Marburger Tapetenfabrik lud zur Vernissage nach Kassel

Ulf Moritz im Tapeten-Museum

Mit der Marburger Tapetenfabrik und Ulf Moritz fanden sich im Jahr 2000 ein Unternehmen und ein Designer zusammen, die beide in ihrem Bereich für Kreativität und eine eigenständige Linie stehen. Das Ergebnis der Zusammenarbeit waren zwei außergewöhnliche, bemerkenswerte Tapetenkollektionen, denen jetzt eine besondere Ehrung widerfuhr: Im Tapeten-Museum Kassel wurde ihnen ein eigener Raum gewidmet. Dort repräsentieren sie die Tapeten-Generation des 21. Jahrhunderts.

Bislang war die Tapetengeschichte im Tapetenmuseum in Kassel Anfang der 90er Jahre zu Ende. Einem großen Fundus historischer Originale aus den letzten Jahrhunderten - das älteste Exponat stammt von 1570 - stand ein nur mageres Repertoire aus der jüngeren Vergangenheit gegenüber. Lediglich mit den X-Art Walls der Marburger Tapetenfabrik und den Zeitwänden von Rasch aus der ersten Hälfte der 90er wurden die letzten Jahrzehnte abgedeckt. Das ist jetzt anders: Mit der Installation eines separaten Raums für die Entwürfe von Ulf Moritz geht das Museum den ersten und entscheidendenSchritt ins 21. Jahrhundert. Er hatte 2000 und 2001 für und mit der Marburger Tapetenfabrik zwei außergewöhnliche, eigenständige Kollektionen entwickelt.

Gegen das Modediktat der weißen Wand setzte der Purist einen neuen, "kreativen Minimalismus", wie es Marburg formuliert. Dabei konzentrierte er sich einerseits auf raffinierte Materialeffekte mit neuartigen Granulaten, japanischen Seiden- und Tonpapieren, reinen Metallpigmenten und Effektvliesen, andererseits schuf er streng geometrische Formen wie Kreis, Quadrat und Ellipse in bewusst überdimensionierten Formaten und colorierte sie in klassischem Weiß, Rot und Schwarz, wobei matter Siebdruck und glänzende Lackflächen kontrastieren. Kennzeichnend für seine Entwürfe sind auch Tonverläufe, die es zuvor im Tapetendesign nicht gab und changierende, luminiszente Farben, die je nach Lichteinfall ganz matt oder schillernd wie Libellenflügel wirken. Die Marburger Tapetenfabrik setzte die Ideen des Wahl-Niederländers technisch perfekt um.

Ullrich Eitel, geschäftsführender Gesellschafter des ebenso traditionsreichen wie innovativen Familienunternehmens, sieht die Zusammenarbeit für beide Seiten und auch für das Produkt an sich als fruchtbar an. "Design und Tapete sind untrennbar verbunden", sagte er auf der Vernissage im Tapetenmuseum, zu der neben zahlreichen örtlichen Honoratioren auch viele Gäste aus der Branche und der Presse erschienen waren. Ehrengast war seine Mutter Hilde Eitel, die die Marburger Tapetenfabrik - und damit auch die Branche - viele Jahre lang entscheidend mitgeprägt hat.

Ulf Moritz - Vita

1939 geboren in Sroda (heute Polen)
1960 Abschluss als Industrietextildesigner in Krefeld
1970 Etablierung als freiberuflicher Designer
ab 1971 Abteilungsleiter Design-Akademie Eindhoven
1971 künstlerischer Leiter Intair
ab 1978 Ladeneinrichtungen und Präsentationsräume für Stoffe und Teppiche für verschiedene Firmen und Ausstellungen
1986 künstlerischer Leiter und Kollektionskoordination Interieur
ab 1986 künstlerischer Leiter Sahco Hesslein

Ulf Moritz - das Werk

Textilien: unter anderem für De Ploeg, Rejseger, Interlübke, Interieur, Sahco Hesslein
Teppiche und Teppichböden: unter anderem für M.I.D., Longlife, Oliver Treutlein
Möbel: unter anderem für Reim Interline, Felice Rossi, Montis, Team by Wellis, Schramm Werkstätten
Tapeten: für Marburger Tapetenfabrik
Mode und Kleidung: unter anderem für International Fashion Council, Seidensticker, Frisia, International Wool Secretariat
Accessoires: unter anderem für Artline, Leonardo, Schönbuch
Auszeichnungen:
- Prix d'excellence de Marie Claire Maison in Gold und Bronze für Stoffe, Loden und Teppiche
- Kho Liang Auszeichnung für Industriedesign
- Decorex-Auszeichnung in Silber für M.I.D.-Messestand
Ausstellungen: für Mode, Stoffe und Teppiche unter anderem in Amsterdam, Tilburg, Paris und New York
aus BTH Heimtex 10/02 (Marketing)