Interview mit Frans de Cock, geschäftsführender Gesellschafter von Unilin
"Wir können bis Anfang folgenden Jahres mit einer Kapazität von 50 Mio. qm planen"
Unilin baut und baut und baut. Nachdem der Stammsitz in Wielsbeke in den letzten Jahren umfassend erweitert wurde, eine MDF-Produktion in Frankreich aufgebaut und ein Werk in USA übernommen worden, nehmen die Belgier jetzt erneut Bauvorhaben in Wielsbeke in Angriff. Darüber hinaus stehen Planungen für eine neue Laminatboden-Fabrik in den USA kurz vor dem Abschluss. Das muss auch alles finanziert werden. BTH sprach mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Frans de Cock über die Entwicklung der expansiven Gruppe.
BTH: Herr de Cock, in Wielsbeke bauen Sie immer noch oder schon wieder. Ist Ihre Produktion so gut ausgelastet, dass Sie wieder mehr Kapazitäten brauchen?
Frans de Cock: Jetzt bauen wir hier gerade ein neues Bürogebäude, dass im nächsten Jahr fertiggestellt sein soll. Im Werk selbst haben wir die Produktion bereits erweitert und optimiert, so dass wir bis Anfang kommenden Jahres mit einer Kapazität von 50 Mio. qm Laminatfußböden planen können. Wir haben zwei neue Laminatstraßen in Betrieb genommen, um die Flexibilität bei den verschiedenartigen Produkten, die wir herstellen, zu erhöhen. Die Zeit ist vorbei, in der Laminatbodenelemente in einer Abmessung durchgängig produziert wurden. Heute sind verschiedene Produkte in immer wieder neuen Abmessungen in ständigem Wechsel zu fertigen. Darauf ist unsere Produktion jetzt eingerichtet.
Und dann bauen wir ein neues Hochregallager, das unseren gestiegenen Kapazitäten angepasst ist.
BTH: Sie müssen sich ja einiges vom Markt versprechen, wenn Sie so viel investieren. Wie ist 2001 für Sie gelaufen?
De Cock: 2001 war für die Unilin-Gruppe ein gutes Jahr. Es war schon immer unser Vorteil, dass wir in die ganze Welt liefern. Damit haben wir Umsatzrückgänge in Zentraleuropa mehr als ausgleichen können. Günstig entwickelt hat sich für uns Osteuropa schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres, noch verstärkt in diesem Jahr.
BTH: 2002 dürften Sie wie Ihre Mitbewerber mehr Gegenwind gehabt haben.
De Cock: Bis jetzt ist dieses Jahr zufriedenstellend. Allerdings waren die letzten Wochen etwas schwierig, überraschend für uns vor allem in Frankreich.
BTH: Auf wieviel Quadratmeter kommen Sie in diesem Jahr?
De Cock: Wir werden ohne unsere amerikanische Produktion etwa 30 Mio. qm herstellen.
BTH: Sie haben den Vorteil, dass Sie vertikal integriert sind und das Trägermaterial für Ihre Laminatböden aus der eigenen MDF-Produktion in Frankreich beziehen. Ist die Produktion ausschließlich für Ihren eigenen Bedarf bestimmt?
De Cock: Nein, wir sind als Gruppe verpflichtet, einen Teil der MDF-Produktion unseren Kunden in Industrie und Handel zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus beliefern wir in erheblichem Umfang auch andere Laminatboden-Hersteller. Zum einen, weil wir als Spezialist für Dünnformate gelten, zum anderen aber auch, weil das europaweite Angebot an MDF-Platten zur Zeit begrenzt ist. Wir sind der einzige Hersteller, der über eine neue Produktionslinie verfügt.
BTH: Reichen die MDF-Kapazitäten denn aus, um diese ganzen Kunden zu bedienen, gerade wenn Sie jetzt Ihre Laminat-Kapazitäten weiter aufstocken?
De Cock: Wir haben in Frankreich erst in diesem Jahr eine zweite MDF-Anlage aufgebaut, die seit August voll läuft. Unsere Produktionskapazität hat jetzt 550.000 cbm erreicht.
BTH: Sie produzieren inzwischen auch in USA, wo Sie ein Werk gekauft haben. Hat sich die Akquisition gelohnt?
De Cock: Das Unternehmen, das wir gekauft haben, ist natürlich komplett modernisiert worden. Im Moment werden dort maximal 3 Mio. qm produziet, wir investieren aber weiter in Kapazitätserhöhungen. Ziel ist, innerhalb der nächsten 2 Jahre ein neues Werk in Amerika ebenso aufzubauen, wie es hier in Wielsbeke steht. Zur Vermarktung haben wir inzwischen einen eigenen Vertrieb mit drei übers Land verteilten Lagern eingerichtet, über die sowohl die in Amerika produzierten Böden als auch die Zulieferungen aus Wielsbeke ausgeliefert werden.
BTH: Sie haben immer nicht nur viel in die Produktion, sondern auch überdurchschnittlich ins Marketing investiert, um Ihre Marke Quick-Step zu profilieren.
De Cock: Daran halten wir auch weiterhin fest. Wobei Markenpolitik auch mit permanenten Neuentwicklungen zusammenhängt. Nur dann hat man Erfolg. Neuheiten werden wir wieder zur Domotex präsentieren, darunter auch eine Weltneuheit. Wir pflegen weiterhin eine Markenpolitik mit Anzeigen, Radio- und Fernsehwerbung, differenzierten Prospekten für jedes Land und einem ständig aktualisierten Internet-Auftritt. In diesem Jahr machen wir TV-Spots in Spanien, Frankreich, der Schweiz, Belgien, Holland, Norwegen, England und werden nächstes Jahr auch in Amerika damit beginnen.
Unilin - Lizenznehmer
- Alsapan (Frankreich)
- Award (Vereinigte Staaten)
- BHK (Deutschland)
- Boen (Norwegen)
- Cabannes (Frankreich)
- Pergo (Schweden)
- Decospan (Belgien)
- Eidai (Japan)
- HDM Holz Dammers (Deutschland)
- Flexura (Belgien)
- Meister-Leisten (Deutschland)
- Parqueterie Berrichonne (Frankreich)
- Shaw (Vereinigte Staaten)
- Skema (Italien)
- Vito (Österreich)
- Witex (Deutschland)
- Yildiz (Türkei)
aus
BTH Heimtex 01/03
(Wirtschaft)