Expansion in Russland wird massiv vorangetrieben

Tarkett verdoppelt CV-Kapazitäten in Russland auf 48 Mio. qm

Osteuropa ist derzeit mit hohen zweistelligen Steigerungsraten der stärkste Wachstumsmarkt für Tarkett. Seitdem der Konzern dort über das 50:50-Joint Venture STS mit Sintelon mit einer CV-Produktion und einem eingeführten Vertrieb präsent ist, hat sich die Expansion beschleunigt. Jetzt soll sie noch mehr an Fahrt gewinnen: Im Werk im russischen Otradny wurde kürzlich eine zweite CV-Anlage in Betrieb genommen, mit der die dortigen Kapazitäten auf 48 Mio. qm verdoppelt und zugleich neue produktionstechnische Möglichkeiten geschaffen wurden.

Während die westeuropäischen Bodenbelagsmärkte stagnieren oder gar rückläufig sind, zeigt Osteuropa geradezu stürmisches Wachstum - und es ist kein Ende des Aufschwungs in Sicht, im Gegenteil: Marktkenner sind davon überzeugt, dass auch in den kommenden Jahren noch überdurchschnittliche Zuwächse zu erwarten sind. Einer von den Bodenbelags-Anbietern, die frühzeitig die Chancen in Osteuropa erkannt - und auch genutzt - haben, ist Tarkett, wie sich Tarkett Sommer demnächst nur noch nennt. Schnell verschaffte sich der Konzern Zugang zum Markt, erlitt dann 1998 zwar durch die Finanzkrise in Russland einen herben Rückschlag, hat sich aber inzwischen längst wieder davon erholt. Nicht nur das: Im August vergangenen Jahres landete der weitblickende Tarkett-Vorstandschef Marc Assa einen besonderen Coup, als er ein 50:50 Joint-Venture mit Sintelon besiegelte. Der serbische Bodenbelagshersteller mit Schwerpunkt elastische Beläge verfügt über zwei Werke im serbischen Backa Balanka und im russischen Otradny und einen eingeführten Vertrieb in Russland, der Ukraine, den früheren GUS-Staaten und den Balkan-Ländern.

Das Gemeinschaftsunternehmen STS, das künftig unter Tarkett firmiert - vielleicht ein Signal dafür, dass der 50%-Anteil doch noch aufgestockt wird, bislang hatte Assa entsprechende Absichten immer dementiert - dominiert mit 200 Mio. EUR Umsatz (2002) und 70 Mio. qm elastischer Beläge, hauptsächlich CV, unangefochten den osteuropäischen Markt. "Früher waren wir die Nr. 1 und die Nr. 2, jetzt sind wir mit einem Marktanteil von 65% eine starke Nr. 1", betonen STS-Generaldirektor Vladimir A. Illin und Assa. Diese Position wollen sie noch weiter ausbauen. Dazu wurde zunächst kräftig in die CV-Produktion in Otradny investiert. Im Juni ist dort die zweite 4 m-Anlage angelaufen, mit der die Kapazitäten auf 48 Mio. qm verdoppelt worden sind. Wobei es nicht allein darum ging, den Mengenausstoß zu erhöhen, sondern auch die technischen Möglichkeiten zu erweitern: So erlaubt die Maschine nicht nur die Fertigung unterschiedlicher Breiten einschließlich in Russland unerlässlicher Zwischenbreiten wie 2,50 und 3,50 m, sondern bietet auch mechanische und chemische Prägemöglichkeiten.

Zusammen mit dem zweiten Werk in Backa Palanka kommt STS/Tarkett damit auf eine CV-Kapazität von 75 Mio. qm, die bis 2006 voll ausgelastet werden soll. Die Fabrik in Otradny, das 1.100 km südlich von Moskau in der Wolga-Region liegt, ist noch keine zehn Jahre alt. 1994 wurden dort Anlagen von Olbricht installiert, im Januar 1995 liefen bei Sinteros, wie das Unternehmen damals hieß, die ersten Beläge vom Band, offizieller Start war im April 1995. Im ersten Jahr wurden bereits 3,3 Mio. qm CV-Beläge hergestellt, 1996 waren es 4,3 Mio. qm. Zum Vergleich: In diesen beiden Jahren wurden über 50 Mio. qm CV-Beläge importiert - das war mehr als alle russischen Betriebe zusammen produzierten. 1997 wurde das Werk als eins der ersten landeweit gemäß ISO 9001 zertifiziert, 2000 erfolgte das Wiederholungs-Audit.

Die Finanzkrise 1998 warf auch Sinteros aus der Bahn. Für zwei Monate kam die Produktion so gut wie zum Erliegen. Über die Umstellung auf preisgünstige 2,5 und 3,5 m breite Beläge gelang es, wieder Fuß zu fassen - und das nicht zu knapp: Im Jahr 2000 setzte Sinteros 16,7 Mio. qm ab, 2001 waren es 23,6 Mio. qm und 2002 fast 25 Mio. qm.

Über das starke Standbein CV hinaus wird bei Tarkett auch noch Potenzial in anderen Segmenten gesehen. Marc Assa teilte bei der Einweihung der neuen Anlage in Otradny mit, dass man konkret über eine "intensivere Vermarkung" von elastischen Objektbelägen, Parkett und Laminat in Osteuropa nach. Dabei würde auch geprüft, inwieweit eine Produktion vor Ort sinnvoll sei ...


STS - das Unternehmen

- 50:50-Joint-Venture zwischen Sintelon und Tarkett
Start: 1. August 2002 ab 2003 Umbenennung in Tarkett
Umsatz: 200 Mio. EUR (2002)
Produktion: 70 Mio. qm PVC-Beläge, hauptsächlich CV
Generaldirektor: Vladimir A. Illin
CEO: Dragan Zarkovic
Aufsichtsratsvorsitzender: Marc Assa
Sortiment: CV-Beläge, textile Beläge, Nadelfilz, Laminat und Parkett (von Muttergesellschaften Sintelon und Tarkett)
Werke: Otradny (Russland), Backa Palanka (Serbien)
Vertrieb: ganz Osteuropa
Markennamen: Sinteros, Tarkett

Sintelon in Zahlen und Fakten:
1884 Gründung als Seilerei
1946 Verstaatlichung durch den jugoslawischen Staat
1962 Einstieg in die Produktion von Verbundbelägen mit Juterücken
1969 Einstieg in die Nadelfilz-Produktion
1990 Privatisierung als Aktiengesellschaft
1995 Expansion nach Russland

heute:
- Hauptsitz in Backa Palanka (Serbien), ca. 150 km von Belgrad entfernt)
- gegliedert in fünf Geschäftsbereiche
- Produzent von CV-Belägen, Nadelfilz, abgepassten Teppichen
- Umsatz: 150 Mio. EUR, davon 120 Mio. EUR elastische Beläge

Tarkett Sommer in Zahlen und Fakten:
- weltweit einer der größten Bodenbelagshersteller; Nr. 1 in Europa, weltweit Nr. 1 bei elastischen Belägen
- Umsatz: 1,44 Mrd. EUR (2002)davon 856,2 Mio. EUR elastische Beläge (+0,1%), davon wiederum 375,5 Mio. EUR Handelsbeläge/CV (+ 2,3%) davon 141 Mio. EUR in Osteuropa (+ 49,3%)
aus BTH Heimtex 09/03 (Wirtschaft)