Sonnenschutz auf der Heimtextil
Sonnenschutzbranche forciert Markenpolitik
Wenn die Sonne nur selten scheint, haben Beschattungsprodukte Konjunkturprobleme - das musste die Sonnenschutz-Branche 2004 leidvoll erfahren. Die Marktbereinigung der beiden vorangegangenen Jahre bescherte zwar einigen wenigen Anbietern Umsatzzuwächse, rief aber zugleich viele kleine Wettbewerber aus dem Ausland auf den Plan, die ihr Glück auf dem deutschen Markt versuchen wollen. Beherzt nutzen die etablierten Sonnenschutz- und Dekotechnik-Hersteller ihre Innovationskraft und ihr kreatives Potenzial und setzen dem Trend zur Massenware qualitativ hochwertige Produkte und ausgefeilte Marken-Strategien entgegen.
Eitel Sonnenschein herrschte bei den Ausstellern der Produktsparte Sun & Shadow in Halle 4.2 - jedenfalls was die Besucherfrequenz anbelangt: Die Messestände der im vorderen Hallenteil nahe des Haupteingangs platzierten Anbieter von Sicht- und Sonnenschutz sowie Dekotechnik waren durchweg gut besucht. Auch in den Gängen tummelte sich zahlreiches Publikum, das interessiert an den Ständen vorbeischlenderte und nach Produktneuheiten Ausschau hielt.
Wer mit einem Standplatz im letzten Drittel der Halle vorlieb nehmen musste, wie etwa Sonnenschutz-Hersteller Heinrich Büscher, beanstandete jedoch, dass es in den hinteren Rängen nur "locker bevölkert" war. Ein Dorn im Auge war den Bielefeldern - und manch anderem Aussteller - das kunterbunte Durcheinander in Halle 4.2 von Komponentenherstellern, Konfektionären, Fachgroßhändlern, Stilgarnituren-Produzenten sowie Ausrüstern von Sonnenschutztextilien, das Büscher-Prokuristin Imke Röwer als "völlig unübersichtlich für den Fachhandelsbesucher" kritisierte. Augenscheinlich haben die Messeverantwortlichen die verschiedenen Aussteller wahllos in der Halle verteilt, ohne Rücksicht auf das Produktprogramm und die Kundenausrichtung zu nehmen. Sinnvoller wäre es gewesen, die Messestände gleichartiger Anbieter in Sektionen zusammenzufassen oder gangweise zu gruppieren.
Die Besucherzahlen der diesjährigen Heimtextil-Messe waren für die meisten Aussteller zwar zufriedenstellend, doch nicht jeder Sonnenschutz-Anbieter konnte davon profitieren. So brachte der große Zuwachs an ausländischem Gästen den Unternehmen, die nur den Inlandsmarkt bedienen, wenig Nutzen. Klaus Durach, Inhaber von Verosol Durach, beklagte im Nachhinein das Fehlen "vieler deutscher Fachhändler", obwohl der Stilgarnituren-Anbieter und Verosol-Konfektionär im Vorfeld Einladungen an seine Kunden verschickt hatte. Die Allgäuer glauben, dass mancher Kunde auf die Messe verzichtete, weil "Zugpferde" im Bereich Fensterdekoration wie Jab Anstoetz und Creation Baumann fehlten.
Auch Teba beliefert traditionell nur Deutschland und den deutschsprachigen Raum. Nach dem Besucherrekord auf der Heimtextil 2004 habe man die Zahl um etwa 10% unterschritten, berichtete Firmensprecherin Astrid Unger, zeigte sich aber dennoch zufrieden aufgrund der "sehr hohen Qualität" der Messegespräche. Das ist auch der Tenor bei MHZ. Was die Gesprächsinhalte mit den Kunden und die Resonanz auf Produktneuheiten betreffe, sei es eine der "erfolgreichsten Heimtextil-Messen der letzten Jahre gewesen,", konstatierte York Backwinkel, Leiter Informationsmanagement von MHZ Hachtel.
Fakt ist, dass in der Branche wieder zögerlich Optimismus aufkeimt, wohl wissend, dass 2005 noch einige Hürden genommen werden müssen. Alfred Heinrich, Inhaber der Schweizer Firma Hinno und Erfinder des Clic-Vorhanggleiters bringt es auf den Punkt: "Als Message gilt heute: Innovativ sein und nach vorne blicken."
Später Sommer 2004 trübt Bilanz
Lässt man das vergangenen Geschäftsjahr Revue passieren, hatte die Branche eine harte Nuss zu knacken. Die Sonne zeigte sich 2004 eher selten am Firmament und vermasselte den Herstellern von Beschattungssystemen mehr oder weniger das Geschäft: "Der Jahresverlauf war eindeutig von einem akzeptablen ersten Halbjahr und einem schwachen zweiten Halbjahr gekennzeichnet", beschreibt der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld die Kaufzurückhaltung auf Konsumentenseite. So mussten die Mitglieder des VIS einen Rückgang im Produktions- und Marktvolumen von 2% hinnehmen. Das zögerliche Nachfrageverhalten führt der Verband auf Veränderungen in der Steuergesetzgebung und im Sozialversicherungsbereich, einschließlich der Arbeitsmarktpolitik - Stichwort Hartz IV - zurück.
Dass die Nachfrage nach Beschattungsprodukten mit der Zahl der Sonnenstunden korreliert, ist auch kein Geheimnis. So registrierte zum Beispiel MHZ im Jahrhundertsommer 2003 "einen Investitionsschub bei Markisen", der im letzten Jahr wieder auf Normalmaß zurückgegangen sei.
Dachflächenfenster-Hersteller Velux spricht im Rahmen seiner Sparte Dekoration und Sonnenschutz von einem "stabilen Jahr 2004", das laut Produktmanagerin Melanie Schröter "durch den spät einsetzenden Sommer schwierig war".
Nicht nur die schlechte Witterung setzte der Branche zu, auch der Preisverfall - bedingt durch die Schnäppchenmentalität der Verbraucher - stellte ein Problem dar. So wurden zwar, was die Stückzahlen betrifft, mehr Produkte verkauft. Wertmäßig allerdings ist der Gesamtmarkt geschrumpft - und das vor dem Hintergrund, dass Ende 2003 einige große Anbieter vom Markt verschwunden sind. Zur Erinnerung: Arquati in Hamburg wurde nach Insolvenz aufgelöst, die Arquati-Töchter Klöckner und Chatero kaufte die bayerische Firmengruppe Zwerenz auf. Riloga in Remscheid wurde von der Muttergesellschaft Hunter Douglas geschlossen und Sonnenschutz-Spezialist Hüppe warf nach einem zweiten Versuch im letzten Sommer erneut das Handtuch. Die niederländische B & C Gruppe stellte die Geschäftstätigkeit von Trend Dekor in Emmerich ein und übernahm den damals insolventen Vorhanggarnituren-Hersteller Blome in Sundern, der jetzt als Komplettanbieter von Sonnenschutz und Dekotechnik in Deutschland agiert.
Die frei gewordenen Absatzmengen der ehemaligen Wettberber reichten jedenfalls nicht aus, das Umsatzminus der Sonnenschutz-Branche auszugleichen oder gar Wachstum zu erzeugen. Von den vakanten Marktanteilen konnten nach Insider-Informationen zwei oder drei Anbieter überproportional profitieren, während das Gros sich mit kleinen "Kuchenstückchen" zufrieden geben musste oder einfach Umsätze versickerten.
Konfektionäre aus Osteuropa
Für ausländische Sonnenschutz-Firmen scheint Deutschland als Einzelhandelsmarkt mit 80 Millionen Verbrauchern jedenfalls das "gelobte Land" zu sein - nach der EU-Osterweiterung noch massiver als zuvor. Auffällig auf der diesjährigen Heimtextil war die starke Präsenz kleiner und mittelständischer Unternehmen, zumeist aus dem osteuropäischen Ausland, wie Polen und der Tschechischen Republik, die mit Sonnenschutz-Produkten und Vorhanggarnituren in der Bundesrepublik ihr Glück versuchen wollen. Manche dieser ausländischen Firmen sind Konfektions- oder Herstellbetriebe, die für deutsche Anbieter Sonnenschutzartikel oder Stilgarnituren produzierten, weil diese ihre Fertigung einstmals aus Kostengründen ins Nachbarland verlagerten. Die früheren Konfektionsbetriebe wollen ihr eigenes Süppchen kochen und probieren nun, direkt an den deutschen Fachhandel zu liefern. Einige suchen sich hiesige Vertriebspartner, wie zum Beispiel die tschechische Sonnenschutz-Firma Eurosun, die mit der Verkaufsgesellschaft WBW in Günzburg vertreten ist. Eurosun hatte 2004 deutschlandweit Außendienstmitarbeiter gesucht und ist im Begriff, ein Vertriebsnetz aufzubauen.
Die Angebotspalette der ausländischen Newcomer beschränkt sich nicht nur auf SB-Ware und auch die Lieferzeit scheint kein Problem zu sein. Ein Branchenkenner berichtet, dass polnische Sonnenschutz-Betriebe an der deutschen Grenze Produktionswerke errichtet hätten und in der Lage seien, innerhalb von zwei Tagen maßgefertigte Sonnenschutzsysteme an deutsche Kunden zu liefern - und das zumeist in guter Qualität bei günstigen Preisen.
Wie kann sich die hiesige Sonnenschutz-Branche gegen die "Invasion" ausländischer Firmen wappnen? Ein Gesprächspartner glaubt, dass der Standortvorteil "Made in Germany" nach wie vor als Qualitätsargument gelte und der Endverbraucher gewillt sei, dafür einen "etwa 10 bis 15 %" höheren Preis zu bezahlen. Gute Chancen werden auch Sonderanfertigungen, Nischenerzeugnissen sowie innovativen und ausgefallenen Produkten eingeräumt. Gemutmaßt wird zudem, dass mancher Kundenkontakt an der Sprachbarriere scheitern und auch die Serviceleistungen - speziell bei Reklamationen - unbefriedigend sein könnten.
Freilich dient Osteuropa für einige Unternehmen auch als lukrativer Absatz- und Beschaffungsmarkt. So konnte zum Beispiel Gardinia Home Decor, seit Jahren mit eigenen Niederlassungen und Repräsentanten vertreten in Russland, Polen, Tschechien, Weißrussland, Ukraine, Slowakei sowie Bulgarien, Rumänien, Serbien, Slowenien und weiteren Ländern, ein "sehr erfreuliches Osteuropa-Ergebnis einfahren", das Reinhard Heidemann, Geschäftsführer von Gardinia Home Decor Zentral- und Osteuropa, "auf rund 10% Plus" beziffert. In Deutschland habe man "auf Vorjahresniveau" abgeschlossen. Bei der Fachhandelsmarke Kirsch, die Anfang 2002 Alugard ablöste, will Marketingleiter Albert Baake den Bekanntheitsgrad weiter erhöhen: "Wir wollen, dass der Markenname Kirsch häufiger gelesen wird." Mit dem vor zwei Jahren eingeführten Kirsch-SB Programm arbeiten die Isnyer sehr erfolgreich und konnten im großen Möbelverband Begros, dem auch Dodenhof in Bremen angeschlossen ist, Fuß fassen. "Durch Kirsch-SB und die Weiterentwicklung von Kirsch-Maß versprechen wir uns für neue Kanäle noch einiges", deutet Baake an. Die einzelnen Produktgruppen entwickelten sich bei Gardinia Home Decor unterschiedlich stark: Plissee erzielte einen Zuwachs, während Jalousien leicht rückläufig waren und Vertikal stagniert. Rollo blieb auf Vorjahresniveau, Flächenvorhänge seien "im Kommen". Ganz neu bei Gardinia gibt es ein Insektenschutz-SB-Programm für Fach-, Bau- und Heimwerkermärkte.
Vorhangschienen-Hersteller Möller aus Meschede unterhält in Polen eine Tochterfirma und in Russland haben die Sauerländer jüngst ein Fertigungsgebäude errichtet, wo Gardinenschienen und Fensterbänke für den russischen Markt produziert werden. Zudem ist man auf wichtigen Messen präsent, im Frühjahr bei der Budma in Posen, der Mosbuild in Moskau sowie Casa in Österreich. Vertriebsleiter Thomas Blume: "Bei den traditionellen Schienen haben wir durch das Russland-Geschäft zugelegt." Während man in der Sparte Möller Deco-Technik "trotz schlechtem Umfeld 4 % Plus" schrieb, erwirtschaftete das Gesamtunternehmen Möller "einen Umsatzzuwachs von 8%".
Komponenten-Markt im Umbruch
Komplette Präsenz auf der diesjährigen Heimtextil zeigte die Riege der Komponenten-Hersteller sowie Systemlieferanten von Sonnenschutz, wie Hunter Douglas, Benthin und Blöcker, die durchweg mit repräsentativen Ständen angerückt waren. Blöcker und Hunter Douglas demonstrierten ostentativ Business as usual - doch wenige Tage nach der Messe platzte die Bombe: Beide Unternehmen verkündeten überraschend, dass der niederländische Hunter Douglas Konzern in Rotterdam den Systemlieferanten Blöcker übernommen hat. Die Geschäftsleitung sowie die Geschäftpolitik des in Bremen ansässigen Familienunternehmens, das 2004 mit 53 Mitarbeitern rund 20 Millionen EUR umsetzte, sollen "unverändert" bleiben, steht in der Pressemeldung der Niederländer. "Hunter Douglas stärkt mit dem Unternehmenskauf seine strategische Position im wachsenden Markt für Plisseeprodukte in Europa".
Blöcker und Hunter Douglas könnten "erhebliche Entwicklungspotenziale" frei machen, schreibt Harald Reichow, Geschäftsführender Gesellschafter von Blöcker in seiner Pressemitteilung. Durch den Zusammenschluss würden sich für beide Teilnehmer "bedeutende Synergieeffekte" ergeben. "Ein Hauptaugenmerk bei Blöcker für diese Transaktion sind die existenzbedrohenden Folgen für den Familienbetrieb im Erbschaftsfalle" macht Reichow die Entscheidung deutlich.
In der Branche wird nun gerätselt, wie es mit dem Bremer Systemlieferanten weitergehen wird. Selbst große Konfektionäre wurden erst einen Tag vor der Presse über die Akquisition informiert und müssen nun Gespräche führen, ob die Blöcker-Marken weiter Bestand haben werden.
Blöcker als Lizenzgeber der Faltstore bzw. Plissee-Marke Cosiflor, Solarflor Lamellenvorhänge sowie den neuen Labels Vidaflor Faltbehänge und Countryflor Holzjalousien agierte bislang als Repräsentant für Faber-Jalousien in Deutschland. Der Vertrag mit dem dänischen Unternehmen Faber lief Ende 2004 aus.
Seit der Übernahme von Systemhersteller Benthin durch Faber vor drei Jahren stand im Raum, dass die Bremerhavener den Part von Blöcker übernehmen werden. Das ist nun eingetreten. Vor der Heimtextil verkündete die dänische Firmengruppe ihre neue, zweigleisige Strategie, die mit einer Namensänderung einhergeht: Aus Faber Benthin wird wieder Benthin, der als Komponentenhersteller von Plissee, Rollo, Vertikallamellen und Horizontaljalousien den Systemmarkt bedienen soll. Volker Fülle, Werbeleiter bei Benthin: "Unser komplettes Produktprogramm soll künftig unter der Marke Benthin geführt werden. Das alte Label Decomatic fällt weg."
Faber will sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und Horizontaljalousien als Fertigprodukt unter der Marke Faber vertreiben, unter anderem in Skandinavien, Frankreich, den USA und Australien - allerdings nicht in Deutschland. Den deutschen Markt prägen Konfektionsbetriebe, die - zum Beispiel von Benthin - Komponenten beziehen und ihre Jalousien selbst fertigen.
Auf der Heimtextil-Messe - vor dem Einstieg von Hunter Douglas - hatte Blöcker jedenfalls noch verkündet, man wolle eine eigene Jalousien-Marke aufbauen und Teile auf dem freien Markt zukaufen, um mehr Spielraum bei der Preisgestaltung zu bekommen. Antje Grobecker, Marketingleiterin bei Blöcker: "Wer den Namen Faber führen möchte, muss zu hundert Prozent Komponenten von Faber nutzen. Das hat zur Folge, dass wir uns von der Marke Faber lösen müssen." Ferner stellte Blöcker unter dem Arbeitstitel "Doppelrollo" ein brandneues Sonnenschutz-Produkt vor - ähnlich dem Luciel-System von Hunter Douglas. "Für den Vertrieb in Deutschland haben wir das Exklusivrecht", betont Antje Grobecker. Das Geschäftsjahr 2004 habe Blöcker mit "4 bis 5 Prozent Umsatzwachstum" beendet. Nachdem das erste Halbjahr "immens stark" gewesen sei, begann im Juli der Abwärtstrend: "Im Oktober haben wir noch nie so schlechte Zahlen geschrieben." Als besonders erfolgreiche Produktgruppen hätten sich Faltstores und Vidaflor Faltbehänge als Nischenprodukt erwiesen.
mmer mehr Sonnenschutz-Marken
Auf zwei Messeständen mit identischem Coorporate Design demonstrierten der niederländische B & C - Konzern und seine Tochtergesellschaft Blome in der Sonnenschutz-Halle 4.2 und in der Deco-Halle 3.1 ihre Anwesenheit.Der ehemalige Stilgarnituren-Hersteller aus Sundern vermarktet seit seiner Übernahme im letzten Jahr unter dem Premium-Label Blome maßgefertigte Sonnenschutz-Produkte und Vorhangsysteme. "Der Integrationsprozess von Blome in die B & C-Gruppe ist sowohl sortimentstechnisch als auch organisatorisch abgeschlossen.", erklärt Stefan Lorenz, Marketing- und Exportleiter bei Blome. Personell steht ein Stabwechsel an: Der bisherige Geschäftsführer Johan Kramer übernimmt die Leitung von B & C International. An seine Stelle tritt ab Februar Dr. Thilo Senst, der den Ausbau der Marktstellung von Blome "national und international forcieren" will.
Überarbeitet haben die Sauerländer ihr Stilgarnituren SB-Sortiment Indeko, das jetzt - ebenso wie das Hobbycor DIY-Programm - um Sonnenschutz ergänzt wird.
Die Indeko-Kollektion, die auf Fachmärkte und Möbelhäuser zielt, will Blome "niveauvoll aufwerten". Zu diesem Zweck konzipierten Designer rund 300 Neuheiten, deren Absatzchancen in einem Testmarkt ermittelt werden. Neu vorgestellt wurde "Designers Guild for Blome", eine exklusive Stoffkollektion für Raffvorhänge und Gardinen, "die ganz selektiv" vermarktet werden soll.
Die bisherige zweigleisige Absatzstrategie - Direktbelieferung des Fachhandels und Verkauf über den Großhandel - soll beibehalten werden. Vertriebsleiter Stephan Prade: "Der Großhandel hat wieder deutlich mehr Interesse, mit Blome zu arbeiten."
MHZ Hachtel feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum, was das inhabergeführte Familienunternehmen aus Schwaben auch mit großen Ziffern an seinem Messestand kundtat. York Backwinkel, Leiter Informationsmanagement: "Wir haben weiterhin eine positive Unternehmensentwicklung. Unsere Umstrukturierung trägt jetzt Früchte." Man habe schon frühzeitig angefangen, Dinge im Haus zu verändern, was sich heute bezahlt mache. Bei der Gestaltung der Produktpolitik will sich MHZ künftig verstärkt durch eigenes Know-how profilieren: "Eigene Entwicklungen tragen ein Unternehmen weiter. Lizenzprodukte bringen nicht den nachhaltigen Ertrag für uns." Was die einzelnen Produktgruppen bei MHZ betrifft, haben sich Flächenvorhänge als "riesengroßer Renner" erwiesen. Plisseestores stiegen seit Jahren stetig, Rollo gewinne durch neue Techniken mehr Bedeutung und Vertikallamellen könnten wieder interessant werden aufgrund neuer Gewebearten und Stanz-Optiken. Für das "Problemkind", die Vorhangschienen- und Stangenkollektion, will man einen neuen Katalog mit "richtungsweisenden Änderungen" aufgelegen. Um dem Horizontaljalousien-Segment neuen Schwung zu verleihen, präsentierten MHZ ein Novum: eine verspannte Einbau-Jalousie für die Glasfalzmontage, bei der sich Ober- und Unterschiene frei bewegen lassen.
Teba erlebte 2004 "das turbulenteste Jahr" innerhalb der letzten Dekade. "Nach einem tollen Start kam im Juli ein brutaler Abbruch, der uns bis Ende des Jahres begleitete", schildert Marketingleiter Peter Mittelsteiner den Geschäftsverlauf drastisch, der in einem "leichten, einstelligen Plus" mündete. "Wir haben unsere Ziele nicht erreichen können". Das Duisburger Unternehmen mit der Sonne im Logo, seit Anfang letzten Jahres Konfektionär von Luxaflex-Produkten, wird immer wieder mit Branchengerüchten konfrontiert, Hunter Douglas würde bei Teba einsteigen wollen. Geschäftsführer Frank Tovornik dementierte auf Nachfrage entschieden: "Teba bleibt Teba. An der Gesellschafterstruktur ändert sich nichts."
Mit der Marke Luxaflex by Teba habe man einen "interessanten Zugriff auf einige Besonderheiten." Innerhalb der neu vorgestellten Luxaflex Jalousien-Kollektion war das zum Beispiel ein interessantes, in Zonen unterteiltes Jalousienmodell, bei dem sich der Lichteinfall in Teilflächen regulieren lässt.
Als Mitglied beim Deco-Team hat sich Teba dem sogenannten "Interieur-Express" angeschlossen, der von Mai bis Juli 2005 rund 4000 Kilometer kreuz und quer durch Deutschland fahren soll. Der Interieur Express, eine historische Dampflok aus den 30er Jahren mit Waggons, die zu Showrooms umgebaut werden, wird an ausgesuchten Nebenbahnhöfen ein bis zwei Tage Halt machen. Der regionale Fachhandel wird eingeladen, sich die Produktneuheiten der Ausstellerfirmen vor Ort anzusehen und kann zu bestimmten Terminen auch "qualifizierte Endverbraucher" mitbringen.
Kadeco Sonnenschutzsysteme steigerte auch 2004 seine Umsätze im In- und Ausland "deutlich". Die dynamischen Ostwestfalen konnten offenbar Marktanteile, die durch die Schließung ehemaliger Wettbewerbsfirmen frei wurden, hinzugewinnen: "Wir profitieren vielleicht etwas stärker davon, als andere", offenbart Walfried Kattelmann, Geschäftsführender Gesellschafter von Kadeco. "Außerordentliche Zuwächse" konnten in den Bereichen Rollo, Faltstore, Flächenvorhang und Naturals erzielt werden. "Es macht uns besonders viel Freude, dass unser Wachstum auf einer breiten Basis steht und nicht nur von einzelnen Produktgruppen abhängig ist." Kadeco liegt unvermindert auf Expansionskurs: Zur Zeit erstellt man in der Zentrale in Espelkamp ein modernes Lager- und Logistikzentrum sowie ein neues Bürogebäude. Der Gründung einer Niederlassung in der Schweiz vor zwei Jahren folgt nun die Eröffnung einer eigenständigen Dependance in Salzburg mit Kunden- und Servicecenter. "Auch so mancher süddeutsche Kunde dürfte diese Plattform nutzen", hofft man in Ostwestfalen.
Für Silent Gliss ging es 2004 "stark vorwärts - nicht so stark, wie budgetiert, aber wir haben Gewinn gemacht, wie schon lange nicht mehr", freut sich Achim Brugger, Leiter Marketing und Vertrieb. Der Herrsteller aus Weil am Rhein, dessen Positionierung auf "Top of the Pyramid" liegt, empfiehlt sich als "Problemlöser" für innenliegenden Sonnenschutz. Der Objektanteil sei "stark gepusht" worden und wuchs innerhalb eines Jahres von 30 % auf 40 %. Im Visier der Produktpolitik von Silent Gliss steht der "luxusorientierte Privatkunde", den man mit anspruchsvollen, kreativen Sortimenten gewinnen will, unter anderem mit einer hochwertigen Konzept-Kollektion. Premiere am Messestand hatte ein innovatives Faltpaneelsystem als "weltweit neuartige Fensterdekoration" für den Privat- und Objektkunden. Dabei handelt es sich um Flächenvorhänge, bei denen sich die Paneele zusammenfalten lassen.
Heinrich Büscher konnte zwar "keine rasanten Zuwächse" verbuchen, dennoch sei das letzte Jahr gut gelaufen, sagt Imke Röwer. Das auf der Dortmunder Ordermesse eingeführte neue Sonnenschutzprodukt Luciel - eine Kombination aus Rollo, Jalousie und Vorhang - hätten mehrere hundert Fachhändler in ihr Programm aufgenommen. Um zwischen den Hauptkollektionen, die recht lange Laufzeiten haben, neue Impulse geben zu können und mit den Trends der Zeit zu gehen, hat Büscher ein Specials-Programm mit aktuellen Plissees, Flächenvorhängen, Rollos und Vertikallamellen aufgelegt. Highlight in Frankfurt war ein Rollo mit Harry Potter Motiv, für das die Bielefelder kürzlich die Lizenz erworben haben.
Liedeco aus dem ostdeutschen Thalwenden führt seit 1990 ein komplettes Innensonnenschutz- und Dekotechnik-Programm für den Maß- und SB-Bereich, das deutschlandweit verkauft wird. Zielgruppe neben dem Fachhandel sind Baumärkte wie etwa Hagebau, Fachmärkte wie Teppich Frick und Möbelhäuser. Der Anteil von Mitnahmeprodukten liegt laut Geschäftsführer Markus Liese bei etwa 60 %, auf Maßfertigung entfallen 40 %. Das Unternehmen sei durch die Filialisten gewachsen. "Wir sind sehr gut zufrieden." Im November übernahm Liedeco den insolventen Badteppich-Hersteller La Vita, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Auf der Heimtextil präsentierte Liedeco eine Natur-Kollektion mit Bambus-Behängen für den Maß- und SB-Bereich.
Textiler Sonnenschutz geht in Offensive
Selbstbewusst und offensiv traten auf der diesjährigen Heimtextil-Messe die Anbieter von Sonnenschutz-Textilien auf, wie Bamberger Kaliko, Van Clewe Sunprotection, Almedahls Kinna und Junkers & Müllers.
Der Mönchengladbacher Stoffproduzent Junkers & Müllers firmierte an seinem neu gestalteten Messestand mit JM Technical Textiles und tat damit seine neue Marschrichtung kund. Das bislang als Druckspezialist wahrgenommene Unternehmen hat in der Sonnenschutz-Sparte seine Prioritäten zugunsten von "Funktionsstoffen und innovativen Problemlösungen" verschoben, wie zum Beispiel Schaumbeschichtungen oder Webstrukturen, beschreibt Marketing- und Produktmanagerin Christine Mählmann die neue Ausrichtung.
Der Textilhersteller Van Clewe Sunprotection aus Dingden lud unter dem Motto Berührungspunkte, das in Blindenschrift gedruckt war, zu seinem erstmaligen Messeauftritt auf der Heimtextil. Ebenso fantasievoll gestaltet war der Messestand mit interessanten Kollektionspräsentationen. Rollo, Lamellen und Plisseestoffe veredelt der Hersteller vom Niederrhein durch vielfältige Ausrüstungsverfahren mit verschiedenen Funktionalitäten, wie Teflon- oder Perlex-Beschichtung, Prägen, Crashen oder Plissieren. "Der Endverbraucher ist bereit, einen Mehrpreis von 5 bis 10% zu bezahlen, wenn ein Zusatznutzen erkennbar ist", glaubt Britta Gies, Marketing- und Vertriebsleiterin bei Van Clewe Sunprotection. Besonderes Augenmerk legt man zudem auf das Angebot von Dimmout und Blackout-Stoffen für alle Produktbereiche.
Der schwedische Textilproduzent Almedahl Kinna beliefert Sonnenschutz-Hersteller weltweit und möchte seine Export-Aktivitäten weiter forcieren. Schwerpunkt des Sortiments sind Rollo-Stoffe, gefolgt von Plissee, Vertikallamellen und Flächenvorhang. Die ideenreichen Schweden profilieren sich mit avantgardistischen Designs in modernen Farben, Ausbrenner-Optiken und Strukturen, wie etwa Schaumbeschichtungen auf Plissee-Stoffen. Intention von Maria Hansom, bei Almedahl zuständig für den Deutschland-Vertrieb, ist es, die kreative Produktpalette und die vielseitige Kompetenz des Herstellers auf dem hiesigen Markt bekannter zu machen.
Somfy, Hersteller von Antrieben und Steuerungen, präsentierte auf seinem Stand intelligente Automatisierungslösungen für Plissees, Raffrollos, Rollos und Jalousien. Im Zentrum stand eine bedienungs- und montagefreundliche Funktechnologie, die für den Raumausstatter einfach zu handhaben ist, da kaum Kabel verlegt und Schlitze geklopft werden müssen. Somfy-Produktmanager Oliver Schöpf: "Im Privatbereich ist eine Zunahme von automatisiertem Sonnenschutz erkennbar, aber nicht in der Dimension wie im Objekt."
Qualität und Design bei Dekotechnik
Stilgarnituren-Hersteller Büsche aus Neuenrade konnte auf der Heimtextil "viele neue Kontakte knüpfen." Das Jahr 2004 habe man "einigermaßen zufriedenstellend mit Umsatzplus abgeschlossen", bilanziert Geschäftführer Friedrich Harr. Durch höhere Einkaufspreise bei Rohmaterialien, wie Messing und Stahl, seien die Margen geschrumpft. "Wir wollen unseren hohen Qualitätsstandard weiterhin beibehalten. Billigprodukte gibt es genug." Bei den Stilgarnituren sieht man bei Büsche einen "Trend zu stärkeren Durchmessern", was jedoch auch mit Verkäufen ins Ausland zusammenhängen könne. Ganz neu gezeigt wurde unter anderem eine Aluminium-Serie aus T-Profilen sowie Bicolor-Garnituren aus Messing-Chrom.
Eindeutiger Blickfang am Messestand von Interstil war das neue Outlook-Innovationsforum, das nicht ein neues Sortiment im umfangreichen Basis-Programm des Unternehmens sein soll, sondern vielmehr ein Entwicklungs- und Darstellungsforum für designorientierte Vorhanggarnituren-Trends, um "außerhalb des vierjährigen Katalogzyklus zeitnah Neuheiten präsentieren zu können", erläutert Interstil-Inhaber Manfred Diedrichsen die Outlook-Philosophie. Getreu dem Motto: "Was sich nicht unterscheidet, ist nicht wahrnehmbar", will Interstil sich künftig eindeutig zum "Wettbewerbsfaktor Design" bekennen. Die Outlook-Garnituren 1 bis 5 werden sehr originell, in separaten Katalog-Schubern präsentiert, die durch magnetische Seitenwände zusammengehalten werden und sich jederzeit durch neue Produkte ergänzen lassen.
Der Vertrieb bei Interstil wird traditionell über den Fachgroßhandel abgewickelt. Die Schließung der beiden Interstil-Vertriebspartner Riloga und Arquati im letzten Jahr konnten "zu hundert Prozent" aufgefangen werden. Derzeit arbeitet das Steinhagener Unternehmen in Deutschland mit neun regionalen Grossisten sowie drei bundesweit agierenden Vertriebspartnern - Teba, Kirsch, Saum & Viebahn - zusammen. "Der Markt wird nicht größer, aber wir haben einen einstelligen Zuwachs". Zudem habe man die Auslandsaktivitäten "deutlich auf einen Exportanteil von 50% ausgeweitet".
Der arrivierte Vorhangstangen-Anbieter Art Line möchte mit dem zweiten Standbein "Raffobjekte" seine Kompetenz am Fenster zeigen. So wurden neben einem neuen Magnet-Raffer des Top-Designers Ulf Moritz auch komplette Sets mit Raffspangen, Klemmringen und Hänge-Klammern vorgestellt. Die Zeichen stünden eher auf positiv, prognostiziert Art Line-Geschäftsführer Wolfgang Kanbach: "2004 verlief durchwachsen, mit leichten Besserungstendenzen nach den letzten schlechten Jahren."
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BTH Heimtex 02/05
(Wirtschaft)