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Pfleiderer strebt Kunz-Übernahme noch im ersten Halbjahr an
Pfleiderer (Neumarkt) treibt die Übernahme von Holzwerkstoffhersteller Kunz planmäßig voran. Vorstandssprecher Hans H. Overdiek ist zuversichtlich, "noch in der ersten Jahreshälfte eine ab-schließende Vereinbarung zu treffen". Die Due Diligence sei weitgehend abgeschlossen und "wir haben uns in wichtigen kaufmännischen Punkten geeinigt", sagte er kürzlich bei der Vorlage der Bilanz 2004. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass es sich nicht um eine Fusion, sondern um eine Übernahme handele, denn: "Wir zahlen einen Kaufpreis". Bei der Transaktion wollen sich die Franken alle Optionen der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung offen halten, dabei aber nicht von ihrem Grundsatz abweichen, beim Verhältnis EBITDA zu Konzern-Nettoverschuldung den Faktor 3 bis 3,5 zu überschreiten.
Von der Akquisition erwartet Pfleiderer eine "spürbare Stärkung" seiner Wettbewerbsposition in Deutschland und will zudem in Nordamerika Fuß fassen. Kunz hat 2004 einen Umsatz von 630 Mio. EUR und ein EBITDA von 83 Mio. EUR erwirtschaftet. Beide Unternehmen zusammen kommen auf einen Pro-Forma-Umsatz von 1,4 Mrd. EUR und ein EBITDA von "deutlich über 200 Mio. EUR". "Weltweit rücken wir damit von Rang 8 auf Platz 5 vor", hat sich der Holzwerkstoffhersteller ausgerechnet. Aber: "Unser Ziel ist nicht Umsatzweltmeister zu werden. Wichtig ist die Ertragskraft, die aus Übernahmen entsteht". Konkret will Pfleiderer den Konsolidierungsprozess in der Branche "aktiv begleiten", sich dabei "aber nicht verheben", wie es Overdiek formuliert. Gegenwärtig sehe man auch keinen weiteren übernahmekandidaten.
2004 hat Pfleiderer 901 Mio. EUR erlöst und dabei ein EBITDA von 87,4 und ein EBIT von 50,2 Mio. EUR ausgewiesen. 2005 will Overdiek den Umsatz auf "deutlich über 900 Mio. EUR" steigern und die EBITDA-Marge von 9,7% auf eine zweistellige Prozentzahl verbessern. Außerdem stellte er den Aktionären erstmalig seit 2001 wieder eine Dividende in Aussicht. 2002, 2003 und 2004 erhielten die Aktionäre keine Ausschüttung.
Pfleiderer hat bewegte Zeiten hinter sich. Nachdem der Mischkonzern gefährlich auf den Abgrund zusteuerte, wurde er von Grund auf reorganisiert. Seit 2003 konzentrieren sich die Franken auf die beiden Geschäftsbereiche Holzwerkstoffe und Infrastrukturtechnik. 2004 gelang es dem Vorstand, wieder in den Gewinnzone zurückzukehren. Das Unternehmen betreibt neun Werke in Deutschland, zwei in Polen sowie jeweils eins in Spanien, Ungarn, Rumänien und Taiwan, ein weiteres in Russland befindet sich derzeit in Bau.
An einer Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland habe man allerdings kein Interesse, sagte Overdiek klar, mahnte in diesem Zusammenhang aber die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland an. Pfleiderer selbst ist kürzlich aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und hat sich mit seiner Belegschaft über eine Verlängerung der Arbeitszeiten geeinigt. "Am Standort Neumarkt haben sich 85% der Mitarbeiter mit einer 40 Stunden-Woche ohne Lohnausgleich einverstanden erklärt, in Gütersloh sind es 82%." Allen Beschäftigten, die länger arbeiten wollen, bietet Pfleiderer im Gegenzug eine Jobgarantie bis Ende 2007.
aus
BTH Heimtex 04/05
(Wirtschaft)