Volker Freund
Who is Who im Sachverständigenwesen
Dipl.-Ing.chem. Volker Freund
Schulstrasse 9 A
27412 Wilstedt
Tel.: 04283/5507
Mobil: 0178/9053 822
Sachgebiet
Sachverständiger und beratender Ingenieur für Industrieböden, Walzbeton und Bitumen-Emulsions-Estriche.
Beruflicher Werdegang
- 1960 Ausbildung zum Chemielaboranten in einem Forschungsinstitut
- 1964 Erlangung der Hochschulreife
- 1968 - 1971 Hochschulstudium Fachrichtung Chemie-Ingenieurwesen; Abschluss Dipl.-Ing.
- 1971 - 2006 Leiter für Forschung und Entwicklung, Leiter Qualitätsmanagement,
- 1995 Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Qualität zum "Europäischer Qualitätsmanager Bau"
- 2006 Sachverständiger und beratender Ingenieur
Tätigkeitsspektrum
- Sachverständigentätigkeit für Industrieböden, Walzbeton und Bitumen-Emulsions-Estriche
- beratender Ingenieur für Industrieböden
- Qualitätsmanagement
- Mitglied im Arbeitskreis Industrieböden in der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI)
- Referent bei Internationalen Kolloquien der Technischen Akademie Esslingen
- Fachvorträge und Seminare
- Leiter des BEB-Arbeitskreises "Zementgebundene Industrieböden"
Praxisbeispiel
Reklamiert wurde ein kunststoffvergüteter Zementestrich, der innerhalb von zwei Jahren glatt und wie von Schmierseife überzogen vorlag. Man vermutete Auflösungserscheinungen der Verschleißschicht. Zudem stellte diese Glätte eine zunehmende Unfallgefahr dar. In dem betroffenen Betrieb zur Herstellung von Betonfertigteilen wurde ein kunststoffvergüteter Zementestrich auf einem Ortbeton der Güte B25 verlegt. Es handelt sich hier um die Produktionshalle mit 1.500qm. Auf dieser Fläche wurden die Formen mechanisch gereinigt und anschließend mit einem Trennöl auf der Basis nachwachsender Rohstoffe eingesprüht. Die Sprühnebel und die abtropfende Trennflüssigkeit kontaminierten den Fußboden.
Das zum Teil aufgefangene so genannte Schalöl wurde nach Trennung von mineralischen Verunreinigungen wieder verwendet. Bis zur Befüllung mit Beton transportierte ein gummibereifter Gabelstapler die Formen auf einen Lagerplatz. Die Gummibereifung des Flurförderfahrzeuges verteilte das abtropfende Schalöl über die gesamte Produktionsfläche. In der Folge wurde die Oberfläche des Industriebodens im Laufe von zwei Jahren sehr glatt und rutschig.
Vor Auftragsannahme machte ein Labor Versuche mit der vorgesehenen Estrichmischung und dem Trennmittel. Die Estrichmischung enthielt einen Kunststoffanteil von ca. 2 Gew.-%bezogen auf den fertig verlegten trockenen Estrich. Nach 28 Tagen wurden die daraus hergestellten Estrichprismen bis zur Hälfte in das Schalöl eingetaucht und einen Monat darin belassen. Über einen Zeitraum von etwa zwei Monaten stieg das Trennmittel in Folge kapillarer Saugwirkung nur etwa 1 bis 2 mm in den nicht eingetauchten Bereich. Allein diese visuelle Beobachtung zeigte die Dichtigkeit der Estrichmischung.
Jeden 2. Tag wurden die Prismen einer visuellen- und einer mechanischen Ritzprüfung unterzogen. Das Labor konnte nach 4 Wochen keinerlei Veränderungen zur Referenzprobe beobachten.
Beim Ortstermin im Betonfertigteilwerk bestätigte sich die Aussage des Betreibers. Die Oberfläche war mit einer schwarzen, schmierseifenartigen Schicht überzogen. Selbst mit Sicherheitsschuhen konnte die Fläche nur vorsichtig begangen werden. Die gleichen Beobachtungen konnte man an den Gummibandagen des Flurförderfahrzeuges machen. Um eine höhere Rutschsicherheit zu erzeugen, wurde die Fläche von Zeit zu Zeit mit Sand abgestreut. Hierdurch erklärte sich die Schichtdicke der Verschmutzung.
Nach dem Entfernen der Schmutzschicht mit einem Spachtel zeigt sich im Fahrbereich des Staplers eine raue bis auf das Grobkorn abgefahrene Estrichoberfläche, während in den Stellzonen und weniger frequentierten Bereichen keine Abrieberscheinungen beobachtet werden konnten. Man vermutete, dass durch das Abstreuen mit Sand die Estrichoberfläche regelrecht abgerieben wurde. Der Betriebsleiter bestätigte einen hohen Verschleiß der Gummibandagen.
Ein Institut für Baustoffbiologie kam zu folgenden Ergebnissen:
- Ein Eindringen des Trennöles konnte nach dem Spalten der Bohrkerne nicht festgestellt werden.
- Das Anlösen oder Erweichen der Estrichoberfläche durch das Trennöl wurde nicht beobachtet.
- Auf der Schmutzschicht entwickelten sich Pilz- und Bakterienkulturen.
- Die Stoffwechselprodukte enthielten Ameisensäure und Essigsäure.
Das Ergebnis dieses Praxisbeispieles zeigt, dass Schalöle aus nachwachsenden Rohstoffen hervorragende Eigenschaften als Trennmittel haben können. Sie sind jedoch auch sehr gute Lösungsmittel für organische Produkte, wie z.B. Gummi. Auch wenn man die biologische Abbaubarkeit dieser Rohstoffe schätzt, so können diese Stoffwechselprodukte unter anderem Säuren sein und zementäre Bindungen zerstören - wenn sie nicht durch bestimmte Kunststoffe geschützt werden.
Brancheneinschätzung
In den vorangegangen Jahren sind die Anforderungen des Kunden an die Böden immer weiter gestiegen. Dies ist legitim, denn es fördert die Forschung und Entwicklung neuer Produkte als auch die Konkurrenz der Hersteller untereinander. Kunden und Hersteller müssen sich dieser Entwicklung stellen und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Überzogene Planungen und Anforderungen nutzen keinem, wenn sie nicht wirtschaftlich herstellbar sind. Diese Wirtschaftlichkeit wird meines Erachtens immer weniger bedacht. Der Kunde möchte ein "High-Tech-Produkt" zu einem Preis eines "Low-Tech-Produktes". Der Hersteller kämpft um jeden Auftrag und unterbietet die Konkurrenz im Preis oder liefert ein Produkt das den Kundenanforderung letztlich nicht gewachsen ist. Es sollte mehr Augenmerk auf die Qualität gerichtet werden, denn Qualität ist das, was der Kunde will. Auf der anderen Seite ist Qualität ein Ziel; und Ziele müssen erreichbar sein. Unerreichbare Ziele sind keine Ziele, sie führen zu Frustrationen. Die "Geiz ist geil"-Mentalität führt nur zu mehr Insolvenzen wie die vergangenen Jahre zeigen und nicht zu mehr Wettbewerb, Innovationen und Qualität.
aus
FussbodenTechnik 03/06
(Personalien)