Mohawk Industries, Inc.
Mohawk (USA) kauft Laminathersteller Unilin für 2,2 Milliarden EUR
Der US-Konzern Mohawk hat das Rennen um Laminathersteller Unilin gemacht: Anfang Juli gaben die Amerikaner die Übernahme der Belgier bekannt. Sie ließen sich den Einstieg in die eigenen Laminatproduktion 2,2 Mrd. EUR bzw. 2,6 Mrd. USD kosten, einschließlich flüssiger Mittel in Höhe von 28 Mio. EUR bzw. 33 Mio. USD.
Neben Mohawk hatten auch Shaw, schärfster Wettbewerber der neuen Unilin-Mutter und Investmentgesellschaften Interesse an dem prosperierenden Laminatproduzenten gezeigt. Sowohl der Board of Directors von Mohawk als auch die rund 200 Anteilseigner von Unilin haben der Transaktion einstimmig zugestimmt. Nach der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden soll die Übernahme voraussichtlich im vierten Quartal 2005 abgeschlossen sein. Als CEO von Unilin wirkt das bisherige Vorstandsmitglied Frans de Cock, der auch in den Aufsichtsrat von Mohawk berufen werden soll.
Unilin kam 2004 mit 2.300 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 867 Mio. EUR und hat dabei eine EBITDA-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von stolzen 29% erwirtschaftet. Etwa 5% des Erlöses sollen auf Lizenz-einnahmen aus dem patentierten Uniclic-System entfallen.
Der börsennotierte Mohawk-Konzern hat mittlerweile Konkurrent Shaw überholt und ist mit einem Umsatz von 5,9 Mrd. USD im Jahr 2004 (+18%) in den heimischen USA die Nr. 1 der Bodenbelagswelt. Das operative Ergebnis wuchs ähnlich dynamisch um 17% auf 635,6 Mio. USD, das Netto-Ergebnis lag gar mit 368,6 Mio. USD um 19% über Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2005 stieg der Umsatz auf 3,1 Mrd. USD, das operative Ergebnis nahm um 5,6% auf 284,1 Mio. USD zu.
Mohawk setzt mit der Akquisition seinen beispiellosen Expansionskurs der letzten Jahre fort. Mit internem Wachstum und 18 Zukäufen zwischen 1992 und 2005 haben die Amerikaner in den letzten sechs Jahren ihren Umsatz fast verdoppelt. CEO Jeffrey Lorberbaum treibt das ursprünglich rein auf Textilbeläge ausgerichtete Unternehmen mit Macht voran: Erst im März 2002 wurde der Fliesenproduzent Dal-Tile erworben, womit Mohawk zum größten Anbieter von keramischen Belägen in den USA aufstieg, in den Jahren 2003 und 2004 wurden zwei Anbieter von Steinbelägen in die Gruppe eingegliedert.
Jetzt hat der 50jährige Lorbeerbaum, der laut Forbes-Liste zu den 444 bestbezahlen Managern in den USA zählt, die Laminatbranche - und auch Europa - ins Visier genommen.
Mohawk vermarktet bereits seit mehreren Jahren Laminatboden aus europäischer Fertigung auf dem nordamerikanischen Markt, hatte aber seit 2003 mit zunehmender Intensität die Möglichkeiten für einen Einstieg in die eigene Produktion geprüft - und hat mit Unilin jetzt laut Lorbeerbaum den optimalen Kandidaten gefunden.
"Mit Unilin erhält Mohawk genaue Kenntnis des europäischen Bodenbelagmarktes und einmalige Vertriebsmöglichkeiten über den hochqualifizierten Fachhandel." Und nicht nur das: "Darüber hinaus wächst Unilins Marktanteil in den USA und das Unternehmen schließt gerade den Ausbau seines neuen Werkes in North Carolina ab, mit dem es der einzige vertikal integrierte Laminatproduzent in den USA ist.
Laminatbeläge haben in den letzten zehn Jahren in Europa ein außergewöhnliches Wachstum und einen steigenden Marktanteil erlebt. Und der amerikanische Markt, der sich 2004 auf 1,4 Mrd. USD belief, hat sich seit 2004 um 24% ausgeweitet. "In Zukunft werde er jährlich mindestens um 15% steigen." Daran will Mohawk partizipieren. Wobei erst ab 2007 mit nennenswerten wirtschaftlichen Synergien aus der Übernahme von Unilin gerechnet wird.
Im ersten Jahr dürften die positiven Effekte der Transaktion noch begrenzt bleiben, gibt man sich bei Mohawk realistisch. Mittelfristig soll Unilin mit seinen Quick Step-Laminatböden aber deutlich von der Vertriebs- und Absatzstärke der neuen Mutter profitieren.
aus
BTH Heimtex 07/05
(Wirtschaft)