Maxit: Sanierung der Werkstattgebäude des S-Bahnhofs Hamburg Ohlsdorf
Hoch belastbarer Industrieestrich trotzt hohen Punktlasten
In den Werkstattgebäuden des S-Bahnhofs in Hamburg Ohlsdorf werden Schienenfahrzeuge repariert und gewartet. Dort mussten 3.800 m
2 Bodenfläche saniert werden, da die mindestens 40 Jahre alten Flächen teilweise hohlliegend und mit Öl belastet waren. Gerhard Lang, bei Maxit zuständig für das Produktmanagement Industrieboden, begleitete die außergewöhnliche Bodensanierung in Hamburg.
Durch die Eisenbahnschienen waren die Flächen der Werkstattgebäude des S-Bahnhofs in Hamburg-Ohlsdorf untergliedert und die Endhöhe des fertigen Fußbodens vorgegeben. Die Untergründe bestanden aus Estrich, Beton oder Plattenbelägen. Ein Großteil der Fläche war hohllagig und mit ölähnlichen Substanzen kontaminiert wie bei einer Bohrkernentnahme festgestellt worden war. Unter diesen Voraussetzungen schied der Einsatz eines kunststoffmodifizierten, zementgebundenen ABS-Beschichtungssystems aus, da kein dauerhafter Verbund des Gesamtsystems gewährleistet war. Der ursprüngliche Vorschlag eines Verarbeiters, die Fläche mit Maxit ABS 410 zu belegen, war damit hinfällig.
Planer, Bauherr, Maxit Objektverkäufer und Produktmanager sowie der Verarbeiter diskutierten offen über die verbleibenden Möglichkeiten. Anhand der Rahmenbedingungen wie vorgegebene Höhenlage, Belastung durch schwere Werkzeugteile und Staplerverkehr sowie des feststehenden Termins wurden die Varianten Überbeton mit Beschichtung und Gussasphalt mit Beschichtung ebenfalls verworfen.
Von Maxit wurde eine Sonderbauweise vorgeschlagen, welche als selbsttragende Konstruktion nur auf teilweisem Verbund basiert. Das Grundsystem besteht aus einem mindestens 10 mm dicken Epoxidharzestrich, der im Handeinbau sehr hohe Druckfestigkeiten von 80 N/mm
2 und Biegezugwerte von 25 N/mm
2 entwickelt. Dies stelle in Verbindung mit einer punktuellen Verankerung unter Einlage einer leichten Metallplatte (AKS) eine selbsttragende Konstruktion dar, welche über die Verdübelung den Verbund zum Untergrund und die Querkraftübertragung sicherstellt.
Bedingt durch die Forderung, dass der Estrich über den gesamten Querschnitt intensiv verdichtet werden musste und einen relativ hohen Bindemittelanteil enthielt, war ein maschientechnischer Einbau nicht möglich. Die erreichte Leistung von 300 qm pro Tag stellte für handverlegte EP-Estriche schon ein Maximum dar, da zur Sanierung nur Teilbereiche freigeräumt werden konnten. Die Baustelle wurde durch die Verarbeiter anhand von Bautagesberichten und Messprotokollen lückenlos dokumentiert. Grund: Bedingt durch das unterschiedliche Wärmeausdehnungsverhalten zwischen Reaktionsharzbelag und Beton-Estrichunterbau konnte es bei starken Temperaturunterschieden zu Zwängungen kommen. Um diese Zwangsspannungen zu vermeiden, führte man Fugenschnitte im Epoxidharzestrich durch. Die Schnitte sollten dabei mindestens 10 mm tief und rund 4 mm breit sein und im Abstand zwischen 6 und 10 m angeordnet werden. Fugen wurden auch an Einbauteilen oder an vorhandenen Raumfugen angeordnet. Diese Fugen wurden mit einer elastischen Vergussmasse geschlossen.
Epoxidharzestrich härtet schwindungsfrei aus, da die Fugenanordnung nur aus den zu erwartenden Längenänderungen durch Temperaturunterschiede resultiert. Eine fugenlose Konstruktion muss im Umkehrschluss nicht zwangsläufig zu Schäden führen, kann aber für den Betreiber im Rahmen der Instandhaltung wesentliche Vorteile bringen, da Fugen prinzipiell Wartungspunkte sind. Aus diesem Grund empfiehlt sich der Abschluss eines Wartungsvertrages zwischen Verarbeiter und Bauherrn.
Bei der Sanierung wurden zunächst die Estrichoberflächen um 10 mm abgefräst und kugelgestrahlt. Die Risse wurden mit Maxit Polyment 1450 P Grundierung EP vergossen. Die Fehlstellen und ausgebrochenen Fugen füllten die Verarbeiter mit Epoxidharzmörtel auf. Die gestrahlte Estrich- und Betonoberfläche wurde mit Maxit Polyment 1450 P Grundierung EP grundiert und mit feuergetrocknetem Quarzsand der Körnung 0,7 bis 1,2 mm abgestreut. Dann wurden die AKS-Matten mit Stahlbolzen im Estrich oder Beton festgeschossen und die Fläche erneut grundiert. Schließlich wurde der Epoxidharzestrich im Verhältnis 1:8 mit einem Teil Maxit Polyment 41 Bindemittel EP und 8 Teilen Maxit Polyment Sieblinie N eingebaut.
Um eine einheitlich rutschsichere und farbige Oberfläche zu erzielen, wurden größere zusammenhängende Abschnitte nochmals mit der Grundierung grundiert und mittelfein mit Quarzsand der Körnung 0,5 bis 1,0 mm abgesandet. Anschließend wurde die Oberfläche zur besseren Reinigungsfähigkeit mit der farbigen Maxit Polyment 6010 Kopfversiegelung N beschichtet.
In der Sanierung finden sich immer wieder Problemstellungen, für die außergewöhnliche Lösungen gefunden werden müssen. Untersuchungen im Vorfeld und Gespräche mit allen Beteiligten haben in Hamburg zu einer erfolgreichen Sanierung beigetragen.
Objekt-Telegramm
Objekt: Werkstattgebäude des S-Bahnhofs Hamburg-Ohlsdorf
Aufgabenstellung: Sanierung eines Industrieestrichs mit besonders hohen Punktlasten
Umfang: 3.800 qm
Auftraggeber: S-Bahn Hamburg, Deutsche Bahn Gruppe
Verarbeiter: Kurt Schilske Sonderbau, Hamburg
Beratung: Frank Rutthoff, Maxit
Estrich-Info: Maxit
Tel.: 07668/711-0
Fax: 07668/711-117
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Hintergrund Epoxitharzestrich
In der neuen europäischen Estrichnorm DIN EN 13813 "Estrichmörtel und -massen, Eigenschaften und Anforderungen" sind Epoxidharzestriche der Produktgattung SR zugeordnet. SR ist die Abkürzung für syntetic resin screed = Kunstharzestrich. Die Norm ist nicht an eine Schichtdicke gebunden, so dass auch dünnschichtige Versiegelungen oder Beschichtungen theoretisch als Estrich gelten. In der DIN 18560 "Estriche im Bauwesen" wird im Teil 7 auf hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche) eingegangen. In Tabelle 1 finden sich Angaben zu Gruppen mechanischer Beanspruchung.
Beim Maxit Epoxidharzestrich entsteht eine flüssigkeitsdichte Oberfläche, die gegen viele Chemikalien beständig sein soll.
Durch die Beimengung von Pigmenten kann die Estrichmasse vor Ort eingefärbt werden und erhält nach dem Abreiben mit der Kunststofftraufel eine mit ca. R 11 trittsichere Oberfläche. Der Estrich ist wasserfrei und schwindet nicht. Die Fläche kann mit dem Dampfstrahler bis 40C gereinigt werden. Außerdem zeichnen sich Epoxidharzestriche dadurch aus, dass sie sehr schlagfest sind und über eine extreme mechanische Beständigkeit verfügen.
aus
FussbodenTechnik 02/06
(Referenz)