Jünger, moderner, internationaler
Neuer Auftritt für Horn Textiles
Die anhaltende Konsumflaute und der schwache Inlandsmarkt fechten den traditionsreichen Weber Horn nicht an. Das Familienunternehmen investiert sogar antizyklisch in eine umfassende Verjüngungskur und präsentiert sich mit einem modernen, internationalen Erscheinungsbild. Davon verspricht sich das Familienunternehmen einen höheren Wieder-erkennungswert und mehr Präsenz speziell im Einzelhandel.
Dunkelrot statt grau, neuer Untertitel "Textiles" statt "Weberei für Dekostoffe" - nach 30 Jahren hat sich der traditionsreiche Deko- und Möbelstoffweber Horn einen neuen, deutlich verjüngten Auftritt verpasst und sich damit der "zeitgemäßen Kollektion und der positiven Stimmung im Haus" angepasst, wie es Geschäftsführer Jan Peter Büning formuliert, Schwiegersohn von Inhaber Karl Horn.
Die offizielle Premiere des neuen Horn-Looks findet auf der Heimtextil 2004 statt. Dort wird das neue Logo mit Dunkelrot als neuer Firmenfarbe und Schriftzug in edlem Silbergrau überall präsent sein: Auf den Musterbügeln genauso wie auf dem Stand.
Das Familienunternehmen will damit auf die Veränderungen am Markt reagieren. "Durch den neuen Auftritt versprechen wir uns größere Aufmerksamkeit, einen höheren Wiedererkennungswert und gerade beim Einzelhandel stärkere Präsenz", erklärt Büning. Das soll vor allem dem Coupon-Programm zu Gute kommen, dass der eigentliche Stück-Spezialist vor drei Jahren eingeführt hat, um das Geschäft mit Fachhandel und Raumausstattern zu intensivieren.
Horn, 1919 gegründet und heute in der dritten und vierten Generation von Karl Horn und Jan Peter Büning geführt, gilt als eine der modernste Jacquardwebereien Europas und liegt in der wohl einzige noch funktionierenden Textilregion Deutschlands, in Oberfranken. Der gute Ruf kommt nicht von ungefähr: Über die Jahre hinweg wurde beständig in die Modernisierung des Betriebsgebäudes und den Maschinenpark investiert. Derzeit werden gerade acht neue Jacquard-Maschinen aufgebaut, um veraltetete Stühle zu ersetzen.
Die Weberei beschäftigt 130 Mitarbeiter und arbeitet vollstufig - bis auf die Garnherstellung. Vom Entwurf eines Stoffes bis zum fertigen Gewebe erfolgen alle Produktionsschritte im Stammsitz Grafengehaig. Auf modernsten Jacquard- und Schaftwebmaschinen werden jährlich rund 5 Millionen Meter Stoff produziert - mehr als 400.000 Meter im Monat.
Die Fertigung erfolgt nach neuesten technologischen Standards, unter anderem auf Greifer-Webmaschinen für eine größere Bandbreite an Garnstärken wie auch auf extrem schnellen Luftdüsenmaschinen, die mit 600 Touren pro Minute laufen.
Neben dem reinen Webvorgang werden sämtliche Produktionsschritte von der Garn- bis zur Stückfärbung, Transferdruck oder spezielle Ausrüstungen im eigenen Betrieb oder bei der Färberei Schüler in Kulmbach ausgeführt, an der Horn Anteile hält. "So sind wir in der Lage, flexibel und schnell auf spezielle Kundenwünsche einzugehen und können über alle Produktionsstufen hinweg den hohen Qualitätsstandard überwachen und direkt steuern", erklärt Büning. Sein Schwiegervater und er bekennen sich klar zum Produktionsstandort Deutschland. Voraussetzung dafür sei allerdings ein leistungsfähiger Maschinenpark. Die direkten Personalkosten pro Meter Stoff seien bei der Weberei relativ gering. Lediglich lohnintensivere Arbeiten wie die Konfektion könnten im Ausland günstiger dargestellt werden, sagt Büning und verhehlt nicht, dass auch Horn hier mit Partnern in Tschechien und Rumänien zusammenarbeitet.
Neben der Produktion befindet sich auch die Verwaltung, der Showroom und das Lager in dem rund 16.000 qm großen Betriebsgebäude. Eingangshalle und Showroom werden zweimal im Jahr neu dekoriert - jeweils mit den Stoffen der neuen Kollektion. In dem großen Fertigwarenlager liegen rund 800.000 Meter Stoff. Damit sind über 4.000 unterschiedlichen Artikel und Farben ständig abrufbereit und werden in ganz Deutschland innerhalb von maximal 48 Stunden ausgeliefert.
Horns Stärke: Jacquards für Wohnen und Objekt
Für die Handschrift der Horn-Kollektion ist Designchef Reinhard Schwietal zuständig. Unter seiner Ägide entsteht Horns Stärke, Jacquards für Wohnen und Objekt, aber auch Transparenten, Druckstoffe und Trevira CS-Qualitäten. Zweimal im Jahr wird kollektioniert, im Frühling und im Herbst, darüber hinaus werden auf Wunsch gemeinsam mit den Kunden individuelle Entwicklungen realisiert - ab 400 Lfm.
Das aktuelle Sortiment umfasst ca. 200 verschiedene Deko- und Möbelstoffe, mit dem Schwergewicht auf Dekos. Neben stückgefärbten, buntgewebten und bedruckten Jacquards und Schaftgeweben gehören dazu auch Transparenten wie bedruckte Voiles und Organzas sowie modische Ausbrenner und Scherlis. Als Spezilität werden Unis in bis zu 80 (!) Farbstellungen und Trevira CS-Stoffe hervorgehoben. "Immerhin sind wir einer der größten Trevira CS-Verarbeiter in Deutschland." Ansonsten stützt sich Horn primär auf Polyester in der Kette und Polyester oder Baumwolle im Schuss - das macht die Stoffe stabil und pflegeleicht.
Mit Coupon-Programm gezielt Fachhandel und Raumausstatter ansprechen
Auf dem Heimmarkt Deutschland werden 60% des Umsatzes erzielt, der sich im Geschäftsjahr 2002/03 (Stichtag 30.6.2003) auf 22 Mio. EUR belief. Zehn Außendienst-Mitarbeiter und einige Key-Accounter betreuen die Kunden aus Industrie und Objektbereich, Versandhandel und Kaufhäusern. Der klassische Großhandel, der Facheinzelhandel, Raumausstatter und der Möbelhandel wurden bis vor einiger Zeit nur in geringerem Umfang bedient. Das soll sich aber ändern. Deshalb wurde schon vor drei Jahren die Produktpolitik in Richtung Coupon umgestellt und ein eigenes Coupon-Programm entwickelt, mit dem sich Horn inzwischen im Markt etablieren konnte, wie die Umsatzzuwächse in diesem Bereich von jährlich 15% belegen. Mittlerweile beläuft sich der Coupon-Anteil am Inlandsumsatz auf knapp 20%.
Die Coupon-Kollektion bietet derzeit rund 60 pflegeleichte Artikel. Den Schwerpunkt bilden Unis mit allein 20 Qualitäten, hinzu kommen Buntgewebe, Drucke und Transparente, alle in zeitloser Auffassung, aber mit modischem Pfiff. Dabei wurde das Transparentprogramm weiter ausgebaut. Die Stoffe sind mit VK-Preisen zwischen 20 und 45 EUR in der mittleren Preislage angesiedelt. Als Verkaufshilfe stehen dem Handel moderne Verkaufsständer mit dem neuen Horn-Logo zur Verfügung.
Das traditionelle Geschäftsfeld Stückwaren, das mehr als 70% ausmacht und nach wie vor überwiegend über Filialisten verkauft wird, soll auch künftig nicht vernachlässigt werden.
Obgleich branchenweit die Nachfrage nach Stückwaren in den letzten Jahren nachgelassen hat, sind sie für Büning weiterhin interessant: "Der Musterwechsel geht schneller als beim Coupon und wir können auch schneller Umsätze generieren als beim Coupon-Geschäft, wo der Erfolg stärker von der Innovationsfreudigkeit des einzelnen Händlers abhängt." Die Stückartikel bewegen sich im VK-Preis zwischen 15 und 25 EUR und damit leicht unter den Coupons.
Fertigprogramm überarbeitet
Relativ neu für Horn ist das Segment Fertigdekoration, das vor zweieinhalb Jahren eingeführt und unlängst komplett überarbeitet wurde. Der Anteil am Gesamtumsatz wird immerhin auf 10% beziffert - mit steigender Tendenz. Damit richten sich die Oberfranken in erster Linie an Filialisten und den heimtextilienorientierten Möbelhandel. Das Angebot ist bewusst kompakt mit 22 Dekos und Transparenten als Schlaufenschal oder Raffrollo. Konkret stehen zur Auswahl ein Unijacquard in 4 Farben, ein bedruckter Jacquard in 3 Dessins und 2 Farben, sowie ein Voile und ein Organza in jeweils 2 Dessins und 2 Farben.
Ein wichtiges Standbein ist für Horn das Objektgeschäft. Etwa 15% der Stoffe werden dort eingesetzt. Als Pluspunkt verweist Büning hier auf die kurzfristigen Entwicklungs- und Lieferfristen. Wenn auf vorhandenen Kettsystemen aufgebaut werden kann, dauere es nur drei bis vier Wochen, bis ein individueller Stoff realisiert wird. Sonderfarben gibt es ab 400 Lfm, neue Jacquard-Dessins ab 500 Lfm.
Der Export hat in den letzten Jahren zugenommen und kommt jetzt auf 40% Anteil. Die bedeutendsten Auslandsmärkte sind Skandinavien, die Benelux-Länder, Österreich, die Schweiz und Osteuropa. Von der EU-Osterweiterung erhofft man sich in Grafengehaig weitere Impulse. "Bei den EU-Betrittskandidaten in Osteuropa sehe ich klare Wachstumschancen. Ohne Regularien wie Zölle wird vieles in der Abwicklung leichter." Das Geschäft mit den USA gestalte sich hingegen derzeit schwierig. Hier würde man wohl gerne expandieren, sucht aber noch nach dem "richtigen Partner".
Die neue Horn-Kollektion 2004
In der neuen Kollektion 2004 hat Horn gezielt verkaufsstarke Themen ausgebaut, gleichzeitig will man aber auch neue Trends aufzeigen. Insbesondere bei Transparenten zeigt sich das Horn-Atelier dabei sehr kreativ.
Drei Gruppen stehen im Mittelpunkt: Web, Druck und ein neues Trevira CS-Paket. Unter den neuen Webstoffen ragen heraus neue Organza- und Scherli-Typen sowie modische Streifen.
Die Drucke sind floral und grafisch angelegt, aktuelle Trends reflektieren Retro-Motive und Karos auf Dekos wie auf Transparenten.
Bei Trevira CS stellt Horn mit Artikel Sonara erstmals einen Verdunkelungsstoff ohne Beschichtung vor: Die extrem dichtgewebte Ware mit schwarzem Schuss verdunkelt perfekt, behält aber dabei weichen, textilen Fall. Lieferbar in 16 Uni-Colorits und als Karo.
Farblich gibt die Rot-Palette zum Frühjahr den Ton an, von Cotto über Purpur bis Bordeaux - gemäß dem Deco Team-Farbtrend Exotic Red - gerne kombiniert mit Gelb oder Orange. Etwas moderater und neutraler sind Natur- und Beigeschattierungen, die ebenfalls großen Raum einnehmen.
Als verkaufsunterstützende Materialien für den Fachhandel gibt Horn in jedem Frühjahr handliche Broschüren mit stimmungsvollen Produktbildern heraus, die sich an den vier aktuellen Farbthemen des Deco Teams orientieren.
Horn Textiles - das Unternehmen
Horn Textiles
Hauptstraße 1
95356 Grafengehaig
Tel.: 09255 / 780
Fax: 09255/ 78178
Internet: www.horn-kg.de
E-Mail: mail@horn-kg.de
Gründung: 1919 durch Karl Jakob Horn
Geschäftsführung: Karl Horn und Jan-Peter Büning
Beteiligungen: Textilveredler Schüler GmbH & Co, Kulmbach
Mitarbeiter: 130, davon 10 Außendienst-Mitarbeiter in Deutschland
Umsatz 2002/03: (Bilanzstichtag 30.6.) 22 Mio. EUR
Exportanteil: 40%
Exportmärkte: Skandinavien, Benelux-Länder, Österreich, Schweiz, Osteuropa, Fernost, USA, Kanada
Produktion: monatlich ca. 400.000 Lfm
Maschinenpark: 60 Greifer- und Luftdüsenmaschinen, Jacquard- und Schaftwebmaschinen
Sortiment: Stückgefärbte Jacquards und Schaftgewebe, auch bedruckt, Voiles und Organzas, auch bedruckt, Ausbrenner und Scherlis als Stückwaren, Coupons und Fertigdekoration
Spezialitäten: Unis in bis 80 Farben, Trevira CS-Stoffe
Sonderfarben: ab 400 Lfm
Sortimentumfang: ca. 200 Artikel
Einsatzbereiche: Privat 85 %, Objekt 15%
Lagervolumen: ungefähr 4.000 Positionen, ca. 800.000 lfm.
Lieferzeit: innerhalb 48 Stunden
Kunden: Fachhandel und Raumausstatter, Kauf- und Möbelhäuser, Versender, Industriekunden, Objektausstatter, Großhandel
aus
BTH Heimtex 12/03
(Wirtschaft)