Ordertage Dortmund: Über 4.000 Besucher

"Die Branche braucht einen Herbsttermin"

Kleiner, reduzierter, bezahlbarer: Unter dieser Prämisse hatte die Messe Dortmund die Ordertage Inneneinrichtung gestartet - als Ersatz für die Regionalmesse Raumausstattung Dortmund, die vor zwei Jahren mangels Besuchern und Ausstellern einging. Das neue Konzept kam an: Mit 89 Ausstellern - vornehmlich aus dem Stoffbereich - und über 4.000 Besuchern war die Resonanz stärker als erwartet, die Zukunft der Veranstaltung scheint gesichert.

"Die Branche braucht einen Herbsttermin" - diese Feststellung eines Ausstellers der Ordertage Inneneinrichtung sagt etwas über den Verlauf und auch über die Chancen der neu konzipierten Veranstaltung aus, mit der die Messe Dortmund an die frühere Raumausstattung Dortmund anknüpfen will. Die einst so starke Regionalmesse war nach längerem Dahinsiechen vor zwei Jahren eingegangen, wie so viele andere Regionalmessen zuvor.

Sowohl die Organisatoren wie auch einige der langjährigen Teilnehmer der Raumausstatter waren sich aber einig, dass nach dem Exitus der Raumaustattung ein Forum speziell für die Stoff-Branche fehlte, die im Herbst ihre neuen Kollektionen vorstellt. Gemeinsame Überlegungen führten schließlich zu einem neuen Veranstaltungskonzept, drastisch abgespeckt, auf reduzierter Fläche nur in der Halle 4 der Westfalenhallen, mit kleinen, bezahlbaren Ständen, ohne teures Rahmenprogramm und vor allem auch mit günstigen Eintrittspreisen für die Besucher.

Die Unkenrufe im Vorfeld waren zahlreich und laut, aber die Skeptiker - von denen übrigens einige in Dortmund durch die Halle promenierten - wurden eines Besseren belehrt: Trotz Branchenflaute, trotz Fußball-Derby Dortmund gegen Bayern München fanden sich gut 4.100 Besucher zu der Premiere der Ordertage, informierten sich bei den 89 Ausstellern und orderten auch. Für Messe-Geschäftsführer Stefan Baumann ist das mehr als ein Achtungs-Erfolg: "Der Neuanfang ist geschafft", äußerte er sich zufrieden gegenüber BTH Heimtex und verwies darauf, dass die Besucherzahl die Erwartungen übertroffen hätten.

Auffällig: Bei den Ausstellern lag der Schwerpunkt ganz klar auf dem Bereich Fensterdekoration einschließlich Zubehör und Sonennschutz, dazu kamen noch einige Anbieter von Teppichen, Werkzeug und Verkaufshilfen. Andere Segmente wie Bodenbeläge waren zwar auch angesprochen worden, doch kam von dort keinerlei Resonanz.

Namhafte Textiler wie Ado, Unland, Saum & Viebahn, Porschen, Wölfel, Horn, Indes, Fugerhaus und Eckardt wollten in Dortmund Flagge zeigen und ein positives Zeichen für die gebeutelte Gardinen- und Dekobranche setzen. "Diese Ordertage sind ein richtiges und wichtiges Signal",konstatierte Porschen-Verkaufsleiter Sascha Dempwolff, zusammen mit Claus Wölfel einer der Initiatoren der Veranstaltung. "Die Branche braucht solche Foren und anstatt gar nicht auszustellen, sollte man lieber auf kleinere Veranstaltungen ausweichen. Nicht die Größe der Stände ist ausschlaggebend, sondern die Qualität und die richtige Mischung der Aussteller." Für ihn ist das Konzept in Dortmund aufgegangen: "Wir haben Neukunden gewonnen, qualitativ gute Gespräche geführt und auch verkauft. Die Stimmung war positiv und wir erwarten trotz der schwierigen Branchensituation ein gutes Nachmesse-Geschäft".

Claus Wölfel lobte die angenehme, familiäre Atmosphäre in einem überschaubaren Kreis, der Kontaktpflege und Kontaktanbahnung fördere. Er ist von der Daseinsberechtigung der Ordertage überzeugt: "Ohne Dortmund hat uns ein zentraler Termin für Deutschland und speziell für den Nordwesten gefehlt. Hier können wir auf einen Schlag mehr Kunden treffen, als unser Außendienst besuchen kann."

Zustimmung zu den Ordertagen äußerten auch Indes/Fuggerhaus-Geschäftsführer Georg Hünnemeyer, der sowohl die Frequenz als auch die Qualität der Besucher lobte und Coratex-Geschäftsführer Peter Schroeder: " Vom Ergebnis her war die Messe gut, viele unserer Partner waren da und haben mit uns gute Gespräche geführt. Und wir hatten auch diverse Neukontakte."

Dabei blieb es nicht allein bei den Kontakten; es wurde auch geordert, was mancher als erstes Anzeichen für eine allmähliche Erholung wertete. "Die Besucher ließen einen gewissen Optimismus im Hinblick auf das Herbstgeschäft spüren", hat Hendrik Unland beobachtet.

Der stärkste Messetag war übrigens der Sonntag.

Für den Innungsverband Raum und Ausstattung Westfalen-Lippe als fachlichem Träger der Messe steht fest: "Der Neuanfang hat sich gelohnt." Landesinnungsmeister Klaus Flake: "Viele Aussteller wollen im kommenden Jahr nicht nur wieder kommen, sondern auch ihre Standfläche vergrößern." Bereits für 2005 angemeldet haben sich etwa Wölfel und Porschen, Unland und Gerster signalisierten ebenfalls Interesse. Flake ist guter Hoffnung, dass die Messe in den kommenden Jahren wächst."Das hängt aber insgesamt von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab."

Sonnenschutz auf den Ordertagen in Dortmund

Die Sonnenschutz-Hersteller versammelten sich auf den Ordertagen in Dortmund in kleiner, vertrauter Runde. MHZ, Teba, Kadeco und Möller rückten im vorderen, linken Teil von Halle 4 eng zusammen. Eine Ausnahme bildete der Messestand von Heinrich Büscher, der aufgrund seiner Höhe und aufwändigen Gestaltung alle anderen Ausstellungsstände in der Halle bei weitem überragte und demzufolge die Blicke der Fachbesucher magisch anzog. Das wurde freilich von Teilnehmern, die sich am Messekonzept orientiert hatten und mit "abgespeckten" Ständen angerückt waren, nicht so gerne gesehen. Denn im Vorfeld der Ordertage hatten die Veranstalter die Devise ausgegeben, "kleine, bezahlbare Stände" würden den augenblicklichen Bedürfnisse der vertretenen Branche am besten gerecht werden.

In Gesprächen mit Ausstellern war auch die vormalige Fachmesse Raumausstattung ein Thema, an die sich mancher wehmütig erinnerte. So zum Beispiel der ostwestfälische Sonnenschutz-Anbieter Kadeco, der seit Firmengründung jedes Mal mit von der Partie war und die Absage im letzten Jahr "nicht verstehen" konnte. Geschäftsführer Walfried Kattelmann: "Wir haben der Raumausstatter-Messe in Dortmund immer eine große Bedeutung beigemessen und wollen nun eindeutig Flagge zeigen. Es ist ein zaghafter Versuch, an alte Zeiten anzuknüpfen und wir hoffen, dass es gelingen wird." Der Vorteil der Ordertage sei die "räumliche Nähe zum Firmensitz von Kadeco" sowie die "hohe Kundendichte" im Einzugsgebiet der Regional-Fachmesse. Der Hersteller aus Espelkamp zeigte als Messeneuheit ein vielseitiges Insektenschutz-Programm.

Auch für MHZ gehört die Anwesenheit auf den Ordertagen zum Pflichtprogramm. Verkaufsleiter Henrik Bork "unterstützt Regionalmessen stark, weil man wertvolle Gespräche mit den Kunden führen kann". Fachbesucher würden rund eine Stunde Anfahrtsweg zu den Dortmunder Westfalenhallen auf sich nehmen, meint Bork und zieht den Radius von der Rhein-Main-Region, dem Ruhrgebiet bis nach Bremerhaven und Hamburg. Als Neuheit legte MHZ eine Mix-Kollektion mit typischem Raumausstatter-Zubehör vor, wie zum Beispiel Gardinenbänder, Schienen und Deko-Accessoires.

Über einen "schönen Zulauf" sowie gute und viele Kundenkontakte" freut sich Astrid Unger, zuständig für PR und Kommunikation bei Teba, fügt aber hinzu, dass der Duisburger Sonnenschutz-Hersteller einen "zweijährigen Turnus" bevorzugen würde. Wenn ein Jahr Pause zwischen den Ordertagen läge, hätten die Fachhändler wieder mehr Interesse, die Messe zu besuchen, glaubt man bei Teba. Im Mittelpunkt der Teba-Neuheiten stand ein komplett überarbeitetes Vorhangschienen-Programm sowie eine eigene Dekostoff-Kollektion für Raffrollos.

Mit einem kleinen Informationsstand war Vorhangschienen-Hersteller Möller in Dortmund präsent, der künftig "vermehrt an Fach- und Hausmessen teilnehmen möchte". Messethema waren das aktuelle Trägersystem sowie die neue Raff- und Flächenvorhangtechnik. Verkaufsleiter Thomas Blume sucht den Kontakt der Fachbesucher: "Unser Partner ist der Großhandel. Wir freuen uns aber über jedes Gespräch mit dem Raumausstatter, dem wir im direkten Dialog viel erfolgreicher technische Details vermitteln können. Er ist der Entscheider, der die Technik haben möchte oder nicht."

Eine besonders positive Bilanz zieht Sonnenschutz-Anbieter Büscher aus Bielefeld, für den die Markteinführung des brandneuen Sonnenschutz-Produktes Luciel "ausgesprochen erfolgreich" verlief. Luciel ist eine neuartiger Sonnenschutz-Behang von Hunter Douglas, der so flexibel verstellbar ist wie eine Jalousie, so funktional wie ein Rollo und so wohnlich wie ein hochwertiger Vorhang. Mit seiner Neuschöpfung will der niederländische Systemlieferant nicht nur eine neue Marke, sondern eine völlig neue Produktkategorie etablieren. "Büscher als VIS-Mitglied hat für uns den Testmarkt für die neue Produktgruppe Luciel eröffnet", erklärt Friedrich Petrat, Geschäftsführer von Hunter Douglas Components in Kassel. Das Verkaufsförderungspaket mit rund 500 Musteranlagen Luciel sei bereits über 200 mal an Interessenten verkauft worden. Nach dem Testmarkt könne Luciel auf breiter Basis durch die Mitglieder des Verbands innenliegender Sonnenschutz (VIS) im Markt angeboten werden. Dies ist auch der Status Quo bei Büscher. "Wir wollen, dass möglichst viele Konfektionäre Luciel in den Markt bringen", versichert Imke Röwer, Prokuristin bei Büscher. "Einer alleine kann keine Marktdurchdringung zum Fachhandel und Endverbraucher schaffen."

Am Vorabend der Ordertage hatte es Irritationen gegeben, als Hunter Douglas alle VIS-Mitglieder und die Fachpresse einlud, um die Novität Luciel vorzustellen. Als bekannt wurde, dass ausschließlich dem VIS-Mitglied Büscher die Möglichkeit eingeräumt wurde, den Testmarkt für Luciel auf den Ordertagen zu eröffnen, war so mancher im VIS organisierte Konfektionär der Veranstaltung ferngeblieben.

Für das auslaufende sowie das kommende Geschäftsjahr 2004/2005 zeigen sich die Mitglieder des Verbands innenliegender Sicht- und Sonnenschutz "vorsichtig optimistisch". Erhard Klaus Müller bekundete als Sprecher des VIS, insgesamt erwarte die Branche einen "erfreulichen Umsatzverlauf". Bei "400 bis 500 Mio. Euro Umsatz im Verkauf" sei das 1. Halbjahr 2004 positiv verlaufen. Auch 2005 erwarte man "keine Absatzprobleme".
aus BTH Heimtex 10/04 (Wirtschaft)