Kährs Parkett Deutschland GmbH & Co. KG
Wirbel nach Öko-Test zu Fertigparkett: Decklagen zu dünn, Ausgasungen zu hoch
Die Höhns ÖkoLine Plus Landhausdiele trägt das vom Eco-Umweltinstitut Köln vergebene Label "baubiologisch empfohlen"; der Schiffsboden Buche Pik des schwedischen Herstellers Berg & Berg ist mit dem IBR-Label des Instituts für Baubiologie in Rosenheim ausgestattet. Beide Institute prüfen normentsprechend. Aber: Beide Produkte fielen im Test der Zeitschrift Öko-Test durch: Note mangelhaft bzw. ungenügend.
Konsumentenzeitschriften wie Öko-Test 1/2003 können ins Marktgeschehen eingreifen. Die Veröffentlichung des Fertigparkett-Tests löste zu Jahresbeginn heftigen Wirbel aus. Fragen drängen sich auf: Sind die Prüfansätze von Öko-Test übertrieben? Oder sind die Prüfungen nach geltender Norm zu "weich"? Überhaupt: Wie sauber wird geprüft, wie sorgfältig wird recherchiert?
Firmen, die eine positive Öko-Test-Bewertung erhalten, nutzen ihre Beurteilung zu Werbezwecken. Zug-Parkett ("Breisgauer Fertigparkett" in Buche naturgeölt) wurde die Note "sehr gut" zuerkannt. Die gleiche Note erhielten der österreichische Hersteller Bergland Parkett (Natur-Schiffsboden, Buche gedämpft) und - was dem Holzfachhandel zu denken geben müsste - das Baumarkt-Produkt Sanforst Dreischicht-Massiv-Dielen aus Buche bei OBI.
Auch mit "gut" bewertete Produkte dürften noch profitieren: Adler Fertigparkett (Adler Landhausdiele 45 Ideal, Classic geölt), Bahr Bau- und Heimwerkermärkte (Bahr Schiffsboden Fertigparkett Buche geölt), Finnforest (Schiffsboden Fertigparkett, Buche natur geölt), Kährs (Woodloc Parkett, Buche Stockholm), Meister (Schiffsboden Tritec Natura, Buche Optima), Steirer Parkett (Landhausdiele rustikal, Buche gedämpft) und Tilo (Schiffsboden Fix Classic Vital, Buche gedämpft).
Weitere sieben Produkte verfehlten die Test-Anforderungen, darunter Tarkett (Bravo Original, Buche geölt) und Haro (Geburtstags-Parkett, Schiffsboden Family, Buche gedämpft).
Mit zweierlei Maß?
Berg & Berg sowie Höhns legten bereits wenige Stunden nach Erscheinen der Zeitschrift Öko-Test 1/2003 Stellungnahmen vor. Beide beziehen sich u.a. auf Prüfungen, die sie vom Eco-Umweltinstitut Köln nach deren Methoden vornehmen ließen und die zu beanstandungsfreien Ergebnissen führten.
Dem Produkt von Berg & Berg werden von Öko-Test eine von der Herstellerangabe abweichende Nutzschichtdicke (3,6 statt 4 mm), eine relativ hohe Formaldehydemission sowie sehr hohe VOC-Emission und Delta-3-Caren-Emission angelastet. Das Unternehmen hält entgegen: Prüfungen in den Jahren 1997,1998 und 1999 durch das Eco Umweltinstitut ergaben Emissionen "im nicht messbaren Bereich oder im als unbedenklich eingestuften Toleranzbereich". Hinsichtlich Delta-3-Caren macht Berg & Berg geltend, dass dieses Terpen ein natürlicher Bestandteil von Baumharzen ist. Für die Emission sei wahrscheinlich die Mittellage aus nordischer Kiefer verantwortlich. Dasselbe gelte für die (natürliche) Formaldehyd- und VOC-Emissionen. Hinsichtlich der bemängelten Deckschichtstärke hat Berg & Berg die Angaben von bisher 4 mm im technischen Datenblatt sowie auf der Internet-Homepage in 3,6 mm geändert.
Schärfer reagierte Höhns. Gerade Ende Dezember seien vom renommierten Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung die Ergebnisse vorgelegt worden, die Höhns berechtigen, das Umweltzeichen RAL-UZ 38, Absatz 3.2.1. a) zu erlangen. Dazu sei es u.a. erforderlich, einen Formaldehydwert von 0,05 ppm nicht zu überschreiten. Höhns habe mit einem Wert von 0,03 ppm - gemessen nach VDI-Richtlinie 3484 Blatt 2 - hervorragend abgeschnitten. Ferner wurde Höhns 12/2001 mit einer Gültigkeitsdauer bis 1/2003 bescheinigt, dass alle Emissionsuntersuchungen auf Formaldehyd und VOC "die geforderten Kriterien des Eco-Umweltinstituts" erfüllen.
Entscheidender Unterschied zwischen den Prüfmethoden: Die Schadstoffprüfung des Eco-Umweltinstituts gemäß der offiziellen Prüfnorm erfolgt 28 Tage nach dem Entfernen aus der Verpackung, bei Öko-Test aber bereits nach drei Tagen. Begründung der Öko-Tester: "Aus Sicht der Verbraucher ist es unerheblich, dass nach Wochen der meiste Formaldehyd aus dem Parkett ausgedünstet ist, wenn sie ein paar Tage nach dem Verlegen mit einer hohen Menge konfrontiert werden".
Weiterer Unterschied: Das Eco-Umweltinstitut prüfte die Ausgasungen normgemäß bei zwei offenen Parkett-Seiten, Öko-Test bei vier offenen Seiten. Denn: "Es ist einfach nicht praxisgerecht, davon auszugehen, dass ein Parkettboden keinerlei Fugen auf der Fläche zeigt, wie die Prüfnorm unterstellt".
Hinsichtlich der Nutzschicht-Dicken monierte Öko-Test, dass etliche Abweichungen über das Maß von 0,2 mm hinausgingen, das von der DIN 280 toleriert wird. Eine der angeblich 4 mm dicken Decklagen war tatsächlich nur 3,1 mm stark. Relativ häufig wurden Abweichungen im Bereich von 0,2 - 0,4 mm ermittelt. Das bedeutet real: Eingeschränkte Renovierfähigkeit des Fertigparketts.
aus
Parkett Magazin 01/03
(Sortiment)