Design Surround für die komplette Einrichtung
Neue Kooperation stellt sich im Nobilia-Messezentrum vor
Die Möbelhersteller klagen über die konjunkturelle Flaute ebenso wie der Möbelfachhandel. Nicht viel besser oder eher noch schlechter sieht die Situation in der Branche der abgepassten handgefertigten Teppiche aus. Auch die Bodenbelagsbranche und der Bereich der Heimtextilien haben schon bessere Zeiten gesehen.
Aus vielen kranken Sparten der Inneneinrichtung, wenn sie sich zusammen tun, wird noch lange keine neue kraftstrotzende Branche, doch gemeinsam lassen sich die Probleme zumindest doch leichter lösen, zumal wenn eine überzeugende Idee, eine klare Konzeption dahinter steht.
Die Idee, die jetzt im Messezentrum des renommierten Möbelherstellers Nobilia in Verl vorgestellt wurde und dort auch noch bis in den Mai hinein präsentiert wird, ist nicht unbedingt neu: Es werden komplette Einrichtungsvorschläge, angefangen vom Mobiliar für Esszimmer, Wohnzimmer und Garderobe über Bodenbeläge - hier vorzugsweise Parkett - und abgepasste Teppiche - hier ausschließlich handgefertigte Stücke - bis hin zu Gardinen und Dekos, die in Kürze in das Programm aufgenommen werden sowie Lampen, Leuchten und Wohnaccessoires - hier vor allem moderne Bilder - vorgestellt. Einzelne Möbel- und Einrichtungshäuser versuchen sich mit dieser Konzeption ebenso wie Einkaufs- und Marketingverbände, wie zum Beispiel Musterring.
Doch bei Design Surround, so der Name der Kooperation, die in Verl ihre ersten und erfolgreiche Gehversuche unternimmt, ist alles etwas anders. In Design Surround haben sich bislang 13 unabhängige und zum Teil sogar konkurrierende Unternehmen aus verschiedenen Sparten der Einrichtungsbranche zusammen gefunden und einen Beirat gegründet, in dem neben den kooperierenden Herstellern auch der Einzelhandel und vor allem auch Verbraucher vertreten sind. Ziel von Herstellern und Einzelhandel gleichermaßen müsse es sein, so Peter Kern, der mit seiner Design-Firma der 14. im Bunde ist und alle Aktivitäten koordiniert, den Verbraucher im Auge zu behalten, seine Wünsche zu erkennen und sie zu realisieren.
"Wir", so betont Kern, "wollen im Gegensatz zu den Verbraucherzeitschriften, die Traumfabriken in der Einrichtung vorstellen, die sich kein normal Sterblicher leisten kann, eine Traumerfüllungsfabrik sein, deren Ideen sich in jedem Wohn- oder Esszimmer wieder finden können. Guter Geschmack muss nicht teuer sein." Verbraucher sind nach Meinung der Akteure in Design Surround heute ebenso überfordert, wenn sie sich aus der Fülle der Einzelmöbel in einem Möbel- oder Einrichtungshaus eine Einrichtung zusammen stellen wollen, wie die Einkäufer und Dekorateure in den Einzelhandelsgeschäften, die aus der Fülle der Angebote ihrer Lieferanten komplexe Wohnideen zu vermitteln versuchen.
Deshalb entwickelte Peter Kern, zum Teil nach eigenen Entwürfen, zum Teil in enger Zusammenarbeit mit den Hausdesignern der Partnerfirmen, eine ganze spezielle und exklusive Design Surround-Kollektion, in der praktisch alle Teile miteinander kombinierbar sind. Es gab dabei keine revolutionären gestalterischen Details, sondern es entstanden Raumgefühle, bei denen alles ineinander übergreift. Design Surround wendet sich an eine breite Zielgruppe, die modern und aufgeschlossen ist, aber nicht unbedingt modische Extravaganzen braucht, eine Zielgruppe, die sich in ihren eigenen vier Wänden wohl fühlen will, ohne gleich ein Vermögen für die Einrichtung ausgeben zu müssen.
Für den textilen Teil am Boden der Design Surround-Idee ist die Talis Vertriebs GmbH aus dem fränkischen Schabelwaid zuständig, die ein ähnliches, aber auf einer anderen Ebene angesiedeltes Konzept zusammen mit dem Einkaufs- und Marketingverband Musterring realisiert und auf dem hohen Musterring-Level und mit dem Markennamen Musterring im Rücken durchaus Erfolge verbuchen kann.
Im Bereich der handgefertigten Teppiche für Design Surround geht es wesentlich konsumiger zu. Aber auch hier hat Martin Graebener, Geschäftsführer von Talis, eine Exklusiv-Kollektion zusammen mit Peter Kern entwickelt, der besonders darauf achtete, dass die Farbabstimmung zu den Möbeln bis in die feinsten Nuancen hinein harmonisch wirken. Talis bringt exklusiv für Design Surround Knüpfware aus Nepal, Handtuft-Teppiche sowie Handweb-Artikel in flacher Ausführung und als gemäßigte Langflor-Ware. Graebener kann sich durchaus vorstellen, dass das Design Surround-Konzept nicht nur für Möbel- und Einrichtungshäuser, sondern auch für größere Teppichfachgeschäfte interessant sein könnte. Der Teppich als Einzelstück hat es im Verkauf nach seinen Worten heute ebenso schwer wie einzelne Möbel, da beiden das passende Umfeld in der Präsentation fehlt.
Die Design Surround-Idee soll jetzt bundesweit im Einzelhandel etabliert werden. Die Erstvorstellung im Nobilia-Messezentrum zeigte eine lebhafte Resonanz. Alle wichtigen Einkaufsverbände der Möbel und Einrichtungsbranche waren in der zweiten Februar-Hälfte ebenso nach Verl gekommen wie die großen Einrichtungs-Filialisten.
Design Surround will Markt durchdringend, aber nicht Markt überschwemmend im Einzelhandel vertreten sein. Dies dürfte gelingen, da jeder einzelne Vertrieb der 13 beteiligten Hersteller-Firmen gezielt seinen Kunden das Konzept anbieten wird. Dabei muss nicht jeder Einzelhändler die gesamte Kollektion übernehmen, sondern kann nach Größen gestaffelte Bausteine, von denen jeder wiederum ein in sich geschlossenes Konzept wieder gibt, in seine n Räumen präsentieren. Dabei muss dann allerdings wiederum die komplette Ausstattung eines Bausteins gezeigt werden, während sich der Verbraucher seinerseits auch nur für einzelne Komponenten entscheiden kann.
aus
Heimtex Orient 01/03
(Marketing)