Interview mit Uwe Heinemann
"Die Inku-Gruppe steht nicht zum Verkauf"
In den letzten Wochen kursierten in der Branche massive Gerüchte um einen Verkauf der Inku-Gruppe. BTH Heimtex-Chefredakteur Claudia Steinert fragte Inku-Vorstandschef Uwe Heinemann, was an den Spekulationen dran ist und ob die Großhandelsformation finanziell tatsächlich so unter Druck steht, wie kolportiert wird.
BTH Heimtex: Herr Heinemann, in der Branche wird momentan viel über die Zukunft der Inku-Gruppe gerätselt. Haben Sie bald einen neuen Eigentümer in England?
Uwe Heinemann: Weder dort noch woanders. Da wissen andere mal wieder mehr.
BTH Heimtex: Also an den Verkaufsgerüchten ist nichts dran?
Heinemann: Das ist alles Quatsch. Aber auch ein gutes Zeichen, dass man sich mit uns beschäftigt.
BTH Heimtex: Wie viele Anteile hält die Familie Smolka und welche Rolle spielt die Inku-Stiftung - vor allem jetzt nach dem Tod von Kurt Smolka?
Heinemann: Die Stiftung ist nicht neu, die gibt es schon viele Jahre und ihre Bedeutung hat sich nicht verändert. 83% der Inku-Aktien sind im Besitz der Familie Smolka. Diese Aktien sind in der Solix GmbH gebündelt. An der Solix GmbH sind die drei Kinder von Kurt Smolka jeweils mit 30% beteiligt und 10% der Anteile hält die Stiftung. Stiftungsbegünstigte sind wiederum die drei Kinder. Neben dem Solix-Anteil hält die Stiftung die Aktien der Büropark Donau AGs und hat damit unmittelbar nichts mit den operativen Aktivitäten des traditionellen Handelsgeschäftes zu tun.
BTH Heimtex: Und von den Kindern hegt keins Verkaufsabsichten?
Heinemann: Es gibt keine Verkaufsabsichten. Es wurde ja bewusst die Konstruktion so gewählt wie sie ist. Es müssen sich alle Gesellschafter der Solix einig sein; dann wäre theoretisch alles denkbar.
BTH Heimtex: Theoretisch heißt, dass es keine aktuellen Verkaufsgespräche gibt.
Heinemann: Nein. Es gibt keine Verkaufsgespräche
BTH Heimtex: Wieviel hat die Inku-Gruppe 2002 umgesetzt?
Heinemann: Konsolidiert 114 Mio. EUR.
BTH Heimtex: Und wie rot ist das Ergebnis? Auch darüber wird viel in der Branche geredet.
Heinemann: Kein Wunder. Die meisten Unternehmen müssen nicht wie wir als AG quartalsweise ihre Zahlen offenlegen. Wir zahlen unsere Lieferanten unter Skonto-Ausnutzung, sind aber mit den Erträgen nicht zufrieden. Operativ hat die Inku AG Geld verdient, allerdings hatten wir Wertberichtigungsbedarf bei unseren Tochtergesellschaften, insbesondere in Deutschland. Das heißt, wir haben im Jahresabschluss 2002 Altlasten bereinigt. Konkret hat die Inku AG im Einzelabschluss eine Eigenkapitalquote von 27%, im Inku-Konzern sind es ca. 16%.
BTH Heimtex: Nochmal nachgehakt - das operative Ergebnis war positiv, das Netto-Ergebnis negativ?
Heinemann: Ja. Im Konzern weisen wir konsolidiert einen operativen Verlust von ca. 700.000 EUR oder 0,6% vom Umsatz aus. Das ist schlecht genug, aber doch keine Katastrophe angesichts eines Eigenkapitals von 9 Mio. EUR incl. Kapitalreserven. Wir haben nicht nur das Vertrauen unserer Großaktionäre, sondern auch das unserer Banken, die uns mit unveränderten Kreditlinien konstruktiv in Österreich wie in Deutschland begleiten.
Die Zahlen haben wir im Griff, kraftvoll schon 2001 beginnend restrukturiert, können uns aber nicht dagegen wehren, dass wir Umsätze und Kundenforderungen verlieren - zum Beispiel extrem in Polen. Das hat uns ein Heidengeld gekostet und das innerhalb weniger Monate.
BTH Heimtex: Ich höre oft, dass Sie zu hohen Personalaufwand treiben, etwa durch die überdimensionierten Apparate in Leinfelden-Echterdingen und in Klosterneuburg.
Heinemann: Wenn Sie unsere Pro-Kopf-Umsätze mit Branchenstatistiken vergleichen, sind wir in einer guten Position. Sie können Unternehmen mit der Lupe suchen, die in allen Geschäftsbereichen unsere Performance haben - aber wir lernen gerne dazu.
BTH Heimtex: Wo liegt denn Ihr Pro-Kopf-Umsatz?
Heinemann: Im Inku-Konzern, also auch bei Hometrend-Inku, bei 200.000 EUR pro Kopf. Ich möchte den Großhändler sehen, der da mithalten kann. Nur derjenige, der im Objekt stark ist, dürfte höher liegen, dafür sind dann aber die Deckungsbeiträge schwach. Insofern weiß ich nicht, warum Besserwissen meinen, unser Apparat sei zu groß. Nehmen Sie allein unsere Buchhaltung: dort beschäftigen wir in Deutschland gerade 8 Mitarbeiter einschließlich Personalabteilung.
Natürlich leiden wir wie alle anderen unter der Rezession in Deutschland. Aber ich glaube, dass kaum ein Anderer seine Kosten so gut im Griff hat wie wir. Allein im Jahr 2002 haben wir die Kosten im Konzern um mehr als 3 Mio. EUR abgebaut.
BTH: Sie sagten, Sie hätten Wertberichtigungsbedarf in Deutschland. Wie sieht die Ertragslage bei Hometrend-Inku aus?
Heinemann: Das operative Ergebnis bei Hometrend-Inku und Poppe + Wirth war negativ, allerdings zum Teil bedingt durch Einmalaufwand wie Wertberichtigung und Abfertigung.
BTH: Wie weit sind Sie jetzt mit der Restrukturierung? Welche Maßnahmen stehen noch an?
Heinemann: Wir haben 60 Mitarbeiter in Deutschland abgebaut, einige Filialen fusioniert und insgesamt 14 Lkws eingespart. Das hat der Markt gar nicht so richtig nachvollzogen. Für einen Lkw mit Fahrer können Sie rund 50.000 bis 55.000 EUR Aufwand rechnen. Wir haben im vergangenen Jahr unsere Kosten allein in Deutschland um gut 1,7 Mio. EUR reduziert, dasselbe sparen wir auch in diesem Jahr. Das soll uns erst mal einer nachmachen, in zwei Geschäftsjahren die Kosten um 3 bis 4 Mio. EUR zu senken.
BTH: Wie sieht ihr Budget für 2003 aus?
Heinemann: Wir haben für dieses Jahr ein Umsatzminus von 5% geplant und gehen dabei von einem ausgeglichenem Ergebnis aus. Derzeit liegen wir voll im Plan.
aus
BTH Heimtex 04/03
(Wirtschaft)