Sonnenschutz auf der Heimtextil
Günstige Bestseller-Kollektionen und Mitnahme-Programmen
Dunkle Wolken eines Konjunkturtiefs sind über dem Sonnenschutzmarkt aufgezogen und haben der Branche die Geschäfte verhagelt. Der zunehmende Preisverfall, die Tendenz der Konsumenten, eher preiswerte Produkte zu kaufen oder auf Schnäppchen zu lauern, ließen den Umsatz schrumpfen. Die Sonnenschutz- und Dekotechnik-Hersteller reagieren auf den aktuellen Discount-Trend mit günstigen Bestseller-Kollektionen und Mitnahme-Programmen. Ideenreiche Verkaufsförderungspakete sollen den Handel am Point of Sale unterstützen.
Das neue Trendforum Sun & Shadow am Übergang von Halle 5.1 / 6.1 stimmte das Publikum schon mal auf die Neuheiten der Sonnenschutz- und Dekotechnik-Branche ein und machte Lust darauf, weitere aktuelle Produkte kennen zu lernen. Fast wie funkelnde Edelsteine auf schwarzem Samt wirkten die illuminierten, großflächigen Präsentationssysteme der erstmals stattfindenden Sonnenschutz- Sonderschau, die Rollos, Vertikallamellen, Jalousien und Plissees vor dunkler Kulisse effektvoll in Szene setzte.
Von der anregenden Trendschau inspiriert, gelangten die Messebesucher direkt zum Hauptgang von Halle 6.1, dem Refugium der "Sonnenschützer", die in diesem Jahr etwas näher zusammenrücken mussten. Der Grund: Während auf der Heimtextil im Vorjahr die Sonnenschutz-Ausstellung auf zwei Ebenen verteilt war, hatte sich diesmal die gesamte Branche in Messehalle 6.1 versammelt. Zur Erinnerung: Anbieter, die am Publikumstag 2002 nicht teilnehmen wollten - überwiegend Sonnenschutz- und Dekotechnik-Hersteller aus dem europäischen Ausland - wurden seinerzeit in der abseits gelegenen Ebene 6.0 platziert und klagten über die geringe Besucherfrequenz. Aufgrund ihrer negativen Erfahrung entschlossen sich diese Firmen nun zu einer Teilnahme am Heimtextil-Sunday, um ebenfalls in der "Beletage" in Halle 6.1 präsent zu sein.
Lag es an der verbreiteten Messemüdigkeit oder war vielleicht nur das eisige Wetter draußen schuld? - Die Heimtextil kam in diesem Jahr jedenfalls nur langsam in Schwung. So registrierte zum Beispiel Riloga-Geschäftsführer Hajo Dommel am ersten Messetag weniger Besucher als im Vorjahr. An den folgenden Tagen sei die Frequenz aber sehr gut gewesen. "Was uns positiv gestimmt hat, ist die optimistische Einstellung der Kunden, die wir am Stand hatten", ist das zuversichtliche Fazit der Remscheider für das kommende Geschäftsjahr.
"Deutlich mehr Besucher auf dem Stand und klare Zuwächse bei den Kontakten" vermeldete Kadeco-Inhaber Walfried Kattelmann, der sich sehr zufrieden über den Messeverlauf äußerte.
Heidrun Schindler, Geschäftsführerin von Dekotechnik-Hersteller Silenta, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der Besuchsfrequenz. Das Familienunternehmen aus Ebrach kennt als Heimtextil-Aussteller der ersten Stunde die Veranstaltung von Kindesbeinen an: "Die Händler kommen mit weniger Personal nach Frankfurt und bleiben kürzer", haben die Franken beobachtet.
Teba-Marketingleiter Peter Mittelsteiner konstatierte einen "sehr ruhigen" Messeverlauf, mit "rund 10 % weniger Standbesuchern". Die offiziellen Zahlen der Messeveranstalter weisen aus, dass 6,8 % weniger deutsche Fachbesucher zur Heimtexil 2003 gekommen sind.
Gemischtes Echo auf den Heimtextil Sunday
Auch der Publikumstag am Sonntag musste Federn lassen. Waren es im vergangen Jahr noch insgesamt 7.500 Privatbesucher, kamen diesmal laut Schlussbericht der Messe rund 1000 Konsumenten weniger. Schon beim letzten Endverbrauchertag wurde die Sonnenschutzhalle nicht gerade von Massen heimgesucht. Doch diesmal sah es noch düsterer aus. "Die Besucherfrequenz war verhalten", berichtet Peter Mittelsteiner. Auffällig sei jedoch der große Zulauf von Fachpublikum am Heimtextil-Sunday gewesen, den er auf rund 60 % schätzt. Wie zu erfahren war, hätten gerade kleinere Unternehmen mit ihren Mitarbeitern den vergünstigten Sonntags-Eintrittspreis für Endverbraucher genutzt, um die Messe zu besuchen.
Dennoch will man bei Teba am Verbrauchertag festhalten. Die Duisburger, die als Mitglied des Deco Teams auch in der Stoffhalle eine repräsentative Auswahl an Sonnenschutzprodukten vorstellten, hatten sich auf den Publikums-Sonntag gut vorbereitet. Am Samstagabend wurde der Teba-Stand in Halle 6.1 umgebaut und ein Wintergarten mit Produktfeldern integriert. Für Kinder hielt man kleine Werbegeschenke bereit. "Für uns ist der Verlauf der Veranstaltung eine Bestätigung, weiterzumachen", resümiert Mittelsteiner. Weniger schön fanden die Duisburger, dass viele Aussteller mangels Besucher am Sonntag bereits um 17 Uhr anfingen, die Stände abzubauen.
Arquati konnte wie bereits im letzten Jahr sechs Raumausstatter aus der Umgebung Frankfurts gewinnen, um am Publikumstag Kontakte zu Endverbrauchern herzustellen. Konflikte gab es um die Stoff-Show für Endverbraucher, die Arquati "als einziger Aussteller der gesamten Messe" veranstaltete. Arquati-Geschäftsführer Rüdiger Darm ließ das kalt: "Es ist erstaunlich, wie viele Kollegen-Firmen ihre Referenz an unseren Arbeitgeber, den Konsumenten, verweigern."
Wilhelm Hachtel, geschäftsführender Gesellschafter von MHZ, sparte hingegen nicht mit Kritik am Heimtextil-Sunday. Die riesigen Messehallen sowie die Unmengen an vorgestellten Produkten hätten die Endverbraucher "überfordert". Man müsse geeignetere Darstellungsformen für Konsumenten wählen, das heißt "mehr fertige Dekorationslösungen vorlegen und ganzheitliche Interieursituationen zeigen".
Vor dem Hintergrund, dass die Mammut-Publikumsveranstaltung nur die Region Frankfurt bedient, aber kaum Endverbraucher aus Hamburg oder München anlockt, will das inhabergeführte Sonnenschutzunternehmen neue Wege beschreiten: "Wir plädieren für eine Heimtextil-Wanderausstellung in einzelnen Regionen, zum Beispiel in Hamburg, Berlin oder Stuttgart", sagt Hachtel.
Erhebliche Umsatzrückgänge
Das schwäbische Familienunternehmen, bei dem nach einer BBE / BTH-Sonnenschutz-Umfrage mehr als ein Drittel aller befragten Einzelhändler ihr Sonnenschutz-Sortiment ordern, hat im vergangenen Jahr seinen Kundenstamm gestrafft: "Wir arbeiten mit jedem Kunden sehr gerne zusammen, der unsere Kosten durch eine Zusage im Volumen deckt", verfolgt Hachtel eine klare Linie.
Auf die Geschäftsentwicklung 2002 angesprochen, ist man bei MHZ "noch recht gnädig" durchgekommen. "In der Absatzmenge haben wir das Vorjahresniveau halten können". Das Weihnachtsgeschäft sei deutlich unter Vorjahr gelaufen. "Die politischen Wirrnisse haben dem ganzen Geschäft geschadet. Wir gehen davon aus, dass wir bis zur Klärung einiger steuer- und ordnungspolitischer Fakten noch ein relativ schwaches erstes Halbjahr bekommen", lautet die Prognose von Wilhelm Hachtel, der damit rechnet, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr "deutlich anzieht".
Mit diesem Ergebnis liegt MHZ voll im Branchentrend, wo sich die Umsätze bekanntlich stark rückläufig entwickelt haben. Nach Verlautbarung des Verbands innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld verzeichneten die Hersteller 2002 einen Rückgang im Produktions- und Marktvolumen von 2 % gegenüber dem Vorjahr. "Die Branche wertet das als durchaus positives Ergebnis", lautet der offizielle Kommentar.
Spricht man mit einzelnen Sonnenschutzunternehmen, dann wird die Höhe der durchschnittlichen Umsatzrückgänge einiges höher geschätzt, nämlich zwischen 7 % und 10 %.
Das Hauptproblem war auch in diesem Jahr die anhaltende Konsumflaute im Inland - die man aber differenziert betrachten sollte: Vielfach haben die Sonnenschutz-Anbieter sogar höhere Stückzahlen verkauft, was sich jedoch im Umsatz nicht niedergeschlagen hat. Der zunehmende Preisverfall, die Tendenz der Konsumenten, eher preiswerte Produkte zu kaufen oder auf Schnäppchen zu lauern, ließen den Umsatz schrumpfen.
Die Sparte Vorhangstangen- und Schienen zeigt die Entwicklung im Kaufverhalten besonders drastisch: Das Hochpreisgenre verzeichnet massive Umsatzeinbrüche, während die Mittel- und Niedrigpreisgruppen Zuwächse haben. Innerhalb der einzelnen Sonnenschutz-Segmente ist der Bereich Dekotechnik besonders stark eingebrochen. Das Umsatzminus soll im zweistelligen Bereich liegen.
Unter Druck ist auch die Produktgruppe Vertikallamellen. Lag das Marktvolumen 1995 noch bei 1,2 Millionen Lamellen-Anlagen, ist es jetzt auf 800.000 Systeme geschrumpft. Sogenannte Garagenfirmen, kleine Familienunternehmen, die in den letzten Jahren zu Dumpingpreisen vor allem Vertikallamellen konfektionierten, haben inzwischen nach Auskunft eines Branchenkenners "existenzielle Probleme".
Als weitere Gründe, die dem Sonnenschutzmarkt zusetzen, werden die weltpolitische Lage angeführt, Naturkatastrophen, wie das Hochwasser in Ostdeutschland, der Rückgang der Baukonjunktur, die steigende Arbeitslosigkeit sowie die verwirrenden steuer- und ordnungspolitischen Diskussionen.
Angesichts drohender Umsatzeinbußen kam im vergangen Jahr so manches Sonnenschutz-Unternehmen ins Schleudern. Man musste teilweise massiv Personal abbauen und den Außendienst reduzieren.
Nachdenken über neue Vertriebswege
Doch auch der Fachhandel wird von Neustrukturierungen tangiert. So sind Selektivkäufe von Händlern der Industrie ein Dorn im Auge. Für Kunden, die nur einmal pro Jahr bestellen, - und dann nicht einmal reguläre Ware, sondern aufwändige Sonderanfertigungen - sollen künftig strengere Maßstäbe gelten. Das heißt, Fachhändlern mit geringem Einkaufsvolumen - zum Beispiel unter 1.000 EUR - kann es passieren, dass sie kurzerhand aus der Kundenkartei ausgelistet werden.
Hinter vorgehaltener Hand wurde bei der Industrie auch darüber gesprochen, ob der Fachhandel seine Exklusivität langfristig aufrechterhalten könne. Man müsse künftig über neue, flexible Verkaufsformen nachdenken. Ideen wurden kolportiert, dass sich zum Beispiel diverse Heimtextilien-Anbieter zu einem losen Verbund zusammenschließen könnten, um gemeinsam eine Art von Factory Outlet Center zu betreiben, ähnlich den Testgeschäften von Textilhersteller Trigema. So könnte ein großer, kompetenter Markt entstehen, der alle Produktgruppen zum Thema Inneneinrichtung abdeckt. Ohne Umweg über den Fachhandel könnte die gesamte Angebotsvielfalt dem Endverbraucher direkt präsentiert werden - wovon man sich größere Absatzchancen erhofft.
Verdrängungswettbewerb ist das Gebot der Stunde. Nur Unternehmen, die innovativ sind und auf Marktchancen flexibel reagieren, können langfristig überleben. In Gesprächen mit den einzelnen Sonnenschutz-Anbietern ist bei vielen eine gewisse Ratlosigkeit und Unsicherheit zu spüren, wie man künftig agieren soll. Manche wiederum verbreiten in "Hau-Ruck-Manier" Aufbruchstimmung. Dabei hat man auch den Fachhandel im Blick: Zahlreiche Hersteller haben Verkaufsförderungspakete geschnürt, darunter zum Beispiel ein komplette Schaufensterdekoration mit Musteranlagen, Plakaten und passender Blumendekoration.
Doch wie sind die einzelnen Unternehmen 2002 über die Runden gekommen?
Der ostwestfälische Sonnenschutzhersteller Kadeco konnte 2002 seine Umsätze steigern. "Wir hatten außerordentliche Zuwächse in den Produktbereichen Faltstore und Flächenvorhang", freut sich Walfried Kattelmann, geschäftsführender Gesellschafter von Kadeco. Gering gewachsen sei das Segment Rollo, Vertikallamellen hätten sich schwer getan und bei den Jalousien greife jetzt die neue Kollektion, die man im Herbst vorgestellt habe. Neue Wege beschreitet das dynamische Familienunternehmen mit einer innovativen Sonnenschutz-Kollektion aus Holz und Holzgewebe, die Jalousien, Raffrollos, Flächenvorhänge sowie Vertikallamellen umfasst und einen weiteren Umsatzschub bringen soll.
Ganz in Schwarz präsentierte sich diesmal Silent Gliss auf der Heimtextil. Der neue Messestand des arrivierten Sonnenschutz-Herstellers aus Weil am Rhein hob sich mit seinem gewagten, dunklen Ambiente deutlich von den angrenzenden Ausstellern ab und zog viele neugierige Blicke auf sich. Das von einer Architektin entworfene Standkonzept bestand aus zwei Ebenen: Am Laufweg befand sich die Kontaktfläche, um Messebesucher anzusprechen. Das Bewirtungsareal war auf einer Art Empore untergebracht und diente zur "Vertiefung der Kundenbeziehungen". Kurzweilig war die "Lightshow", wo Flächenvorhänge, Raffrollos und Gardinen mit Musikbegleitung automatisch bewegt wurden.
Wohl auch in Anbetracht des neuen Messeauftritts geht man bei Silent Gliss positiv ins neue Jahr. "Wir haben unseren Umsatz gut gehalten und sogar leicht über Vorjahr abgeschlossen", sagte Geschäftsführer Thomas Held. Der Objektbereich sei gewachsen, während die Fachhandelssparte leicht rückläufig war. "Unsere Aufgabe ist es, attraktive Nischen und Teilmärkte zu finden", steckt man in Weil am Rhein sein Revier ab.
Riloga hatte seinen Messestand ebenfalls neu gestaltet: Bei der Produktpräsentation der aktuellen Luxaflex-Kollektion gaben sanfte Farben den Ton an. Auch die Variantenvielfalt des Sortiments wurde dargestellt. "In Anbetracht der schwachen Konjunktur sind wir mit unserem Ergebnis nicht unzufrieden", meinte Riloga-Geschäftsführer Hajo Dommel, der durchaus optimistisch in die Zukunft blickt. "Ich glaube, dass 2003 ein reales Wachstum möglich ist." Die deutsche Tochter der niederländischen Hunter Douglas-Gruppe will mit ihren Zielkunden wachsen. Was die einzelnen Produktgruppen betrifft, verbuchte Dommel leichte Zuwächse bei Rollo, während Plissees eher stagnierten. Jalousien lieferten ein "ziemlich ausgeglichenes Ergebnis". Vertikallamellen sowie Vorhangschienen und -Stangen wurden weniger verkauft.
Teba überraschte das Fachpublikum mit einem Kreativkonzept für textile, flächige Innenbeschattungen. Durch Veredelungstechniken wie Laser Cut oder Digitaldruck können Flächenvorhänge in beliebiger Bahnbreite individuell gestaltet werden. Zudem hat Teba sein Programm um Insektenschutz-Systeme erweitert.Obgleich es für die Branche kein einfaches Jahr gewesen sei, "sind wir mit dem, was wir erreicht haben zufrieden", erklärte Marketingleiter Peter Mittelsteiner. Man sei ganz knapp unter dem Vorjahresumsatz geblieben. "Wir haben die wirtschaftliche Lage im Vorfeld richtig einschätzen können und unsere Erwartungen entsprechend angepasst." Den gegenwärtigen Zustand in Wirtschaft und Gesellschaft kritisiert Mittelsteiner: "Die depressive Stimmung finde ich gefährlich. Man muss mit positivem Denken und Handeln vorangehen."
Highlight am Messestand von Arquati war eine elektrische Jalousie mit solarbetriebenem Motor. Die Sonnenschutzprodukte standen bei der Präsentation im Mittelpunkt - und das nicht ohne Grund: "Wir haben in unseren Kernsegmenten Umsatzeinbußen erleiden müssen", bedauert Geschäftsführer Rüdiger Darm, der jedoch damit rechnet, 2003 "die Umsätze steigern" zu können. Man sei konzeptionell gut aufgestellt. Gestärkt werden soll insbesondere die Verkaufsförderung: "Wir wollen durch verschiedene Marketingmaßnahmen unseren Fachhandelskunden helfen, näher an den Konsumenten heranzukommen", deutet Michael Eiffler an, zuständig für die Verkaufsförderung bei Arquati. Details werden erst nach der R + T in Stuttgart veröffentlicht.
Die Phase der Turbulenzen bei Gardinia scheint vorbei zu sein: "Wir stärken unsere eingeführten Marken Gardinia im DIY-Bereich und Kirsch als Premium-Label für den Fachhandel", lautet die aktuelle Strategie der deutschen Tochter des US-Konzerns Newell Window Fashions. Anfang 2002 wurde die Fachhandelsmarke Alugard durch das internationale Label Kirsch ersetzt. Seit Mai wird das hochwertige Kirsch-Maßprogramm nach unten abgerundet durch Kirsch-SB im mittleren Preisbereich, das laut Marketingleiter Albert Baake "große Resonanz bei den Fachgeschäften findet". Und noch weitere Produktgruppen sind neu hinzugekommen: Gardinia offeriert wieder Markisen, vom preisgünstigen Einstiegsmodell bis zur hochwertigen Kassettenmarkise. Kurz nach der Übernahme durch Newell Window Fashions hatten die Isnyer das gesamte Außensonnenschutz-Sortiment komplett streichen müssen.
Ebenfalls neu sind Homedecor-Produkte, die über die reine Fensterdekoration hinaus gehen. So wurden jetzt Accessoires und Regalsysteme für Küche, Bad und Büro auf der Heimtextil vorgestellt. Das Allgäuer Unternehmen hat die Firma Spur, Hersteller von Regalsystemen übernommen und wird jetzt deren Sortimente vermarkten.
Auch Gardinia hat die Konsumflaute zu spüren bekommen. "Im Inland haben wir Umsatz verloren, konnten den Verlust aber durch den Export ausgleichen." Man habe insgesamt ein kleines Plus erzielt, bilanziert Reinhard Heidemann, Geschäftsführer von Newell Zentral- und Osteuropa. Im Inland konnte Gardinia sogar "mehr Stückzahlen" verkaufen, was sich aber umsatzmäßig nicht niedergeschlagen habe. Die Fachhandelssparte Kirsch schloss mit einem leichten Minus von 3 bis 4 % ab.
Trend Dekor präsentierte seine aktuellen Sonnenschutz-Kollektionen auf einem farbenfrohen Blumenstand. Der deutschen Tochter des niederländischen B & C-Konzerns macht der starke Preiskampf zu schaffen. Geschäftsführer Marinus Lauret: "Wir sollten uns am deutschen Markt noch besser profilieren."
Der Schweizer Textilhersteller Creation Baumann positioniert sich mit seiner Sparte Systems, die Rollos, Raffrollos, Vertikallamellen und Flächenvorhänge umfasst, im Hochwertgenre. Das Zugpferd sind für René Hofmann, Produktmanager Systems, exklusive Stoffdessins, die mit Laserstrahlen ausgeschnitten werden. Beste Zukunftschancen verspricht man sich vom Flächenvorhang, der seit der Neukollektion vor zwei Jahren "50 % Zuwachs" hatte.
Der Flächenvorhang war auch das Messethema von Hinno, Erfinder des Clic-Gleiters, der an jeder beliebigen Stelle der Vorhangschiene eingeklickt werden kann. Jetzt wurde das Clic-Prinzip auf die Paneele von Flächenvorhängen übertragen, die schräg, hintereinander gestaffelt in eine zweiläufige Schiene eingesetzt werden. Gemeinsam mit dem Erfinder und Partner Dr. Walter Janach, freut sich Alfred Heinrich, Inhaber von Hinno über die Innovation, die vom Fachpublikum "begeistert" aufgenommen werde.
Neuigkeiten gibt es auch bei Dachflächenfensterhersteller Velux, der sich jetzt für Co-Branding-Vereinbarungen mit bedeutsamen Herstellern im Sonnenschutzbereich öffnet. Die ersten Lizenzen für Konfektion, Vermarktung und Vertrieb von Produkten mit Velux-Technik erhielten Teba und MHZ. Konkret: Velux stellt die mechanischen Bausätze zur Verfügung, während die Partner die zugehörigen Stoffe liefern, die Endmontage durchführen und die fertigen Sonnenschutzprodukte unter eigenem Namen, mit dem Zusatz "Velux Technology" vertreiben. "Von den Kooperationen profitieren vor allem unsere Kunden", erläutert Michael Pack, Geschäftsführer von Velux Deutschland. So können Endverbraucher künftig alle Glasflächen einer Dachwohnung - Dachfenster und vertikale Fenster - mit den gleichen Stoffen ausstatten. Vorteile durch die Zusammenarbeit ergeben sich zudem für die klassischen Raumausstatter, die über ihre bekannten Sonnenschutz-Lieferanten nun auch Velux-Technology-Produkte beziehen können. Bisher war eine komplette, direkte Außendienstbetreuung dieser Kunden durch Velux schwierig umfassend zu realisieren gewesen.
Nicht auf der Heimtextil anwesend war Systemlieferant Benthin, der jedoch auf der technisch orientierten Rollladen- und Sonnenschutzmesse R + T in Stuttgart ausstellen wird. Ebenso wie die beiden Komponentenhersteller Hunter Douglas und Blöcker.
Preiswerte Dekotechnik boomt
Das Familienunternehmen Diedrichsen, das seine Stilgarnituren unter der Marke Interstil über den Fachgroßhandel vertreibt, konnte seinen Umsatz "im zweistelligen Bereich" steigern. "Der Markt hat ganz klar Umsatzschwächen. Die hochpreisigen Segmente leiden, der mittlere und untere Preisbereich hat zugelegt", analysieren die beiden Inhaber Manfred und Jens Diedrichsen die gegenwärtige Lage. Der Fachhandel müsse immer mehr seine Preise rechtfertigen. "Die Kunden kaufen insgesamt preisbewusster." Doch in Steinhagen lässt man sich als Komplettanbieter von dieser Entwicklung nicht schrecken: "Unser Sortimentskonzept deckt von der Einstiegs- bis zur Hochpreislage alle Stufen ab."
Für das Frühjahr plant Interstil eine Bestseller-Kollektion, die die preiswerten Garnituren aus dem Programm zusammenfasst.
Als Anbieter im hochwertigen Marktsegment musste Art Line eine bittere Pille schlucken: "Luxusartikel braucht man nicht unbedingt, die werden dann einfach zurückgestellt", ist die Erkenntnis von Geschäftsführer Wolfgang Kanbach. "Bis Ende des Frühjahrs hatten wir ein kleines Plus, doch Sommer und Herbst waren nicht sehr erfreulich." Doch in Kerpen krempelt man die Ärmel hoch und blickt nach vorne: "Art Line macht Falten", hieß das Motto einer täglichen Deko-Vorführung auf dem Messestand. Mit Hilfe von Federstahlklammern, -Spangen und -Schlaufen zeigte ein Experte, wie Falten ohne Bänder und lästige Näharbeiten gelegt werden können.
Eine Weisheit von Konrad Adenauer hatte sich Schienenspezialist Möller auf seine Fahnen geschrieben: "Man muss die Dinge so tief sehen, dass sie einfach werden." So stand der Messeauftritt der Mescheder ganz im Zeichen vereinfachter und innovativer Techniken im Bereich Vorhangschienen-Systeme, wie zum Beispiel eine steckbare Flächenvorhang-Technik.
"Das Gesamtunternehmen Möller schloss mit einem kleinen Umsatzminus von 1,5 % ab", konstatierte Vertriebsleiter Thomas Blume, während der Produktbereich Dekotechnik "eine schwarze Null" geschrieben habe. "Rund 30 % Plus" erwirtschaftete man mit Aluminium-Schienen im deutschen und westeuropäischen Markt. Das ging zu Lasten der traditionellen Kunststoff- und Holzschiene, die hier Verluste einfuhr. "Nach wie vor eine große Bedeutung" hat die Kunststoffschiene in Osteuropa, wo Möller eine starke Position beansprucht.
Für Vorhanggarnituren-Hersteller Büsche, der seine Sortimente über den Fachgroßhandel vertreibt, war 2002 "ein normales Jahr". Inhaber Harro Schumann führt den Erfolg seines Unternehmens maßgeblich zurück "auf unser erstklassiges, verkaufsorientiertes Personal" und die neue CD-Rom mit dem kompletten Büsche-Garniturenprogramm als interaktive Verkaufsplattform.
aus
BTH Heimtex 02/03
(Wirtschaft)