Henkel AG & Co. KGaA
Henkel Maler-Fachsymposium - Analysen, Konzepte, Trends
Die Konjunktur lahmt, Industrie, Handel und Handwerk stöhnen, Deutschland leidet unter Reformstau und Besitzstandsdenken - was kann man dagegen tun? Wie kommt die deutsche Wirtschaft aus dem Tal heraus? Wie lässt sich wieder die Kauflust des Verbrauchers wecken? Und welche Chancen bieten sich für das Handwerk? Antworten auf diese Fragen suchte das siebte Maler-Fachsymposium von Henkel. Der Tapetenkleber-Marktführer bot prominente Referenten aus Politik, Wirtschaft und Industrie auf, die bei den über 200 Gästen aus Malerhandwerk, Großhandel und Verbänden auf großes Interesse und rege Resonanz stießen.
Zu einem hochkarätigen Branchentreff des Malerhandwerks hat sich das Maler-Fachsymposium von Henkel entwickelt. Die Traditionsveranstaltung, die in diesem Jahr zum siebten Mal stattfand - will den Dialog zwischen Inhabern und Führungskräften von Malerbetrieben, Verbänden, Fachjournalisten und Experten aus Ausbildung, Bautechnik und Marketing mit Spitzenleuten aus Politik, Wirtschaft und Industrie pflegen. Die Tagung sucht ihresgleichen - in der Auswahl der hochkarätigen Referenten genauso wie in der stets aktuellen Themenwahl und der Resonanz.
Über 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren dieses Mal nach Düsseldorf gereist, um zu hören, wie man "in stagnierenden Märkten erfolgreich sein kann". Die Thematik war angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Situation besonders brisant.
Als Moderator fungierte Frank Lehmann, bekannt als ARD-Börsenspezialist. Er präsentierte sich ebenso locker und volksnah wie im Fernsehen - was allerdings nicht bei jedem aus dem Publikum ankam - und scheute sich auch nicht, bei den Referenten Widerspruch anzumelden. "Reichen die Pläne der Bundesregierung aus, um die Wirtschaft anzukurbeln?" Die Eröffnungsfrage von Lehmann bejahten bei einer spontanen Ted-Umfrage nur 0,8% der Teilnehmer. 44% erteilten den Regierungsplänen eine klare Absage, 55% plädierten dafür, "dass noch vieles getan werden muss". Als stärkste Belastung für ihr Geschäft empfand mit 92,2% die überwältigende Mehrheit "Steuern". Nur jeweils 3,9% sahen hingegen Genehmigungs- bzw. Finanzierungsverfahren als erfolgsbelastend an.
Kein Blatt vor den Mund nahm Deutsche Bank-Chefvolkswirt Prof. Dr. Norbert Walter. Er kritisierte hart die Wirtschaft-, Finanz- und Steuerpolitik der Bundesregierung, sieht einen Großteil der derzeitigen wirtschaftliche Misere aber auch im Besitzstandsdenken und mangelnder Flexibilität bei den Deutschen. "Es hat keinen Sinn, auf die Berliner einzudreschen. Wir sind die Berliner. Wir sind nicht bereit, die Korrekturen zu machen, die zur Wende führen". Die Bereitschaft zur Veränderung sei sehr wenig ausgeprägt: "Wir Deutschen sind nicht bereit abzuspringen. Wir wollen zwar ans andere Ufer, binden uns aber vorsichtshalber am Baum fest". Der Reformwille käme von "Außenseitern, Nicht-Saturierten und den Jungen" - die seien aber nicht mit den sozialen Kompetenzen und der Verantwortung ausgestattet.
Walter warnte davor, 2003 mit einer automatischen Verbesserung der Lage zu rechnen. "2003 wird nicht so dramatisch rückläufig wie 2002, aber bestenfalls ist Stagnation zu erwarten." Selbst wenn die notwendigen Reformen auf den Weg gebracht würden, werde die schwache Konjunktur zunächst noch schwächer, bevor sie wieder anziehe. "Aber es ist wichtig, gut aufgestellt zu sein, wenn es 2004 besser werden könnte und 2005 besser werden wird." Einen Weg aus der Krise sieht er nur durch eine entschlossene Reformpolitik mit Einschränkungen von Staatsleistungen und Steuersenkungen.
Wie man trotz allem Konsum ankurbeln kann, machte Dr. Helene Karmasin deutlich, Leiterin des Instituts für Motivforschung in Wien: "Menschen haben nicht den Spaß am Konsum verloren. Auch in der heutigen Gesellschaft wollen sie Wünsche erfüllt bekommen und als Individuen wahrgenommen werden", beschrieb die Psychologin die menschlichen Bedürfnisse. Schlussfolgerung:" Wer es schafft, Verbraucherwünsche zu erkennen und zu erfüllen sowie ein positives Lebensgefühl zu vermitteln, der wird Erfolg haben. Wichtig sei dabei vor allem, nicht das reine Produkt zu verkaufen, sondern eine Botschaft, ein Lebensgefühl, wie es beispielsweise bei Harley Davidson-Motorrädern perfekt vorgeführt werde. "Feel more what I wish I was". Dafür zahlten die Verbraucher auch - nicht für den funktionalen Nutzen. Niemand ist laut Karmasin, besser dazu in der Lage, sich in die Kunden einzufühlen als der Mittelstand: "Das Handwerk muss aktiv sein und von sich aus den Konsumenten sagen, was diese sich wünschen könnten," brachte sie in ihrer begeisternden Rede den Teilnehmern nahe. Kleiner Tipp der Motivforscherin: "Ihre Dienstleistung muss eine Botschaft sein.
Als die drei wichtigsten Zielgruppen für alle Branchen definierte Karmasin die "neuen", selbstbewussten, emanzipierten Frauen, die sogenannten Best Agers, sprich die über 50jährigen mit gutem Ankommen, die sich nicht alt fühlen wollen und Kinder. "Wer auch nur eine dieser Gruppen emotional erreicht, hat viel gewonnen." Generell wichtig bei der Kundenansprache: "Den Leuten das Gefühl geben, beachtet zu werden".
Was ist der Schlüssel zum Erfolg? Für die Teilnehmer der Henkel- Veranstaltung sind dies in erster Linie eine absolute Kundenorientierung (48,7%), gute Mitarbeiter (47,9%) und letztendlich eine gesunde Bilanz (3,4%).
Ganz anders beurteilte Unternehmensberater Prof. Dr. Reinhard K. Sprenger den Schlüssel zum Erfolg. An erster Stelle rangiert für ihn ein positives Klima zwischen Chef und Mitarbeiter. "Chefs sollten ihren Mitarbeitern gegenüber eine Kommunikation entfalten, die für eine vertrauensvolle Beziehung sorgt," empfahl er, denn dann sei auch Kritik möglich. "Der Königsweg der Unternehmensführung überhaupt ist für ihn ein warmes, menschliches Beziehungsgeflecht zwischen Chef und Mitarbeiter.
Nicht viel hält er davon, über sogenannte Motivierungssysteme Leistung steigern zu wollen. "Es gibt weltweit keine Studie, die diesen Effekt nachgewiesen hätte". Im Gegenteil, wenn die Motivierung steigt, sinkt die Motivation, erklärte Sprenger. "Motivation lässt sich nicht kaufen. Der Rückgriff auf Anreizsysteme ist der Offenbarungseid der Führungskräfte". Seine Empfehlung stattdessen: "Ziehen Sie sich einzeln mit Ihren Mitarbeitern zurück und sprechen Sie mit Ihnen über Ihre Kommunikation." Aber: Gute Führungskräfte führten auch mit Klarheit und Konsequenz und stellten Forderungen, betonte Sprenger. Geben und Nehmen müssten ins Gleichgewicht gebracht werden. "Mitarbeiter trennen sich nicht von schlechten Unternehmen, sondern von schlechten Chefs."
"Was wir brauchen, ist Wachstum in unserer Branche" ,konstatierte Dieter Philipp Präsident des deutschen Handwerks. Bei 300.000 verloren gegangenen Arbeitsplätzen und 3 % Minus sei dies eine echte Herausforderung. "Wir brauchen Motivation in unseren Betrieben und dürfen vor allem unseren Kunden nicht signalisieren, dass es dem Handwerk schlecht geht," ermahnte er seine Kollegen.
"Wir müssen Dienstleistungen anbieten, die mit in die handwerklichen Leistungen aufgenommen werden. Und gegen die Schwarzarbeit hält Philipp zwingend eine Reduzierung der Sozialkosten und Steuern für erforderlich. Belebend würde sich auch auswirken, wenn Handwerkskosten steuerlich absetzbar wären, stellt der Präsident des deutschen Handwerks fest, der in diesem Punkt allerdings keine Einigung mit dem Bundesfinanzminister für möglich hält. Weitere Vorschläge zur Sicherung von Handwerksbetrieben: Hohe Steuern auf billig importierte Waren, niedrige auf Handwerksleistungen sowie eine Veränderung des Kündigungsschutzgesetzes auf 20 Mitarbeiter.
Modelle der Nachfolgeregelung im Handwerk zeigte Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Vorstandsmitglied Price Waterhouse Coopers, klar strukturiert und mit praktischen Beispielen auf. Fazit: Frühzeitig Kompetenzen zu übertragen, kann nicht nur dazu verhelfen eine Menge Geld zu sparen, sondern auch dazu beitragen, den Fortbestand des Unternehmens und des Familienfriedens zu sichern.
aus
BTH Heimtex 03/03
(Wirtschaft)