54. IGI-Kongress in Prag

Vorträge und Diskussionsrunden: "Wir sitzen alle im gleichen Boot"


Was kann "Category Management" leisten?

David Bonney, Glendinning Management Consultants, sprach über "Category Management" in der Tapetenindustrie. Bisher würden Lieferanten und Händler im Tapetengeschäft die Vernetzung in Kategorien noch viel zu wenig nutzen. Was kann CM leisten? Von Lieferanten wäre dies als Instrument zur Marketingplanung einzusetzen und als eine Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit mit dem Handel einen "neuen Stil des Dialogs" mit dem Kunden zu kreieren.

Der Vorteil für diese Seite sei ein größerer Einfluss auf die Darstellung der eigenen Produkte im Verkauf und eine direkte Antwort auf die eigene Marketing-Strategie. Eine Planung bis hin zur Dekoration und dem Lichtsetzen, "Category Management funktioniert am besten in der Kombination aus Erfahrung und praktischer Kreativität".

Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, dass dies nur bei Marken wie Nescafé oder Gillette sinnvoll wäre: "Das ist nicht zwangsläufig abhängig von großen Marken. Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit müssen unter die Leute gebracht werden". Auch der Preis ist nicht das wichtigste, sondern der richtige Mix der Produkte. Vor dem Start bedürfe es allerdings einer bis ins Detail gehenden Planung.

"Wie gewinne ich die 20-, 30-Jährigen für das Produkt Tapete?"

Die Situation der Tapetenindustrie aus der Sicht der Verleger diskutierten Christian Schmitz, Schmitz Tapetenimport, Peter Brown, Belgravia, Dan Bonini, FSC und Stephan Baptist von Arte International. Moderator Vincent Dupire von Lutèce führte aus, das in den vergangenen Jahren immer mehr Verlage ohne eigene Produktionsmöglichkeit begonnen haben, Kollektionen zu entwerfen und unter eigenem Namen zu vertreiben. "Converter sind ein ganz großer Trend in unserer Industrie", erklärt Dario Rasch, "enorm wichtig in anderen Ländern, bei uns weniger, da die Industrie so stark ist." Die Grenzen sind fließend, FSC ist zum Beispiel auch Hersteller, "Selbst zu produzieren, unabhängig zu sein, ist auch ein Erfolgsfaktor". Peter Brown spricht über das Design und den großen Faktor "Lifestyle". "Davon können wir alle profitieren". Dan Bonini ergänzt, die Nähe zur Mode zu suchen, eine Marke zu etablieren, Dekoration und Verkauf gemeinsam mit Heimtextilien, Möbeln und ähnlich verwandten Produktgruppen zu organisieren. Das größte Problem sei es, meint Christian Schmitz, die "tollen Produkte überhaupt dem Verbraucher zeigen zu können". Gerade bei jungen Leuten sei es schwierig, mit dem Produkt Tapete Aufmerksamkeit zu erringen. Ein heißes Thema für die Branche: "Wie komme ich an den jungen Verbraucher heran?" Stephan Baptist sieht einen rapiden Wechsel in den Vertriebskanälen. "Unser Hauptproblem ist doch: Wir hatten nie die jungen Leute - und verlieren die Käufer, die jung genug sind, aber auch Geld haben." Aber der Wind hätte sich gedreht, die Nachfrage sei gestiegen. Christian Schmitz pflegt langjährige Beziehungen zur Industrie und ist früh schon in die Produktion der Bücher involviert. Für ausländische Hersteller müsse das hilfreich sein; er kenne den deutschen Geschmack. Sein Resumee: "Ob Produzenten oder Verleger - wir sitzen alle im gleichen Boot."

Wie könnte es weitergehen? Christian Schmitz: "In fünf Jahren werden wir einen kleineren Markt haben." Dan Bonini ist positiver gestimmt: "Tapeten werden innerhalb der nächsten drei Jahre ein Comeback erleben." Nicht unter Preis zu verkaufen, fordert Vincent Dupire und Stephan Baptist schlägt in die gleiche Bresche: "Ich verstehe nicht, wie die Industrie mit Vlies umgeht."

Wie stark der Rückgang in den letzten Jahren war, zählt Peter Brown an ein paar Beispielen auf: 115 Mio. Dollar zu 53 Mio. in England, 158 Mio. zu 78 Mio. Dollar in Deutschland, 80 zu 52 Mio. Dollar in Frankreich und 100 zu 60 Mio. Dollar in den Vereinigten Staaten. "Aber vielleicht schauen wir irgendwann auf 2004 zurück und sagen, das ist das Jahr, in dem wir die Rückrunde eingeläutet haben."

Software-Schmiede für Design-Studios, Produktions- und Verwaltungsvernetzung

Duncan Ross erklärte AVA CAD CAM, die verschiedenen Bausteine des Software-Entwicklers für die Dekorationsindustrie Das englische System liefert individuell auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmte Programme vom einfachen Entwurf bis zur Management-Information. Bei deutschen Herstellern ist es bereits im Einsatz, wird anerkennend bemerkt.

Ein skandinavisch-frisches Ladenkonzept für DIY-Ketten stellt Markku Teittinen von M-real Cresta vor. Der Pilot-Shop im finnischen Baumarkt K-Rauta nahe dem Flughafen von Helsinki wird dort seit 15. April noch bis Ende des Jahres getestet. "Wir haben dort in diesem Jahr 45 % mehr Umsatz."

Was ist das besondere an "Pap"? In dem offenen, etwa 120 qm umfassenden Stand sind 241 Tapeten und 70 Bordüren in acht Themen sortiert untergebracht und zwar nicht in Büchern, sondern in Schubladenfächern mit einer hell leuchtenden Tapeten-Frontseite.

Von allen Kollektionen gibt es Musterstücke. Sehr modern in der Wirkung auch die Stellflächen mit geklebten Tapetenbahnen und die Raumbilder als Anregung zur häuslichen Gestaltung. Wenn Partner gefunden werden, soll das Projekt eventuell fortgeführt werden.
aus BTH Heimtex 10/04 (Wirtschaft)