54. IGI-Kongress in Prag
Ist 2004 das Jahr der Trendwende für die Tapete?
Als eines der wichtigsten Treffen der Farben-Industrie wird der jährliche Kongress des Internationalen Verbands der Wandbekleidungshersteller betrachtet. In diesem Jahr kamen 115 Delegierte nach Prag plus etwa 30 Gäste. Sie repräsentierten 21 Tapetenproduzenten sowie 20 Unternehmen der Zulieferindustrie aus 13 Ländern, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Ungarn und USA. Zum ersten Mal dabei: Verleger aus verschiedenen Ländern, die aus ihrer Sicht die Zukunft der Tapete diskutierten. Für Deutschland exklusiv von der Fachpresse dabei: BTH Heimtex Redakteurin Marianne Nehm.
Die IGI, das alljährliche Treffen der internationalen Tapetenindustrie, war dem Vernehmen nach früher eine Veranstaltung mit ausgeprägt gesellschaftlichem Charakter. In den vergangenen Jahren hat sich der Fokus verschoben. Nach wie vor ist dabei, wer im internationalen Tapetengeschäft Rang und Namen hat. Nur: die Branche ist deutlich geschrumpft in den letzten Jahren. Nicht zuletzt die international schwierige wirtschaftliche Lage und Entwicklung in der Tapetenindustrie wird dazu beigetragen haben, dass der IGI-Kongress heute auch ein Arbeitstermin ist.
Die verschiedenen Gremien, Techniker, Marketing-Menschen und das Executive Commitee treffen sich regelmäßig.
1999 starteten 15 IGI-Mitglieder aus Europa und den USA das Pilotprojekt einer Benchmarking-Studie. Seit 2001 haben alle Mitglieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen, denn nur diese erhalten einen ausführlichen Report. Nicht alle sind davon überzeugt. Erismann ist nicht dabei, Martin Slotty meint: "Erstmal müssten wir Zahlen offenlegen. Und dann glauben wir auch nicht an die Zahlen, die dabei herauskommen. Die Bewertung ist einfach zu unterschiedlich." Im internationalen Vergleich sind die deutschen Hersteller die stärkste Gruppe. Die Branche hat länderübergreifend die gleichen oder ähnliche Probleme zu bewältigen. Oder muss man inzwischen eher "hatte" sagen? Die neuesten Zahlen im Jahresverlauf lassen die deutsche Industrie vorsichtig an eine Trendumkehr glauben.
Der Verband IGI wurde 1950 gegründet und hat 75 Mitglieder in aller Welt. Der scheidende Präsident (Dario Rasch wurde auf eigenen Wunsch nach zwei Jahren abgewählt) meint zur Lage des Verbands: "Wir überlegen jetzt gemeinsam, wie wir die Zeit überstehen, bis wir die Russen und die Chinesen mit im Boot haben." Neu gewählt hält Bob Spooner von der CWV Group Ltd. aus dem englischen Blackburn nun den Vorsitz inne, unterstützt von den Vorstandsmitgliedern Dario Rasch, Niels Dohlmann von Flügger/Dänemark, Mauro Janelli von Sirpi/Italien, Marc Guillerot von Ugepa/Frankreich, Mike Landau von Brewster Wallcoverings Company/USA und dem Repräsentanten der assoziierten Mitglieder, Ger Roza von Stork Prints in Holland. Festgelegt wurde schon der Termin für den 55. IGI-Kongress, er wird vom 4. bis 7. Juni 2005 in Mallorca stattfinden.
Vielfach beschworen wurde der Geist, die Atmosphäre früherer Jahre. Und in der Tat lässt sich der Eindruck nicht verleugnen, dass hinter jedem Konkurrenzgedanken, allem Gezerre um Marktanteile in heimischen und fremden Märkten doch so etwas wie Kollegialität, ja sogar Freundschaft unter den eigentlichen Konkurrenten möglich ist.
Dennoch, ein tragischer Anlass ist der Grund für eine Zäsur. Kurz nach diesem IGI-Treffen ist Philipp Rasch, der noch nicht lange im Familienunternehmen tätig war und eigentlich erst in Prag zusammen mit seinem Bruder Frederik der Branche vorgestellt wurde, bei einem Unfall ums Leben gekommen. Die Erschütterung und das Mitgefühl mit der Familie Rasch ist tief und nachhaltig und es ist anzunehmen, dass noch immer gilt, was ein Teilnehmer aus Deutschland äußerte: "Die IGI wird niemals mehr das sein, was sie einmal war."
aus
BTH Heimtex 10/04
(Wirtschaft)