Südbund litt 2002 unter schwieriger Marktlage
Südbund kontert Krise mit Mehr an Leistung
Die schwierige Marktlage 2002 hinterließ auch in der Südbund-Bilanz Spuren: Der Einkaufsverbund musste einen Umsatzrückgang hinnehmen und wies ein negatives operatives Ergebnis aus. Der Vorstand hat aber frühzeitig eingegriffen, und bereits "einschneidende Strukturmaßnahmen" eingeleitet, die von diesem Jahr an wirksam werden sollen. Außerdem appelliert man an die Gesellschafter, ihre Umsätze auf den Südbund zu konzentrieren und will zusätzlich neue Mitglieder gewinnen.
In den hohen Norden nach Bremen hatte der Südbund zur diesjährigen Gesellschafterversammlung geladen. Dort ließen Vorstand und Aufsichtsrat des Einkaufsverbundes das vergangene Geschäftsjahr Revue passieren. "Wir haben 2002 unsere wirtschaftlich gesteckten Ziele nicht erreicht", räumte der geschäftsführende Thomas Müller offen ein. Die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen hätten die Südbund-Entwicklung nachhaltig geprägt und auch das Ergebnis wesentlich beeinflusst. In konkreten Zahlen bedeutet das einen Umsatzrückgang von 8,9% auf 128,3 Mio. EUR.
Noch viel schmerzlicher war die "deutlich verschlechterte Ertragslage", wobei Müller betonte, dass die Kooperation trotz eines negativen operativen Ergebnisses in der Lage war, die zugesagten Boni und Rückvergütungen in völler Höhe an die Gesellschafter auszuschütten. Ebenso verwies er darauf, dass sich die Eigenkapitalquote zwar verringert habe , aber mit 27,7% im Vergleich zu ähnlich gelagerten Organisationen nach wie vor einen "hervorragenden Wert" darstelle. Zum Vergleich nannte die Kennzahlen der Sparkassen-Organisationen aus dem Jahr 2002 für Großhandelsunternehmen im Heim- und Haustextilien-Bereich: Danach betrug die durchschnittliche Eigenkapitalquote 10,7,% bei einer Streuungsbreite von 0,1 bis 27,9%. Und: "Wir haben keine Leistungen eingeschränkt" hielt Müller den Mitgliedern vor Augen, "im Gegenteil, wir haben sie teilweise sogar ausgebaut."
Der Jahresfehlbetrag wurde aus den freiwilligen Rücklagen gedeckt.
Hauptumsatzträger war 2002 mit einem Anteil von 50,5% der Kompetenzbereich Fenster und Wand, in dem die Produktgruppen Gardinen, Dekostoffe, Schienen/Stangen/Zubehör, verstärkt Sonnenschutz, Tapeten und Farben zusammengefasst sind. Dabei enttäuschten vor allem Gardinen, auch Dekos verloren, was zugleich die Umsätze bei Schienen und Stangen drosselte. Stabil hielt sich dagegen Sicht- und Sonnenschutz. Tapeten und Farben blieben ebenfalls hinter dem Vorjahr zurück, am meisten betroffen war laut Geschäftsbericht die Papiertapete. Die Einbußen in diesem Segment konnten auch nicht durch den weiteren Vormarsch der höherwertigen Vliestapete ausgeglichen werden.
Der Kompetenzbereich Boden mit Teppichen, textilen und elastischen Bodenbelägen sowie Parkett und Laminat stellte sich 2002 sehr differenziert dar: Während textile Beläge und die ihnen zugeordneten Objektbeläge um 5,5% zulegen konnten, schrumpften die elastischen Beläge um 10,1%, unter anderem bedingt durch den anstehenden Kollektionswechsel zur Jahreswende 2002/03. Auch Parkett und Laminat enttäuschten; hier schlug ein Minus von 5,9% zu Buche. Beide Belagsarten hätten einem extremen Preisdruck unterlegen, eine vernünftige Wertschöpfung sei durch qualifizierte Verlegeleistungen dennoch möglich gewesen. Größter Verlierer waren aber die abgepassten Teppiche; speziell im Orientbereich könne anscheinend nur noch über illusorische Rabattsätze verkauft werden, klagt der Südbund.
Der Kompetenzbereich Haustextilien bereitete der Verbundgruppe ebenfalls keine Freude. Insbesondere die Hauptwarengruppen Haustextilien und Bettwaren mussten einen starken Dämpfer hinnehmen.
Die Mitgliederzahl lag per Stichtag 31.12.2002 bei 695 mit einer Gesamtzahl von 3.493 Geschäftsanteilen. Dabei wurden im vergangenen Jahr 26 Neuzugänge registriert, 20 Mitglieder kündigten, 2 verstarben und 8 mussten ausgeschlossen werden.
2003 sind die schweren Zeiten noch nicht vorbei, befürchtet der Vorstand. Per 31. Mai hinkte der Umsatz u knapp 5,4% hinter dem Vorjahr hinterher. Damit liegt der Südbund leicht unter der Planung. Dennoch rief Aufsichtsratsvorsitzender Horst-Günter Döll die Anwesenden dazu auf, sich nicht vom Pessimismus anstecken zu lassen. Dem schloss sich auch Thomas Müller an: "Wir als mittelständische Unternehmen dürfen uns nicht auf die Politik verlassen, sondern müssen unsere Geschicke selbst in die Hand nehmen."
Beide appellierten an die Mitglieder, ihre Umsätze weiter auf Südbund-Lieferanten und -Eigenprodukte zu konzentriernen und gleichzeitig wertige Produkte zu forcieren, um höhere Roherträge und bessere Renditen zu erzielen. Darüber hinaus soll auch die externe Expansion durch die Werbung neuer Mitglieder in Angriff genommen werden - primär im Ausland. "Wir müssen die Solidargemeinschaft Südbund weiter stärken, denn nur so können wir den Südbund bei den Lieferanten auf die Stufe stellen, wo er hingehört."
Intern wird schon seit dem vergangenen Jahr an der Kostenreduktion gearbeitet, etwa bei Personal- und betrieblichen Aufwendungen. Auch wurde dem Risikomanagement mehr Aufmerksamkeit gewidmet: Risikobetrachtung und -bewertung liegen jetzt schwerpunktmäßig auf dem finanzwirtschaftlichen Teil, den Risiken des Zentral- und Eigenregulierungsgeschäftes. Positive Effekt verspricht man sich zudem von einem Bonus-System, das auf drei Komponenten basiert: einem Grund-Bonus, einem neu definierten Qualitäts-Bonus, der sich an Umsatzqualität, Ertragskraft, Umsatzsteigerungen und Engagement orientiert und einem Werbe-Bonus.
Der Südbund im Überblick
Südbund Einkaufsverband für Heimtextilen eG
Welzheimer Str. 6
71522 Backnang
Tel: 07191/8010
Fax: 07191/801240
e-mail: info@suedbund.de
internet: www.suedbund.de
Vorstand:
- Thomas Müller, geschäftsführender Vorstand
- Hans-Jürgen Ziepprecht, nebenamtlicher Vorstand
Aufsichtsrat: Horst-Günter Döll (Vorsitz), Friedrich Lauton (stellvertretender Vorsitzender), Peter Griessl, Günter Messing, Norbert Rink, Hansjörg Schiess, Werner Wimmer
Mitglieder: 695 mit 3.493 Geschäftsanteilen, davon 643 in Deutschland, 42 in Österreich, 5 in der Schweiz, 5 in Italien, Belgien, Luxemburg
Mitarbeiter: 101, davon 13 Teilzeit, 7 im Außendienst
Sortiment:
- Fenster + Wand: Gardinen, Dekostoffe, Schienen, Stangen, Zubehör, Sonnenschutz, Tapeten, Farben und Lacke
- Boden: abgepasste Teppiche, gewebt und geknüpft, textile Bodenbeläge, elastische Bodenbeläge, Parkett + Laminat
- Haustextilien: Möbelstoffe, Polstermöbel, Bettwaren, Matratzen, Bettwäsche, Frottierwaren, Accessoires
Lieferanten: ca. 440, davon
- 210 im Bereich Fenster einschließlich Sonnenschutz
- 120 im Bereich Bodenbeläge
- 100 im Bereich Haustextilien und Accessoires
Eigenmarke: Novella
Konzeptionen: Raum & Design, Raum & Idee, Objektprofi, Deco Domus, Deco Point
alle Zahlen Stichtag 31.12.2002
aus
BTH Heimtex 07/03
(Wirtschaft)