Interview mit Regina Hebbeln-Röttjer (Nrc) und Enno Kramer (Decor-Union)
"Wir wollen die Mitglieder schrittweise aneinander heranführen"
Seit dem 1. April arbeiten die beiden Kooperationen Decor-Union und Nrc Nordring eng zusammen. Die Nrc-Mitglieder wickeln seitdem ihren Einkauf für Bodenbeläge, Teppiche, Tapeten, Sonnenschutz, Stoffe und Werkzeug über den Kollegenverbund ab, haben dabei Zugriff auf alle Konditionen, Kollektionen und gelisteten Lieferanten und fakturieren auch über die Decor-Union. Mittelfristig soll dann geprüft werden, ob die Zusammenarbeit noch weiter intensiviert wird. In welche Richtung hier die Überlegungen gehen und was sich beide Seiten von der Allianz versprechen,wollten Claudia und Michael Steinert von Nrc-Geschäftsführerin Regina Hebbeln-Röttjer und Decor-Union-Geschäftsführer Enno Kramer wissen.
BTH Heimtex: Frau Hebbeln-Röttjer, bis zum letzten Jahr hat der Nrc Nordring über die FHG eingekauft. Diese Zusammenarbeit wurde aus bekannten Gründen beendet. Wie ist es dann zur Annäherung mit der Decor Union gekommen und warum fiel Ihre Wahl gerade auf die Decor Union?
Regina Hebbeln-Röttjer: Der Kontakt kam sehr problemlos zustande, zumal Herr Kramer und ich uns bereits aus der Fachgruppe Heimtextilien im ZGV kannten. Für uns war ein Partner wichtig, der nicht nur im Bodenbelagsbereich kompetent ist, sondern auch in den anderen Segmenten wie Tapeten und Stoffen, weil das für unsere Mitglieder aus dem Einzelhandel eine große Rolle spielt, und der darüber hinaus professionelle Unterstützung bei der Vermarktung bietet. Und: wir wollten in jeder Beziehung selbstständig bleiben.
Enno Kramer: Das Gesprächsklima war von Anfang an offen und fair. Wir klappten gegenseitig unsere Bücher auf und gewährten dem anderen Einblick in das Konditionsgefüge und weitere Interna unserer Verbände.
BTH Heimtex: Frau Hebbeln-Röttjer, Sie sagten eben, sie wollten in jeder Beziehung selbstständig bleiben. Deswegen gibt es auch keine Einzelmitgliedschaften?
Hebbeln-Röttjer: Ja. Wir haben zur Zeit eine Gruppenmitgliedschaft. Wobei wir uns als Verbände vorgenommen haben, die Mitglieder in den nächsten zwei Jahren schrittweise aneinander heranzuführen. Diese Kontakte und diesen Austausch im Kollegenkreis haben wir zum Beispiel bei der FHG vermisst. Das war sehr enttäuschend.
Kramer: Erfa-Arbeit ist extrem wichtig und notwendig. Wir haben acht, neun Gruppen, die extern gesteuert werden. Das wird sehr gut angenommen. Wobei durch die Nrc-Mitglieder noch mal frischer Wind hineinkommen kann.
Nach harten Kämpfen haben wir jetzt durchgesetzt, dass wir auch die Firmenzahlen zum Auswerten erhalten. Nur dann macht das Ganze ja richtig Sinn, sind Vergleichsmöglichkeiten und Lerneffekt gegeben.
Außerdem sind wir zur Zeit dabei, eine neue Gruppe mit dem Unternehmer-Nachwuchs aufzubauen, um rechtzeitig den Draht zu den zukünftigen Chefs zu bekommen.
BTH Heimtex: Überalterung in der Branche ist sicher ein Thema. Wie sieht die Altersstruktur bei Ihnen aus?
Hebbeln-Röttjer: Wir befinden uns ganz klar in einem Generationswechsel, wobei sich manchmal das Problem stellt, dass die Senioren sich nicht richtig trennen können und den Junioren zu wenig Freiraum geben. Dadurch fehlt der Fortschrittscharakter.
Kramer: Es gibt solche und solche Übernahmen bzw. Übergaben. Unter unseren Mitgliedern sind etliche erfolgreiche junge Unternehmer.
Wir schauen allerdings mit unsere Mitglieder auch sehr sorgfältig an, ob sie Probleme haben, am Markt Bestand zu haben - nicht aus finanziellen, sondern aus Nachfolge-Gründen. Dafür holen wir uns auch Sachverstand von außen hinzu. Generell wird die Nachfolge-Frage im Handel in den nächsten fünf Jahren extrem akut werden.
aus
BTH Heimtex 05/03
(Wirtschaft)