Zum Heimtextil Sunday ein Kommentar von Gitta Kraml
"Raus aus den Federn"
Heimtextil Sunday könnte ein Spaß für die gesamte Familie werden. Die Messe Frankfurt hat unter dem Motto "Raus aus den Federn" Vieles getan, um interessierte Endverbraucher auf die Heimtextil zu locken. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch gelungen - wenn auch nicht ganz so gut wie beim ersten Publikumstag im vergangenen Jahr. Dieses Jahr wurden rund 6.500 Besucher am Heimtextil Sunday registriert, das sind 800 weniger als im zur Premiere 2002.
Von den insgesamt 3.268 Heimtextil-Ausstellern aus 67 Ländern nahmen etwa 20% an dem publikumsoffenen Tag teil, das waren 722 Anbieter aus 43 Ländern, die wieder auf bestimmten Hallenebenen zusammengefasst waren. Organisatorisch und räumlich war das gut gelöst. Die Besucher hatten zwar lange Wege, nahmen aber kaum die Abbau-Arbeiten der nicht beteiligten Aussteller wahr.
Zufrieden und anerkennend mit dem Heimtextil Sunday äußerten sich die Aussteller, die sich darauf vorbereitet, genügend Manpower und Infomaterial zur Verfügung hatten. Prospekte nahmen die Besucher gern entgegen, ebenso Händlerlisten. Die Messe hatte sogar ein eigenes Journal mit Adressen, Einrichtungstipps und Anregungen aufgelegt. Nachschlagewerk erwies sich das Messejournal "Textile Träume mit Adressen
Nicht verständlich ist, dass manche Stände in gut frequentierten Hallen wie 8.0 mit Bettwaren, Bettwäsche, Tischwäsche und Badtextilien schon am frühen Nachmittag nicht mehr besetzt waren - auch die Stände bekannter Markenaussteller. Enttäuschend für diejenigen, die 6,50 EUR gezahlt hatten und mit einer Besuchszeit bis 18 Uhr gerechnet hatten. Noch besucherunfreundlicher gingen in dieser Halle ausländische Aussteller vor, die den Stand geräumt hatten und einfach Müll liegen ließen. Die Messeleitung wurde informiert und sie wird Vorsorge treffen.
Am meisten los und zwar für die ganze Familie war im Foyer der Halle 4.1, wo das Schultheater Studio Frankfurt amüsante Sketches mit Textilien als Thema vorführte. Kinder kamen ohnehin auf ihre Kosten. Die Kleinen interessierten sich beim Durchschlendern für Tapeten und äußerten lautstark ihre Wünsche.
In Halle 5.1 herrschte ebenfalls "Action": Auf einer Bühne ließ der Verband der Deutschen Tapetenindustrie das Anbringen und Entfernen der tapezierfreundlichen Vliestapeten üben. Viel Anregung für die Besucher boten auch die Hallen 3.0, 3,1 und das Forum. Vor allem das Deco Team in Halle 3.0 versammelte viel Publikum.
Die Resonanz der teilnehmenden Aussteller war durchweg positiv. Philipp Keller von Jab Anstoetz spricht von einer "sehr guten Besucherfrequenz und guter Resonanz auf die Aktionen." Justus Schmitz: "Der Heimtextil Sunday fing schleppend an. Um die Mittagszeit allerdings war eine ganze Menge los. Doch darauf kommt es nur bedingt an - wichtiger ist mir, dass die Publikumspresse über unsere Wohnthemen berichtet, und das scheint der Fall gewesen zu sein. Claus Wölfel hofft, dass der Heimtextil Sunday zur festen Institution wird. "Schließlich ist es sehr gut, dass sich die Branche auch der breiten Öffentlichkeit präsentieren kann. Langfristig wird der Heimtextil Sunday Erfolg haben, da bin ich mir sicher. Dabei kommt es darauf an, dass sich die Unternehmen Gedanken machen, wie sie ihre Kunden mit neuen Ideen und Aktionen auf die Messe lockt".
Gut Ding braucht Weile. Der Heimtextil Sunday wird sich etablieren. Davon ist auch die Messe Frankfurt überzeugt und weiß sich dabei der Zustimmung vieler Aussteller sicher. Sinnvoll wäre, dass sich mehr Markenhersteller beteiligen, zum Beispiel aus dem Badteppich-Bereich, der dieses Mal in der nicht verbraucheroffenen Halle 9.0 residierte. Es muss mehr dafür getan werden, wieder die Kauflust des Konsumenten zu wecken. Warum nicht mit einem Publikumstag auf einer Fachmesse, wenn die Messeleitung für ein Rahmenprogramm und Amüsement sorgt? Lohnen sich ein Tag länger Standmiete und Aufenthalt für die Aussteller, um direkten Kontakt zum Endverbraucher zu bekommen? Andere Branchen wie die Möbelindustrie auf der Möbelmesse in Köln glauben fest daran. Sie möchten die Publikumstage nicht mehr missen.
aus
BTH Heimtex 02/03
(Wirtschaft)