliche einfache Mehrheit, wobei man fairerweise sagen muss, dass durchaus einige GHF-Mitglieder die Auffassung der Malereinkaufsgenossenschaft teilen.

Wie auch immer: Zunächst bleibt alles beim Alten - Florian Peters-Messer ist weiterhin Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorstandsvorsitzender und wird sich aller Voraussicht nach im nächsten Jahr als Nachfolger des amtierenden Präsidenten Martin Geiger zur Wahl stellen, dessen Amtsperiode dann abläuft und der nicht wieder kandidieren will. Dr. Frank Jung, dem seinerseits Ambitionen auf einen Sitz im Vorstand nachgesagt werden - und der Vorstand will auch wieder einen Repräsentanten der Malereinkaufsgenossenschaften unter sich haben - hat sich mit der Aktion keine Freunde im Präsidium geschaffen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu den Referenten auf der diesjährigen GHF-Tagung, ausführlich widmen wir uns ihnen in der nächsten Ausgabe von BTH Heimtex: GHF-Vorstandsvorsitzender Martin Geiger sprach fundiert und kompetent über die Margenklemme des Großhandels, trocken und fade waren die Ausführungen von Staatssekretärin Emilia Müller zur Chemikalienpolitik REACH, wesentlich lockerer und verständlicher sprach Farben- und Lackverbands-Geschäftsführer Dr. Dietmar Eichstädt. Selbstverliebt kam der Psychologe Prof. Dr. Burkhard G. Busch herüber, praxisnah und überraschend kurzweilig, wenn auch ungewohnt deftig in der Wortwahl referierte Richter Jürgen Ulrich über das neue Schuldrecht. Einer der Höhepunkte war der Vortrag von Belcolor-Geschäftsführer Jürg Bernegger über Zukunftsaspekte des Großhandels aus Schweizer Sicht - solche Vorträge wünschen wir uns öfter - sehr komplex und seltsam unbeteiligt zeigte Marketing-Professor Dr. Joachim Zentes die Perspektiven vertikaler Vertriebskooperations-Systeme auf. Den Mann haben wir schon besser erlebt.
aus BTH Heimtex 10/04 (Wirtschaft)