Südwest Lacke + Farben
Mit neuen Produkten und Ideen Marktanteile gewinnen
Aufbruchstimmung herrscht bei Südwest Lacke + Farben; seit Sto das Unternehmen Anfang 2002 zusammen mit der Ispo von der Dyckerhoff-Gruppe übernommen hat, ist einiges in Böhl-Iggelheim bewegt worden. Heute präsentiert sich Südwest mit neuen Sortimenten und einem neuen Auftritt und will damit in dem schwierig gewordenen Markt Anteile hinzu gewinnen. Dazu wird auch in Verbraucherwerbung investiert. Dabei hält Südwest unveränder am zweistufigen Vertrieb fest - auch wenn das bei Mutter Sto anders ist.
Während die frühere Dyckerhoff-Tochter nach der Übernahme durch die Sto 2002 in der neuen Mutter aufgegangen ist, führt die Ispo-Schwester Südwest Lacke + Farben ein munteres Eigenleben, nutzt dabei aber die Synergieeffekte mit Sto. Wie Dipl-Kfm. Uwe Bergmann, neuer Marketingleiter bei Südwest und Dipl.-Chemiker Dr. Klaus Müller, Leiter Technisches Marketing, in einem Gespräch mit BTH Heimtex betonten, hat Sto mit ihrer neuen Tochter ehrgeizige Pläne. Während Dyckerhoff den traditionsreichen Farben- und Lackhersteller in Böhl-Iggelheim wohl eher als lukrative Geldanlage gesehen hätte, wolle Sto "sinnvoll investieren" und sich über Südwest "neue Geschäftsfelder erschließen". Bergmann: "Das Budget ist heute ganz anders bemessen als früher".
Gegründet wurde Südwest Lacke + Farben bereits 1923, als Georg Schöffler, Handelsvertreter für Farben und Lacke, einen Farbenhandel in Neustadt an der Weinstraße eröffnete. Schon damals war es sein Ziel, Lacke selbst herzustellen. Diese Idee wurde 1937 realisiert: Schöffler kaufte zusammen mit seinem Schwiegersohn und Teilhaber Johannes Kaffenberger ein 6.000 qm groes Grundstück mit einer groen Halle in Böhl-Iggelheim. Dieser Standort ist noch heute der Firmensitz. Bereits 1938 wurde vom Patentamt der Wortschutz für das Markenzeichen Südwest - Lacke und Farben erteilt. Das Unternehmen, damals unter dem Namen Böhler Lackfabrik bekannt, verkaufte seine Produkte zunächst direkt an ortsnahe Malerbetriebe und verlegte sich dann konsequent auf den zweistufigen Vertrieb über den Großhandel. Auch heute noch versteht sich Südwest als Marke für den Fachhandel.
Dieses Image will auch Mutter Sto nutzen, die selbst im Bereich der Wärmeschutz-Verbundsysteme eine führende Rolle einnimmt und vor allem stark bei Großobjekten etabliert ist. Wobei die mittelständischen und kleineren Malerbetriebe sowie der Farbenfachhandel nicht vernachlässigt werden sollen, wie Bergmann und Müller die Gesamtstrategie erklären. Sto sei die "global agierende Mutter", während Südwest mit dem eigenen Programm dem Handwerker und Fachhändler direkt verbunden ist, wobei auch hier Schritte zu einer Europäisierung unternommen werden.
Bislang kommt Südwest bei einem Jahresumsatz von etwa 20 Mio. EUR auf einen Exportanteil von 10%; das soll ausgebaut werden. Dazu wurde seit Herbst vergangenen Jahres eine eigene Exportabteilung aufgebaut, die den Absatz in den Nachbarländern intensivieren soll. Allerdings wird im heimischen deutschen Markt nach wie vor das größte Potenzial mit momentan etwa 500 direkt beziehenden Kunden gesehen.
Südwest-Sortiment nach den Wünschen der Maler zusammengestellt
Auch in der neuen Konstellation bleibt Südwest Spezialist für Lacke aus eigener Herstellung. Dr. Klaus Müller: "Lacke aus der eigenen Entwicklung sind und bleiben unser Kerngeschäft". Dazu werden zunehmend die Synergiemöglichkeiten mit Sto genutzt. So werden Innen- und Fassadenfarben, von Sto produziert und auf die Bedürfnisse von Südwest zugeschnitten, stark forciert.
Im Bereich der Innenfarben ist ein komplett neues Südwest-Sortiment auf den Markt gekommen, das sich "durch seinen Mehrwert deutlich von den bisher in den Farbenfachgeschäften anzutreffenden Produkten abhebt", wie Bergmann betont. Als Mehrwert wird unter anderem eine höhere Effizienz durch eine perfekte Balance zwischen Konsistenz und höchster Deckkraft bewertet. Ebenfalls als Mehrwert wird die Tatsache eingestuft, dass nicht nur einzelne Produkte in diesem Bereich schadstoffminimiert sind, sondern das gesamte Sortiment das TÜV-Siegel für diese Gesundheit fördernde Maßnahme trägt. Als weitere Mehrwert-Vorteile nennt Bergmann den konsequenten Verzicht auf Weichmacher, die klar strukturierte Angebotspalette, die nach den Wünschen der Maler zusammen gestellt wurde und so für jede Anforderung das optimale Produkt liefert sowie das Ausbesserungsverhalten, bei dem durch eine spezielle Rezeptur auch nachträglich ausgebesserte Stellen selbst bei Streiflicht kaum zu erkennen sind. Dem Handel bietet Südwest in der Testphase des neuen Innenfarben-Programms eine dreimonatige Rücknahmegarantie. Bergmann dazu: "Nach dreieinhalb Monaten im Markt hat kein einziger Händler auch nur einen Farbeimer an uns zurück geschickt."
Neuer Auftritt und Verbraucherwerbung für Lotusan
Sowohl bei den Innenfarben als auch bei den Fassadenfarben hat Südwest für die Behältnisse ein kräftiges Blau als neue Leitfarbe gewählt, so dass in den Geschäften ein hoher Aufmerksamkeitsgrad unter der Vielzahl von weißen Farbeimern und ein hoher Wiedererkennungswert gewährleistet sind. Ein gewisses Eigenleben unter den blau präsentierten Gebinden führt die Fassadenfarbe Lotusan, die bewusst in grüner Optik erscheint, um hier besondere Naturnähe zu demonstrieren. Südwest führte schon seit geraumer Zeit Fassadenfarben, aber erst seit Anfang Mai 2003 auch hier ein komplettes Sortiment, in dem Lotusan, bisher hauptsächlich von Ispo vertrieben, als Spitzenprodukt läuft. Für Lotusan, eine Fassadenfarbe, auf der das Wasser abperlt und dabei den Schmutz mit sich nimmt wie bei einem Lotusblatt, hat Südwest tief in die Tasche gegriffen: Im Mai und Juni wurde Lotusan den Fernsehzuschauern gleich in mehreren Sendern per Fernsehspot vorgestellt. Damit wurde erstmals der Verbraucher direkt angesprochen. Unterstützt wurde diese Werbung noch durch Inserate in Publikums-Bauzeitschriften. Allein durch die Print-Medien rechnet Bergmann mit 6,6 Mio. Kundenkontakten.
In dem enormen Werbeaufwand sieht er eine Erfolg versprechende Zukunftsstrategie: "Je weniger andere Hersteller in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten werblich tun, desto mehr fallen unsere Produkte auf. Wir gehen hier klar antizyklisch vor, preisen aber nicht nur platt Farben an, sondern bieten Mehrwert und ein aufeinander abgestimmtes Vollsortiment. Wir animieren so nicht nur den Verbraucher zum Kauf unserer Farbe, sondern helfen auch dem Handwerk und dem Handel, die über die Direktwerbung hinaus noch zahlreiche verkaufsfördernde Hilfsmittel von uns erhalten.
aus
BTH Heimtex 07/03
(Wirtschaft)