Kiesel Bauchemie: 1. Esslinger Parkett- & Fußbodentage

Fachgespräche auf dem gelben Sofa

Bis auf den letzten Platz war der Kinosaal im historischen Dick-Areal in Esslingen besetzt, als die Kiesel Bauchemie erstmalig zu den Esslinger Parkett- & Fußbodentagen einlud. Die alte Besteck- und Feilenfabrik, die heute ein Freizeitzentrum mit großem Kinokomplex beherbergt, sorgte für ein stimmungsvolles Ambiente, in der die Referenten ihre Fachbeiträge vortrugen.

Das Ziel der 1. Esslinger Parkett- & Fußbodentage, formulierte Wolfgang Kiesel als gemeinsamen Dialog über den aktuellen Stand der Bodenbelagsbranche, die Aussichten auf zukünftige Märkte sowie die Darstellung einer Vielfalt technischer Informationen und innovativer Produkte. Die 150 Teilnehmer aus Handwerk und Handel sollten Ideen, Anregungen und Wissen sammeln, um in einem immer schwieriger werdenden Marktumfeld erfolgreich zu agieren.

Ältere Generation als Chance

Herbert Schmitmeier von der Frankfurter Agentur IM Intermarket machte den Anfang mit seinen sehr kurzweiligen Ausführungen über die zunehmende Kaufkraft der älteren Generation. In einem Markt, der aktuell aus 88% Renovierung und nur noch 12% Neubau besteht, sind es hauptsächlich ältere Menschen, welche noch Aufträge vergeben. Der Markt polarisiere sich dahingehend, dass das mittlere Segment zunehmend ausgedünnt wird zu Gunsten der Billigschiene, die von Baumärkten und Discountern bedient wird und dem gehobenen Segment, in dem es auf Qualität und Service ankommt. In diesem gehobenen Segment spielen neben dem Preis auch andere Faktoren eine Rolle, um durch zufriedene Kunden weiter empfohlen zu werden. So ist bei den gut informierten Verbrauchern, jeder zweite Senior sieht regelmäßig in das Internet, um sich Produktinformationen zu holen, eine hohe Beratungskompetenz durch gut geschulte Verkäufer notwendig. Aber auch alte Tugenden wie Sauberkeit und Pünktlichkeit werden von diesen Kunden aufs Höchste geschätzt. In Zeiten, in denen noch immer 75% aller Handwerker unpünktlich arbeiten und einen verschmutzten Arbeitsplatz verlassen, gibt es hier genug Möglichkeiten, sich vom Wettbewerb abzusetzen.

Wie man sich durch handwerklich anspruchsvolle Arbeit am Markt hervor tun kann, zeigte Frank Jürgensmeier von Amorim am Beispiel Kork. Während 70 % der Fläche als Fertigkork zur Auslieferung kommen, ist die Verlegung von Naturkork, der auf der Baustelle farblich behandelt und versiegelt wird, eine Sache des Fachmanns. Dabei erwarten die Kunden, so die Europäische Design Studie, die Amorim in Auftrag gab, eine Vielfalt an Farben und Mustern. Aus dem Grund haben die Portugiesen in die Vielfalt und Verfügbarkeit investiert: Mit 75 Farben und Mustern auf 5 Produktlinien stehen insgesamt 358 unterschiedliche Produkte zur Verfügung und erfüllen damit die individuellsten Wünsche.

Pumpen erhöhen Produktivität

Oliver Passek von M-Tec berichtete über den Einsatz von Mörtelpumpen und Mischpumpen auf der Baustelle. Die Vorteile: Die Produktivität kann um mehr als das Doppelte erhöht werden, die körperliche Belastung ist wesentlich niedriger und die Qualität der Arbeit steigt, da ein gleichmäßiges Mischergebnis erreicht wird. Ob sich die Anschaffung für einen einzelnen Handwerker lohnt, muss individuell errechnet werden. Als Alternative kommen Mietgeräte in Frage zu denen auch ein Bediener gestellt kann, um die Vorteile bei einzelnen Objekten zu nutzen.

Viel Aufmerksamkeit erhielt der Fachvortrag von Thomas Schaffer, Anwendungstechniker Parkett bei Kiesel. Er hatte, in Zusammenarbeit mit dem Parketthersteller Alpina, das Verlegeverhalten von verschiedenen Exotenhölzern untersucht und zu den einzelnen Holzarten detaillierte Verlegeempfehlungen ausgearbeitet. Sehr interessant war dabei die Tatsache, dass heute für alle Exotenholzsorten, auch bei hohem Ölgehalt, Klebstoffsysteme angeboten werden, welche nach Emicode EC-1 zertifiziert sind; lösemittelhaltige Produkte seien nicht mehr notwendig.

Das Thema Exotenhölzer griff auch Bernd Kuttler auf. Der Anwendungstechniker des Versiegelungsspezialisten Eukula widmete sich der Oberflächenbehandlung von Exotenhölzern und zeigte Verfahren und Vorgehensweisen für das Erstellen von hochwertigen, dauerhaften Parkettbelägen.

Naturklebstoffe auf dem Prüfstand

Am 2. Tag machte Dr. Matthias Hirsch von Kiesel den Anfang, der die neuesten technischen Trends bei den Verlegewerkstoffen vorstellte. Neben dem stets aktuellen Thema Raumluftqualität gab er einen Ausblick auf die neuesten Entwicklungen auf der Rohstoffseite. Gerade bei so genannten Naturklebstoffen komme es in der Praxis vermehrt vor, dass die Klebstofffuge nicht langzeitstabil sei und es in stärker belasteten Bereichen durch ein sich auflösendes Klebstoffbett zu Schäden kommt. In der Entwicklungsabteilung von Kiesel hat man sich deshalb dieses Themas angenommen und die Harzschmelze dahingehend modifiziert, dass durch einen verbesserten Oxidationsschutz die Langzeitstabilität deutlich erhöht werden konnte.

Lösemittelhaltige Klebstoffe nicht notwendig

Mit Norbert Stehle konnte auf den Esslinger Parkett- & Fußbodentagen ein Redner begrüßt werden, der es immer versteht, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Er erklärte sehr packend die Geschichte der Parkettverlegung, zeigte die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Klebstoffsysteme und kam zu dem Schluss, dass in der heutigen Zeit keine lösemittelhaltigen Parkettklebstoffe mehr notwendig sind. Es gibt zwar noch keinen alternativen Klebstoff, der alle Eigenschaften der Lösemittelkleber vereint, jedoch gibt es für wirklich jeden Einsatzbereich durch Pulver-Parkettklebstoffe, elastische Klebstoffe, PU- und Dispersionsklebstoffe funktionsfähige und wirtschaftliche Alternativen.

Mit einem sehr interessanten Vortrag über die neuen Estrich-Normen schloss Manfred Dreher das Programm des zweiten Tages ab. Er stellte die Veränderungen dar, die durch die Einführung der DIN EN 13813 auf den Bodenleger zukommen und erläuterte die Bedeutung der verschiedenen Materialbezeichnungen. Für eine einwandfreie Untergrunderkennung wird es für Parkett- und Bodenleger notwendig sein, die unterschiedlichen Konstruktionen und ihre technischen Werte zu kennen.

Das Fazit der ersten Esslinger Parkett- & Fußbodentage ist schnell gezogen: Es war eine sehr informative Veranstaltungen, die hervorragend organisiert für alle Teilnehmer viel Wissenswertes vermittelt hat. Gefallen hat dabei auch das ansprechende Beiprogramm in der stimmungsvolle Atmosphäre in den alten Gemäuern der historischen Fabrik. Die Frage nach einer Wiederholung beantwortete Wolfgang Kiesel so: "Wir haben vor, in den Jahren, in denen keine Bau-Messe in München stattfindet, die Esslinger Parkett- & Fußbodentage zu veranstalten, um den Kontakt mit den Kunden zu pflegen und über Neuigkeiten zu informieren."
aus FussbodenTechnik 06/04 (Marketing)