B.I.G. Floorcoverings NV

Ideal-Gruppe schließt Werk Ramstein


Das war's: Die Ideal-Gruppe schließt das Werk Ramstein. Die anhaltend schlechte Konjunktur in der Teppichbodenbranche habe das Unternehmen in eine "äußerst schwierige wirtschaftliche Situation gebracht", heißt es in einem Anschreiben an die Kunden. Die Analyse verschiedener Rationalisierungs-Szenarien zur Sicherung des Fortbestandes des Unternehmens sei zu dem Ergebnis gekommen, dass dies nicht realisierbar ist. Zahlen zu Umsätzen oder Produktion werden nicht genannt. Unsere letzten Informationen beziehen sich auf Daten von 1999; damals dürfte Peguflor, wie das Unternehmen noch hieß, etwa 60 Mio. DM umgesetzt und 6 Mio. qm produziert haben.

Was hier in wenigen Sätzen den Kunden nahegebracht wird, zieht den Schlussstrich unter ein Kapitel der deutschen Teppichbodenindustrie. Pegulan-Lenker Fritz Ries baute einst zu Zeiten des Teppichboden-Booms in der pfälzischen Provinz ein riesiges Teppichbodenwerk, das auf eine Kapazität von 25 Mio. qm ausgelegt war - damals ein gigantisches Projekt, das aber von Anfang an mit Problemen behaftet war. Das Werk wechselte mehrfach den Besitzer, verschliss etliche Führungskräfte - keinem gelang es, den völlig überdimensionierten Betrieb profitabel zu machen.

1994 erwarb Francis de Clerck für die berühmte 1 DM, wie kolportiert wird, Ramstein als Sanierungsfall von der Textilgruppe Hof. Das Unternehmen blieb auch in den Folgejahren verlustträchtig. Nur Kapitalspritzen in zweistelliger Millionenhöhe hätten es am Leben erhalten, steht in der Pressemitteilung zur Schließung. Selbst die in den letzten Jahren durchgeführten Investitionen in neue Maschinen, Rationalierungsmaßnahmen und sogar die Verlagerung von Produktionskapazitäten von Belgien zur deutschen Tochter hätten den Betrieb nicht in die Gewinnzone führen können. Die schlechte konjunkturelle Lage im Allgemeinen und der Teppichbodenbranche im Besonderen ließen jetzt die Möglichkeiten, das Unternehmen zu sanieren, aussichtslos erscheinen, erklärt Francis de Clerck seine Entscheidung, Ramstein aufzugeben.

Im Markt wird dagegen spekuliert, dass er die Polypropylen-Kapazitäten aus Ramstein braucht, um seine belgischen Werke besser auszulasten und die Gelegenheit nutzt, um aus dem wettbewerbsträchtigen Polyamid- Geschäft in Deutschland auszusteigen. Damit müssen sich nicht nur die Abnehmer aus dem Handel, sondern auch die Industriekunden, die zum Teil in nicht unerheblichem Maße in Ramstein fertigen ließen, neue Lieferanten suchen. Ihnen verspricht Ideal in dem erwähnten Brief, dass Gespräche mit anderen Teppichbodenherstellern geführt würden, um die Kontinuität einzelner Produkte oder Produktgruppen zu sichern.
aus BTH Heimtex 10/02 (Wirtschaft)