10 Fragen an Thies Schneider, Vorstandsvorsitzender von Forbo
"Wir werden unser Produktangebot nicht verkleinern"
Nachdem Forbo angekündigt hatte, sich nicht mehr von Bodenbelägen trennen und die nötige Restrukturierung in Eigenregie über eine Kapitalerhöhung durchführen zu wollen, stellte BTH Heimtex-Chefredakteur Claudia Steinert einige Fragen an den Vorstandsvorsitzenden Thies Schneider. Aus Termingründen fand das Interview nicht persönlich, sondern schriftlich statt - und zu dem Zeitpunkt war das übernahme-Angebot von CVC noch nicht publik.
BTH Heimtex: Herr Schneider, wieviel von der Kapitalerhöhung von 200 Mio. CHF fließen in die Restrukturierung der Bodenbelagssparte? Uns gegenüber wurde der Investitionsbedarf auf mindestens 70 Mio. EUR beziffert.
Thies Schneider: Wie hoch der Restrukturierungsbedarf in den einzelnen Bereichen ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird sich über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren erstrecken.
BTH Heimtex: Welche Bereiche haben bei der Restrukturierung der Bodenbelagssparte Priorität?
Schneider: Wir haben eine Fülle von Aktivitäten auf unserer Agenda, die wir in den nächsten fünf Jahren umsetzen werden mit dem Ziel, unsere Position in Bezug auf Produktangebot und Märkte auszubauen. Priorität haben die Einführung von neuen Produkten im Linoleum- und CV-Bereich. Auch Restrukturierungen im Sinne von Effizienzsteigerungen in den verschiedenen Ländern sind bereits angestoßen. Sie werden aber nicht zu einer Verkleinerung unseres Produktangebotes führen.
BTH Heimtex: Einige Werke von Forbo gelten als unproduktiv, unrentabel, zu klein oder investitionsbedürftig wie Nairn oder Forbo-Giubasco. Jetzt höre ich allerdings, dass Sie bei Nairn bereits in die Linoleum-Produktion investiert haben, und zwar in neue Öfen und eine neue Anlage zur technischen Aufwertung von Linoleum...heißt das, dass Sie an Nairn festhalten? Und was ist mit der CV-Produktion bei Nairn? Dort machen Sie nur Billigprodukte - rechnet sich das?
Schneider: Es besteht immer Potential, die Dinge besser zu tun. Die Investitionen in Nairn bestätigen dies.
BTH Heimtex: Und Forbo-Giubasco?
Schneider: Giubasco liefert sehr erfolgreich Spezialprodukte mit dem Schwerpunkt Reinraumtechnik. Weiterhin ergänzen die Produkte aus Giubasco aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften optimalunser segmentorientiertes Produktangebot, so zum Beispiel im Bereich Gesundheitswesen.
BTH Heimtex: Parkett ist nur ein Randthema für Forbo. Macht es Sinn, an dem kleinen Parkettwerk in Schweden festzuhalten?
Schneider: Ja, dieses gar nicht so kleine Werk produziert 1,5 Mio. qm und rundet unser Angebot sehr sinnvoll ab. Wir werden dieses Geschäft 2005 in weitere Märkte erweitern.
BTH Heimtex: Sie haben Osteuropa und Asien als Zukunftsmärkte identifiziert. Überlegen Sie, dort vor Ort in eine Produktion zu investieren?
Schneider: Das möchten wir nicht ausschließen.
BTH Heimtex: Sie haben während einer Telefon-Pressekonferenz Gespräche über mögliche Kooperationen erwähnt. Wäre hier etwas denkbar, wenn ja, was?
Schneider: Kooperationen sind denkbare Lösungen in spezifischen Produktsegmenten oder Märkten.
BTH Heimtex: Auf der Halbjahres-Pressekonfernz sprachen Sie an, dass Forbo bei Bodenbelägen als global player zu klein sein. Bei welcher Umsatzgröße fängt für Sie ein global player an?
Schneider: Wir sehen nicht die Umsatzgröße, sondern den relevanten Marktanteil als Messgröße.
BTH Heimtex: Streben Sie nur internes Wachstum an oder auch externes durch Akquisitionen?
Schneider: Beide Varianten sind mittelfristig eine Voraussetzung zur Umsetzung unser Strategien.
BTH Heimtex: Wie will sich Forbo international(er) aufstellen?
Schneider: Wir sind bereits weltweit aufgestellt, da sehen wir kein Defizit. Es geht eher darum, mit spezifischen Produktprogrammen speziell in neuen Märkten am Wachstumspotential teilzunehmen. Nichts hält uns nun davon ab dies zielstrebig zu tun. Somit ist der Verbleib im Forbo-Verbund überaus erfreulich für alle Beteiligten.
aus
BTH Heimtex 11/04
(Wirtschaft)