Debolon Dessauer Bodenbeläge GmbH & Co. KG

Debolon - die Geschichte


Sogar dem "Spiegel" war Debolon schon eine Geschichte Wert: Darin ging es allerdings weniger um die Produkte des Bodenbelagsherstellers aus der Bauhaus-Stadt Dessau, sondern vielmehr um die Mühen und Schwierigkeiten, die Dörthe Kopf, geb. Schurm und ihr Mann Manfred nach der Wiedervereinigung bei der Reprivatisierung des einst von Vater Schurm aufgebauten Unternehmens zu bewältigen hatten.

Herbert Schurm, ein Mann mit ungeheurer Tatkraft und Visionen, war nach dem Krieg bei der Firma Gummi-Eichler eingestiegen, 1929 gegründet als Handelshaus für Artikel der Kinder-, Kranken- und Gesundheitspflege. Das hatte mit Bodenbelägen noch rein gar nichts zu tun. Der umtriebige Schurm erfasste schnell, dass an vielen Sachen Bedarf herrschte und produzierte die unterschiedlichsten Artikel vom Ball bis zur Schuhsohle, immer die Augen offen, wo sich vielleicht wieder eine vielversprechende Idee bot. Die hatte er selbst in den 50er Jahren mit Treppenstufen, die er sich sogar patentieren ließ. Das war der Start in die Bodenbelagsproduktion, die das inzwischen in Debolon umbenannte Unternehmen in den Folgejahren in ungeahnte Höhen führte. Schurm war in seinem Element: er investierte und expandierte. Seit Anfang der 60er Jahre an seiner Seite: Tochter Dörthe , die sich anders als ihre Schwester für die Aktivitäten ihres Vaters interessierte und ihm eine wichtige Stütze wurde.

Debolon wuchs bis auf 200 Mitarbeiter an. Und dann war auf einen Schlag alles vorbei: 1972 teilte ein nüchterner Brief dem entsetzen Herbert Schurm lakonisch mit, dass das Unternehmen zum "Wohle des Volkes" verstaatlicht würde. Von einem Tag zum anderen war Schurm alles los, was er über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Tochter Dörthe, inzwischen mit Manfred Kopf verheiratet, blieb auch nach der Enteignung in der Firma und musste mitansehen, wie linientreue Parteisoldaten das Lebenswerk ihres Vaters übernahmen. Natürlich ließ sich nichts dagegen machen.

Erst nach Mauerfall und Wiedervereinigung, als alte Besitztümer zurückgeführt wurden, sah sie ihre Chance gekommen und entschied sich gemeinsam mit ihrem Mann, der mittlerweile auch bei Debolon arbeitete, die Reprivatisierung des Unternehmens zu beantragen. Damals ahnten die beiden nicht im Entferntesten, was mit dieser Entscheidung auf sie zukommen würde.

Allein schon der bürokratische Aufwand war erdrückend, viel mehr Kraft erforderte aber noch der Kampf mit der Treuhand in Berlin und der alten Führungsclique bei Debolon, die feindlich gegenüber der Tochter des ehemaligen Besitzers eingestellt war und die Reprivatisierung mit allen Mitteln torpedierte. Aber Dörthe und Manfred Kopf ließen sich trotz vieler schwerer Stunden nicht beirren und erreichten schließlich ihr Ziel.

Doch es war noch immer nicht zu Ende. Debolon war damit zwar wieder in Familienhand, das Werk aber völlig überdimensioniert und verwahrlost. Schritt für Schritt wurden überflüssige Silos abgerissen, die Produktionsanlagen modernisiert, das Verwaltungsgebäude saniert und ausgebaut und als Krönung ein großzügiger Show- und Seminarraum gebaut, dessen moderne Glasarchitektur auch für andere Veranstaltungen genutzt wird.

Heute sind Dörthe und Manfred Kopf froh, dass sie damals nicht aufgegeben haben - zumal mit ihrem Sohn Andreas, der für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist, auch die Zukunft von Debolon als Familienunternehmen gesichert ist.
aus BTH Heimtex 01/03 (Wirtschaft)