Wotex Frühjahrstagung 2005
Vorsprung durch Mehrwert
Die Einzelhandels-Kooperation Wotex Intercolor betreut bundesweit über 250 Facheinzelhändler und Objekteure und arbeitet mit über 250 Industriepartnern zusammen. Auf der zweitägigen Frühjahrstagung im März 2005 brachte der Verband Mitglieder und Hersteller zusammen. Im Rahmen einer Messe wurden Neuheiten aus den Bereichen Bodenbeläge, Heimtextilien und Farbe gezeigt; eine Vortragsreihe lieferte Informationen und Orientierungshilfen für den Einzelhandel.
Optimale Einkaufskonditionen durch Umsatzbündelung und Vereinbarungen mit der Industrie" bietet die Wotex Intercolor nach eigener Aussage ihren Mitgliedern. Nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" rücken hier mittelständische Einzelhandelsunternehmen zusammen und bündeln ihre Kräfte; in den letzten Jahren konnte der Verband einen deutlichen Mitgliederzuwachs verbuchen (2004: 27 Neuzugänge). Und da die Zeiten nach wie vor nicht rosig sind für die kleinen Facheinzelhändler, widmete Wotex Intercolor seine Frühjahrstagung im März 2005 der Frage, wie sich dieser Händler vor Ort durch profilieren kann - insbesondere den Discountern gegenüber.
Nach einer Begrüßung durch Wotex-Geschäftsführer Karl-Heinz Deckmann wurde die Vortragsreihe zu den Themen Produkte, Service und Unternehmenskonzept eingeläutet. Zweiter Tagungsschwerpunkt war die Vorstellung der neuen Wotex-Kollektionen und Kernsortimente; darüber hinaus wurden Aktionskreise gegründet. Kontakt zu den Herstellern konnten die Mitglieder auf der Begleitmesse aufnehmen, in deren Rahmen zahlreiche Wotex-Industriepartner ihre Produkte vorstellten.
Der moderne Fachhandel - Qualität, Service und Innovation vor Ort
"Der moderne Fachhandel als Marke" - unter diesem Motto wandte sich Diplom-Kaufmann Peter Schäfer vom ZGV an seine Zuhörer aus eben jenem Segment. Dabei ist eines klar: Die Zeiten sind nicht rosig für den Mittelständler, immer noch nicht. Gibt es trotzdem eine Erfolgsformel? Nicht im eigentlichen Sinne. Stattdessen legt Schäfer seinen Zuhörern eines nahe: "Die Besinnung auf die eigenen Stärken ist der einzige Weg." Der weitere Ausleseprozess unter den Händlern werde nicht durch "Groß gegen Klein", sondern durch "Gut gegen Schlecht" bestimmt. Die vier entscheidenden Faktoren laut Schäfer:
1. Kundennutzen (Kundenbeziehung und -pflege, Mission mit Vision)
2. Unternehmertum (Kunden- und Marktnähe, Mitarbeiter, Führungspersönlichkeit und Nachfolgeregelung)
3. Prozess-Effizienz (Effektivität der betrieblichen Kernprozesse, EDV, Allianzen)
4. Aggressivität (Ehrgeiz, positiver Stress und rigorose Konkurrenzorientierung)
Alles in allem gilt zu beachten: Die Bedeutung der Marke steigt weiter an, und auch der Händler kann sich als Marke etablieren - durch Qualität in Verbindung mit Preis und Individualität, durch Service und Innovation. Nicht zuletzt muss das Gesamtbild stimmen: Es nützt das beste Angebot nicht viel, wenn Schaufensterdekoration oder Außenfläche nicht passen.
Der Fachhandel aus Sicht der Industrie
Chancen für den Facheinzelhandel - dieses Thema wurde auch aus Sicht der Industrie beleuchtet, unter anderem von den drei Branchengrößen Tarkett, Krautol und Marburg. Die Prognose: Durch steigende Aufwendungen für private Gesundheits- und Altersvorsorge sinkt die Kaufkraft; Filialisten und Fachmärkte gewinnen zu Lasten des klassischen Einzelhandels. Die Chance: Langfristig werden sich viele Konsumenten doch Qualität wünschen, so dass sich Kampagnen, die mit geilem Geiz werben, langsam leer laufen. Größter Hoffnungsträger: Die Altersgruppe der Vierziger und Fünfziger, die einen wachsenden Anteil der Bevölkerung stellen (2030 wird etwa die Hälfte aller Bundesbürger über 50 Jahre alt sein); als "Best Agers" wird diese Zielgruppe bezeichnet. Die "Menschen in den besten Jahren" sind aktiv, konsumfreudig, flexibel, haben hohe Ansprüche ... und dazu das meiste Geld.
"Wer es in der Tapetenbranche als Facheinzelhändler mit aggressiven Preisen versucht, hat schon verloren", heißt es beispielsweise bei Marburg. "Das könnten die Discounter und Filialisten besser." Stattdessen sollte sich das mittelständische Unternehmen nach seinen ganz individuellen Stärken fragen und diese noch weiter ausbauen, denn: Der Facheinzelhandel hat im oberen Segment durchaus seine Daseinsberechtigung, wenn er sich nur klar und konsequent positioniert. Und dieses Prinzip gilt nicht bloß für Tapeten und Wandbeläge.
Store-Check: Ist Ihr Unternehmen fit für die Zukunft?
Das Auto muss alle zwei Jahre zum TÜV, aber wer sagt eigentlich dem Ladengeschäft, ob es noch kundentauglich ist? Peter Schäfer und Diplom-Betriebswirt Jan Deckmann stellten auf der Wotex-Tagung den "Store-Check" vor: In Zusammenarbeit mit anderen Verbänden bietet die Wotex ihren Mitgliedern die Möglichkeit, das eigene Geschäft von speziell geschulten Heimtextilien-Experten überprüfen zu lassen. Dabei wird nach einheitlichen Qualitätskriterien "durchgecheckt", wie das betreffende Fachgeschäft auf den potenziellen Kunden wirkt. Die Ergebnisse spricht der Prüfer dann mit dem Fachhändler durch; abschließend werden Vorschläge zur Verbesserung des Marktauftritts erarbeitet. Kostenfaktor für Wotex-Mitglieder: 90 bis 150 EUR; Wohndecormitglieder erhalten die Leistung gratis.
Mehrwert durch besondere Produkte
Weg vom Preismarketing! Hin zum Mehrwert! Diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch die Tagung. Bloß - wie? Gerade jetzt, da sich die Konsumkraft der Deutschen verstärkt in Richtung Reisen, Mobiltelefone und die Geldanlage verlagert, gilt es, mit ganz besonderen Produkten und Leistungen Kaufanreize zu schaffen - und zwar sollte man dabei Angebotsformen wählen, die die Discounter so schnell und leicht nicht kopieren können. In seinem Vortrag über die Möglichkeit, durch innovative Produkte Nischen für sich zu beanspruchen, zeigte Jan Deckmann Beispiele auf: das TÜV-Siegel für Beratung und Service im Bereich Teppichboden etwa. Bei den Dekostoffen wiederum bieten die neuen Funktionstextilien spürbaren Mehrwert (Luftreinigung, Elektrosmogabschirmung oder Insektenschutz durch Lemongrasöl).
Dass auch Wotex Intercolor den Mitgliedern Mehrwert bietet, wollte der Verband ebenfalls auf der Frühjahrstagung unter Beweis stellen. Einige Beispiele:
die günstigen Einkaufskonditionen, Eigenmarken, Erfa- Arbeit, Marktbeobachtungen, Reisegutscheine und Möglichkeiten zum Ratenkauf.
aus
BTH Heimtex 05/05
(Wirtschaft)