Vorstandswechsel bei Copa-Interline
Hans Bohlmann mit einem großen Festakt in den Ruhestand verabschiedet
Die Crème de la Crème aus Bodenbelagsindustrie und -großhandel traf sich im Dezember in Wiesbaden, um eine Persönlichkeit in den Ruhestand zu verabschieden, die Branchen-Geschichte geschrieben hat: Hans Bohlmann. 28 Jahre lang hat er mit großem Erfolg die Großhandelskooperation Copa Interline geführt, mit seinem Wissen, seinen Ideen, und nicht zuletzt seiner diplomatischen Begabung zu ihrer heutigen Größe geführt.
Im November 1972 kam Hans Bohlmann zur heutigen Copa-Interline. Im Dezember 2000 verließ er die Einkaufs- und Marketing-Organisation als geschäftsführender Vorstand, um in den Ruhestand zu gehen. In den dazwischenliegenden 28 Jahren war Hans Bohlmann der unangefochtene und erfolgreiche Ziehvater dieser, in ihrer Form besonderen und erfolgreichen Genossenschaft, zu deren Vorstand er bereits im März 1974 bestellt worden war. Mit Weitblick hat er in all den Jahren die Entwicklung von Copa-Interline zu einer der führenden Kooperationen der Bodenbelagsbranche gefördert. Seine Verabschiedung im Kreise zahlreicher Gäste aus Mitgliedsfirmen und Industrie war Anlass, rund 36 Jahre Kooperationsgeschichte rückblickend und zukunftsweisend zu beleuchten.
Anfang 1964 gründen eine kleine Gruppe von Händlern, die sich zum Teil aus Holzhandlungen rekrutieren, die "Kunststoff-Gilde", die wenig später in "Vereinigter Kunststoff-Großhandel (VKG)" umbenannt wurde, um sich den bis dato unbekannten Bodenbelägen aus Kunststoff zuzuwenden. Zu den Urvätern zählten Johannes Fries aus Kiel, Sepp Geiger aus Aschaffenburg, seine Schwester Elisabeth aus Miltenberg, Engelhard aus München und Jordan aus Kassel. Ab 1985 vollzog sich ein ständiger Mitglieder-Zuwachs, der in 2000 durch die Home-Trend-Gruppe eine markante Erweiterung erfuhr.
Eine Kooperation auf dem Weg ins neue Jahrtausend
Der Weg von 1964 bis ins neue Jahrtausend war auch für die erfolgreiche Kooperation nicht leicht: Manche Unternehmen mussten aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben, neue kamen hinzu. Als Hans Bohlmann seine Tätigkeit bei der Geschäftsstelle in Wiesbaden begann, waren Mitgliedsfirmen an 30 Standorten in Deutschland präsent. Heute sind es 32 Mitgliedsfirmen mit zusätzlich 70 Filialen und selbständigen Niederlassungen an über 100 Standorten in Deutschland, Italien, Polen und der Schweiz.
1972 tätigten die Mitgliedsfirmen der damaligen VKG einen Aussenumsatz von rund 250 Millionen DM. Zu Beginn des neuen Jahrtausend liegen ihre Verkaufsumsätze bei etwa 1 Milliarde DM. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtmarkt Bodenbelagsgroßhandel in Deutschland von ca. 25 %. Und trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte die Gruppe auch 2000 ihren Verkaufsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % steigern.
Lebenselixier - Bodenbelag
Hans Bohlmann hat den Ausbau und die Internationalisierung der heutigen Copa-Interline wesentlich geprägt. Aus der Holzbranche stammend - der Vater hatte eine Holzgroßhandlung - war er vor rund 43 Jahren zu Mipolam und dem damit verbundenen Fußboden-Großhandelsgeschäft gekommen. "Wenn man so will, habe ich mich etwas "hölzern" den elastischen Bodenbelägen genähert, um dann auch mit dem sehr viel geschmeidigeren Feeling textiler Bodenbeläge vertraut zu werden. Und für die zunehmende Bedeutung von Parkett und Laminat in den letzten Jahren war ich - "hölzernen Ursprungs" - geistig gut gerüstet," beschreibt er in seiner Abschiedsrede sein Hineinwachsen in eine Branche, in der er sich von Anfang an so wohlgefühlt habe.
Frühzeitig hatte Bohlmann die kontinuierliche Arbeit der Geschäftsstelle über den Termin seines Ausscheidens hinaus im Visier und die Weichen entsprechend gestellt. So sind sein designierter Nachfolger, Manfred Birkenstock auf die zukünftige Verantwortung als geschäftsführender Vorstand und Rita Schmuck als die ihn unterstützende Prokuristin, bestens für ihre Aufgaben geschult und vorbereitet. "In über 12 Jahren der Zusammenarbeit habe ich viel Ihnen gelernt und von Ihren Erfahrungen und Ihrem Wissen profitieren können", resümierte Birkenstock zu der Zeit an der Seite von Hans Bohlmann, dessen "Lebenswerk" er sich verpflichtet fühlt: Den mehrstufigen Vertrieb zu fördern und Copa-Interline zu einer noch leistungs- und zukunftsfähigeren Gemeinschaft weiter zu entwickeln.
Anerkennende Wort für den Mann, der die Copa-Interline zu einer führenden Kooperation gemacht hat, deren Leistungen nicht nur für sie selbst, sondern auch für die ihrer Mitglieder wie auch der gesamten Branche spricht, fanden auch Dr. Bernd F. Pelz und Horst-Dieter Jordan. Dr. Pelz, der in seiner damaligen noch Funktion als Vorstandsvorsitzender von Armstrong DLW im Namen aller Lieferanten die faire und konstruktive Zusammenarbeit mit der Copa-Interline unter der Ägide von Hans Bohlmann würdigte, beleuchtete in seinen Ausführungen nicht nur die aktuelle Situation der Branche, sondern wagte einen Ausblick auf globale Entwicklungen. Was die Überlebenschancen der einzelnen Betriebe als Absatzmittler der Industrie angeht, betonte Dr. Pelz eine stärkere Beachtung der Kapitalrendite und der Kundenorientierung.
Seinen Ausführungen zu einer nicht ungetrübten Zukunft Deutschlands fügte Horst-Dieter Jordan, als weiteren Wermutstropfen eine langfristig unausgewogene Arbeitsmarktpolitik hinzu: "Wenn wir hohe Erwartungen an die Zukunft stellen, müssen wir etwas dafür tun". Dennoch betonte Jordan, hätte der Großhandel mit einer zukunftsorientierten Ausrichtung alle Chancen, zu den Gewinnern beim Wettlauf um zukünftige Marktanteile zu zählen: "Unter Nutzung der neuesten Kommunikationsmittel ist der Großhandel der Herr über die Warenflüsse und für das verarbeitende Gewerbe unersetzlich." Ebenso wie der Großhandel darauf verzichten solle, in die Geschäftsfelder seiner nachgelagerten Wirtschaftsstufen einzugreifen, so sollte eine kluge Auswertung betriebswirtschaftlicher Daten der Industrie signalisieren, dass ihr Gewinnfeld die Herstellung ist und nicht die Detail-Vermarktung.
Unzählige Anregungen sind von Hans Bohlmann ausgegangen. Nicht nur in der Copa-Interline, sondern auch in der gesamte Bodenbelagsbranche wurde sein Engagement geschätzt. Für viele Jahre wurde er zum IGB-Sprecher berufen und war einer der aktiven Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Teppichboden und der ETG. Stets hat er das Maß der Vernunft als das Entscheidende betrachtet und nach dem klugen Satz der Griechen gehandelt: "Was immer du tust, bedenke das Ende".
aus
BTH Heimtex 02/01
(Personalien)