Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz feierte 50-jähriges Jubiläum

Gebündeltes technisches Know-How

Normierungen geben dem Handwerker Sicherheit bei seiner Arbeit und bieten Rückendeckung bei Reklamationen. Solche Normen zu erarbeiten, ist eine der Hauptaufgaben des Bundesausschusses Farbe und Sachwertschutz (BFS), der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Neben Werbeaktivitäten für das Malerhandwerk erstellt die Institution eigene technische Merkblätter. Aber: viel zu wenig Maler nutzen das Regelwerk. Deswegen wird überlegt, wie die Normen stärker publik gemacht werden können.

Der Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz finanziert seine Arbeit zum Großteil über den Verkauf der technischen Merkblätter, deren Nutzen und deren Bedeutung für das Malerhandwerk unbestritten ist. In dem Ausschuss haben sich Industrie, Handel und Handwerk gleichberechtigt und neutral zusammen gefunden, so dass hier eine unparteiische Basis geschaffen wurde, die "zum einen über ein gebündeltes technisches Know how verfügt und zum anderen mit den Qualitätsstandards den Handwerkern die Möglichkeit bietet, sich von "Pfuschern" abzuheben und sich durch meisterhafte Leistungen mit meisterhaften Produkten zu profilieren", wie es Heinz-Werner Bonjean formuliert, der vor kurzem ausgeschiedene Präsident des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz.

Auch Norbert Sonnen vom Düsseldorfer Großhandel Sonnen-Herzog, der den Handel im Präsidium des Bundesausschusses repräsentiert, unterstrich die Bedeutung des Regelwerkes als " Bibel in der Ausbildungsarbeit". Er setzte sich für eine größere Verbreitung der technischen Merkblätter und darüber hinaus für eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Industrie, Handel und Handwerk ein. Einer breiteren Streuung der Merkblätter steht nach seinen Worten nichts im Wege - etwa über das Internet. Offen bleibt dabei nur die Frage, wie die bislang kostenpflichtigen Merkblätter bei einem öffentlichen Zugang über das Internet finanziert werden sollen.

Karl-August Siepelmeyer, seit 2002 Präsident des Bundesausschusses Farbe und Sachwertschutz, ging dieses Problem locker an. Nach einem "Lehrjahr" in dieser Position will er künftig "durchstarten". Ein ganzes Bündel an Maßnahmen sei in Arbeit, kündigte er auf der BFS-Jubiläumsveranstaltung in Fulda an, angefangen bei Werbeaktivitäten über eine stärkeren Verbreitung der bisher 25 erstellten technischen Merkblätter bis hin zur Erarbeitung neuer Normen.
BFS-Merkblätter wirken über die Grenzen hinaus

Als erste Ergebnisse stellte er den neuen Slogan "Farbe! Wissen wie es geht." als klare Abgrenzung zum Beispiel zu Heimwerkern und das damit verbundene Werbematerial vor, so zum Beispiel eine Stellwand für Messeauftritte der Handwerker. Gleichzeitig unterstrich er, dass die Merkblätter zunehmend auf eine positive Resonanz auch über die Grenzen Deutschlands hinaus stoßen. Diesen Trend konnte auch Werner Loch, Geschäftsführer des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz sowie des Hauptausschusses Farbe und Sachwertschutz unterstreichen. Nach seinen Worten sind bei weiter steigender Tendenz höhere Verkaufszahlen der Merkblätter zu verbuchen. Dennoch wird der HFS für eine höhere Publizität eine kostenpflichtige Internet-Lösung erarbeiten.

Leider habe das Handwerk die Bedeutung der Regelwerks zu einem großen Teil noch nicht verstanden, bemängelt Siempelmeyer. Dies zu verbessern, wird eine der wichtigsten Aufgaben des BFS sein.

Stets im Blick haben müsse man zudem die Fortentwicklung im Markt. Das heißt: Die Perspektiven des BFS sind eng verbunden mit denen der Farben- und Lackbranche. Dabei stelle sich die Frage, ob der Markt weiterhin nach einer eigens zu definierenden Gruppierung des Profi-Malers mit Profi-Produkten und einer eigenständig zu definierenden Handelsorganisation verlangt. Bei Fortsetzung der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage, mit einem dramatischen Beschäftigungsabbau und zum Teil fast zweistelligen Umsatzrückgängen sei eine "realistische Betrachtung" angebracht. "Dazu gehört auch, dass strikte Gewerkegrenzen am Markt keine Bedeutung mehr haben. Der Kunde verlangt vermehrt Leistungen aus einer Hand, insbesondere im Innenausbau. Die Diskussion zur Handwerksordnung leistet ihr Übriges dazu."

Maler können sich als "der Ausbauprofi" profilieren

Dennoch seien die Aussichten alles andere als negativ. Siempelmeyer ist überzeugt davon, dass die Entwicklung eine große Chance bietet, den Maler und Lackierer als "den Ausbauprofi" zu profilieren, als "klassischen Finish-Beruf", der in der bisherigen Kette der Leistungsabwicklung am Ende steht und sich daher für eine "Erbringung der Leistung aus einer Hand" anbietet. "Das ist zunächst eine Herausforderung zur ordentlichen Baustellenorganisation und Koordinierung verschiedener Partner, wobei trotzdem Kernkompetenzen im Produkt und der Verarbeitung im Zentrum stehen". Umso wichtiger ist für den BFS die Erstellung der Merkblätter; sie beschreiben den Stand der Technik, bzw. den Qualitätsstandard, der gesetzt werden soll. Das gewinnt umso mehr an Gewicht, je mehr die Gefahr droht, dass minderwertige Verarbeitung Platz greift.

Das wird offenbar auch im Ausland erkannt, wie die Zugehörigkeit des Schweizer Malerverbandes, die Kontakte nach Österreich und die insgesamt weiter Platz greifende gemeinsame Normierung in einem einheitlichen Wirtschaftsraum in Europa belegen; das zeigt laut Siempelmeier, dass hier grenzübergreifend eine "neue Verständigung in den Richtlinien und den Regelwerken" gefunden werden muss, ohne "pauschale Gleichmacherei".
aus BTH Heimtex 11/03 (Wirtschaft)