Kernkompetenz für überstreichbare Wandbeläge herausstellen
Erfurt setzt auf Export und Dachmarken-Strategie im Inland
Erfurt hat in seinem Jubiläumsjahr 2002 zwar im Inland im Zuge der Bau-flaute verloren, dafür im Export kräftig zugelegt. Der soll deshalb auch künftig forciert werden. Hierzulande will der Rauhfaser-Marktführer seine Kompetenz bei überstreichbaren Wandbelägen durch eine konsequente Dachmarken-Politik unterstreichen und dazu auch in Werbung und Verkaufsförderung investieren. Eine aktuelle GfK-Verbraucherstudie ergab unter anderem, dass Erfurt der bekannteste Herstellername bei Wandbelägen ist.
Ein nicht alltägliches Jubiläum hat Erfurt im vergangenen Jahr gefeiert: 175 Jahre alt wurde der Rauhfaser-Marktführer, der heute in 7. Generation von Martin und Henrik Erfurt geführt wird - bekam im schwierigen Jahr 2002 aber wie die gesamte Branche nichts vom Markt geschenkt. "Wir haben unsere selbstgesteckten Ziele nicht erreicht", räumte Martin Erfurt in einem Pressegespräch zur Heimtextil ein. Die Baukrise habe auch auf das Familienunternehmen durchgeschlagen; gerade der Neubau, ein wichtiges Betätigungsfeld für Erfurt, sei davon betroffen gewesen. Und das DIY-Geschäft sei ebenfalls nicht zufriedenstellend gewesen.
Einen gewissen Ausgleich konnten sich die Wuppertaler allerdings im Export verschaffen, der mit einem zweistelligen Plus deutlich besser lief und noch weitere Zuwachschancen verspricht. Deshalb will man sich hier künftig auch auf "breitere Beine" stellen, um die Exportquote von derzeit 15% in den nächsten zwei bis drei Ländern auf 25% zu erhöhen. In 40 Ländern ist Erfurt präsent - beileibe nicht nur mit Rauhfaser, sondern mit seiner ganzen Produktpalette, wobei gerade Vlies laut Vertriebsleiter Manfred Franken nicht selten als Türöffner fungiert. "Vlies spielt auf vielen Auslandsmärkten bereits eine wichtige Rolle", hat er erfahren, "Russland beispielsweise ist ein Vliesmarkt".
Als Kernländer, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll, wurden Belgien, Frankreich, die Schweiz, Österreich, Ungarn, Polen und Russland definiert. In allen Märkten will Erfurt die Vertriebsstrukturen kontrollieren und ist daher bereits in mehreren mit eigenen Vetriebsbüros vor Ort.
So optimistisch man 2003 für den Export ist, so nüchtern werden die kurzfristigen Perspektiven in Deutschland gesehen: "Wenn man realistisch ist, lässt das Jahr keine Impulse aus dem Inland erwarten."
Erfurt setzt dagegen auf die eigenen Kräfte, will seine Kompetenz bei überstreichbaren Wandbelägen durch eine konsequente Dachmarken-Politik unterstreichen und dazu auch in Werbung und Verkaufsförderung investieren - und zwar sowohl Richtung Kunden wie auch in Richtung Verbraucher.
Dabei ist die Strategie heute eine andere als früher: Damals wurde Bandenwerbung favorisiert, um den Bekanntheitsgrad des Namens Erfurt zu steigern, vor zwei Jahren entschied man sich in Wuppertal, "mehr für das Produkt zu tun", fuhr die teure Bandenwerbung zurück und stieg in den Printbereich ein. Das hat sich nach Frankens Aussage auch als richtig erwiesen und soll fortgesetzt werden, wobei nach Ländern differenziert wird.
Hierzulande will Werbeleiter Lars Jentzen zweigleisig fahren; er plant sowohl B2B-Aktivitäten Richtung Profi, sprich Großhandel und Handwerk als auch eine Konsumenten-Kampagne für das zweite Halbjahr mit Anzeigen, Internet und Aktionen für den Point of Sale, die alle miteinander vernetzt werden sollen.
Im Mittelpunkt der Ansprache für den Profi steht unter anderem die zur Heimtextil vorgestellte Neuentwicklung Rauhvlies; das brandneue Produkte - "erst zwei Tage vor Weihnachten aus der Produktion gekommen" - kombiniert die bekannte Rauhfaser-Optik mit den vorteilhaften Verarbeitungseigenschaften von Vlies.
Eine Spezial-Imprägnierung garantiert die Dimensionsstabilität des in 1,06 m Breite angebotenen Rauhvlies, das vornehmlich auf den Objektbereich zielt und ausschließlich über den Großhandel vertrieben wird.
Erfurt-Kunden müssen sich zur Jahresmitte noch auf Preiserhöhungen einstellen - "vermutlich ab 1. Juli". Die Höhe steht noch nicht fest, "aber dass Preiserhöhungen kommen, ist sicher."
aus
BTH Heimtex 02/03
(Wirtschaft)