Laminat auf der Domotex
Laminat wird zum Laminatparkett
Jetzt bläst Laminat richtig zum Angriff auf Parkett: Mit nochmals verbesserten Druckbildern, authentischer Oberflächenstruktur durch Synchronporen-Pressung, echter oder optischer V-Fase und den neuen Stabformaten sieht es oft echter als das natürliche Vorbild. Hamberger und Kronoflooring gehen sogar so weit, von "Laminatparkett" zu sprechen.
Gute Stimmung, gute Geschäfte - kurzum, eine richtig gute Messe erlebte die Laminatbranche in Hannover. In Halle 8, wo sich bis auf wenige Ausnahmen alles versammelt hatte, was in der Laminatwelt Rang und Namen hat, "brummte" es ohne Unterlass. Tatsächlich dürfte sie eine der meistfrequentierten Hallen während der diesjährigen Domotex gewesen sein. An der starken Präsenz der Laminatanbieter ließ sich ablesen, dass in diesem Jahr keine Konkurrenz durch die "Bau" herrschte. Das wird 2005 wieder anders, dann werden etliche auf Hannover verzichten und stattdessen in München ausstellen. Eindeutig zeichnet sich in der Laminat- und auch Parkettindustrie ein Trend zu einem alternierenden Messerhythmus ab: Ein Jahr Domotex, das andere Bau.
Obgleich die Branche erneut ein Wachstumsjahr hinter sich hat - allein die 21 EPLF-Mitglieder konnten weltweit ihren Absatz um 17% auf 391 Mio. qm erhöhen, der Gesamtmarkt wird inzwischen auf 550 Mio. qm geschätzt - wird mit immer härteren Bandagen - sprich Kampfreisen - um Marktanteile gerungen. EPLF-Präsident Ludger Schindler warnte Hersteller und Handel denn auch nachdrücklich: "Laminat darf nicht zum Ramschprodukt verkommen, das - wie schon geschehen - für unter 4 EUR pro Quadratmeter verkauft wird".
Bei allem Respekt - da liegen wir doch schon längst darunter, auch schon unter der magischen Grenze von 3 EUR. So verlor ein Anbieter einen Großkunden, dem er einen Preis von 2,95 EUR gemacht hatte, an einen Wettbewerber, der ihn gleich um 30 Cent unterbot, sprich mit 2,65 EUR antrat...da kann kein Geld mehr bei übrigbleiben. Besagter Wettbewerber wird übrigens von allen im Markt als erster genannt, wenn man die Frage nach den besonders preisaggressiven Anbietern stellt.
Mit großer Aufmerksamkeit blickt die Branche nach Augustdorf: Wie geht es bei Witex weiter? In Hannover hatte man sich kurzerhand noch einen Stand in Halle 9 organisiert und präsentierte sich dort mit der neugegründeten Witex International Flooring GmbH, die zum 1. Dezember alle Vertriebs- und Marketingaktivitäten der insolventen Witex AG i.L. übernommen hat. "Wir sehen die Messe als Plattform, um wieder Vertrauen aufzubauen", sagten Hermann Pooth und Jörg Freyer, die sich die Geschäftsführung des neuen Unternehmens teilen. Das wurde von den Kunden anscheinend honoriert, denn der Witex-Stand war rege frequentiert.
Zu potenziellen Investoren ließe sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts sagen, gaben sich die beiden zugeknöpft, "die Gespräche sind im Gange, es gibt aber noch nichts Konkretes". Kann das mit an Insolvenzverwalter Wolfgang van Betteray liegen? Wie uns aus erster Hand berichtet wurde, verhielt er sich solventen Interessenten gegenüber nicht besonders aufgeschlossen...aber er hat jetzt ohnehin mehr in Bremerhaven bei der Lloyd-Werft zu tun, wo sein Phaeton häufiger vor der Tür stehen soll, wie in Lokalzeitungen zu lesen war. Im Interesse der Branche ist zu hoffen, dass sich in Augustdorf keine zweite Endlos-Insolvenz wie bei Hornitex anbahnt.
Ein bekanntes Gesicht fehlte übrigens auf dem Witex-Stand: das von Volker Kettler, dem langjährigen Leiter der Anwendungstechnik. Der hat nämlich zum Jahresanfang beim ehemaligen Witex-Partner Pergo angeheuert und übernimmt dort ebenfalls "Führungsaufgaben im technischen Bereich". Sein Abgang in Augustdorf - und eine Nachfolgeregelung - wurden dort nicht nach draußen komunziert; erst auf Anfrage ließ man verlauten, dass Kettlers alte Position nicht neu besetzt und die Aufgaben intern auf einzelne Mitarbeiter verteilt würden.
Stichwort Pergo: Auf der Domotex waren die Schweden wieder nicht vertreten. Sie tummeln sich vorzugsweise in Nordamerika und haben den deutschen Markt, den sie einst aufgetan haben, offenbar komplett abgeschrieben. Auch im übrigen Europa verlieren sie buchstäblich immer weiter an Boden. Nachdem sie sich 2002 mühsam wieder in die schwarzen Zahlen gehievt hatten, ging es 2003 wieder in den Keller: Bei einem von 346 auf 303 Mio. EUR geschrumpften Umsatz wiesen sie einen Verlust von 18,3 Mio. EUR aus. Trotzdem gibt es aktuell einen Interessenten für den Laminatpionier. Über dessen Identität und konkrete Absichten wird jedoch noch Stillschweigen bewahrt. Zunächst würden die "Modalitäten einer eventuellen Übernahme eruiert", heißt es sybillinisch.
Spekuliert und gemunkelt wurde in Hannover über die US-Tochter von Classen. Geschäftsführer Ralf Eisermann bestätigte auf Anfrage, dass es eine "Fülle von Gerüchten zu Classen US" gegeben habe, dementierte aber etwaige Trennungsabsichten. Man stehe zu Classen US und werde dies auch in Zukunft tun. "Der US-Markt ist sehr wichtig für uns, wir wollen ihn daher stark und konsequent weiter entwickeln. Ein Verkauf oder eine Übernahme stehen zur Zeit nicht an."
Und was gab es auf Produktseite Neues auf der Domotex? Auffällig ist ganz klar, dass Laminat dem natürlichen Vorbild immer näher kommt, es teilweise optisch sogar schon überholt hat - sprich echter aussieht als das Original. Nicht umsonst propagieren Hamberger und Kronoflooring die Bezeichnung Laminatparkett. Wir sind gespannt, wie die Parkettbranche darauf reagiert, die bislang immer hochsensibel auf vermeintlichen "Missbrauch" der Bezeichnung Parkett reagiert hat. Brisanz gewinnt das Thema dadurch, dass Hamberger eben nicht nur Laminat anbietet, sondern zugleich in Deutschland Marktführer bei Parkett ist. Tatsache ist auf jeden Fall, dass Laminat in der Optik noch einmal einen großen Fortschritt gemacht hat. Dafür verantwortlich sind verschiedene Faktoren:
- nochmals verbesserte Druckbilder
- authentische Oberflächenstrukturen durch Synchronporen-Pressung - im Tapetenbereich heißt es Registerprägung und bedeutet nichts anderes, als dass der Prägeeffekt genau dem Dekor entspricht und es so besonders realistisch erscheinen lässt - das verteuert allerdings die Herstellung, weil immer nur ein Pressblech für ein Dekor passt
- optische oder echte V-Fase, die zum Teil inzwischen auch bei Parkett angeboten wird - das Original kopiert also die Imitation...
- neue Formate wie Schmaldielen oder Stab, mit denen klassische Parkettmuster wie Verband oder Fischgrät verlegt werden können.
Ein weiteres aktuelles Thema sind Zusatznutzen; nach der antibakteriellen Ausrüstung, die sich allerdings nicht auf breiter Front im Markt durchsetzen konnte, kommt jetzt der antistatische Laminatboden (von Kaindl, Kronoflooring und Witex).
aus
BTH Heimtex 02/04
(Wirtschaft)