Richtige Kleberwahl hängt von vielen Faktoren ab
Elastische und schubfeste Klebstoffe in der Diskussion
Ardex beschäftigt sich in der folgenden Zusammenfassung mit elastischem Kleben von Parkett, blickt zurück auf traditionelle Verfahren und orientiert sich an der DIN 18356 Parkettarbeiten: "Stabparkett, Tafelparkett, Parkettriemen und Mosaikparkett sind mit hartplastischem (schubfestem) Parkettklebstoff aufzukleben."
Moderne Klebstoffe zerstören Estriche
Schadensfälle, denen angeblich Klebstoffe zu Grunde liegen, sind:
1. Parkettböden lösen sich mit Abtrennung der Untergrundoberfläche unmittelbar nach erfolgter Klebung.
2. Parkettböden lösen sich unter Zerstörung des Untergrundes in der zweiten Heizperiode oder später.
3. Während der Heizperioden - speziell auf fußbodenbeheizten Konstruktionen - weisen die Böden nicht akzeptable Fugenbilder auf.
Ganz klar: Klebstoffe sind heute nicht mehr hartplastisch schubfest. Aber ausgerechnet die Klebstoffe, mit denen am häufigsten Schäden eintreten, erfüllen Anforderungen der DIN 281 besonders gut und überschreiten die Mindestanforderungen um ein Mehrfaches.
Was hat sich geändert?
Klebstoffe haben sich geändert. Unter Berücksichtigung von Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz hat die Industrie versucht, organische Lösemittel zu verbannen.
Geändert hat sich zudem die Nutzung von Holzarten. In älteren Statistiken kann man lesen, dass für die Herstellung von Parkett mehr als 70 % Eichenholz verwendet wurde. Mittlerweile haben andere Hölzer aufgeholt.
Auch die DIN 281 wurde geändert. Dennoch legt sie immer noch den größten Wert auf den klassischen 22 mm Stab oder Mosaikparkett - weil es in der Vergangenheit üblich war, mit solchen Hölzern zu arbeiten. 10 mm dünne Massivholzelemente in Breiten von 5, 6 oder sogar 7 cm sind Erfindungen der Neuzeit. Der Anteil des Mehrschichtparketts steigt enorm. Somit müssten die angesprochenen Reklamationsfälle eher kleiner werden. Im Bereich der Massivholzverlegung ist der Anteil aber nach wie vor erheblich.
Der Untergrund
Enorm gestiegener Preis- und Zeitdruck kann dazu geführt haben, dass die Qualität heutiger Estriche womöglich geringer ist als früher.
Früher legt man Parkettböden gern auf Gussasphaltestriche, deren plastisches Verhalten den jahreszeitlichen Verformungen des Holzes optimal folgt. Heute ist der Anteil des Asphaltbodens an der Gesamtmenge erheblich kleiner geworden.
Die Oberfläche
In der Lacktechnologie kann auf riesige Mengen Lösemittel verzichten werden. Für den geklebten Boden ist diese Änderung ein gravierender Unterschied zu früher. Zum einen werden durch wasserhaltige Oberflächenmaterialien bereits kurz nach der Klebung Spannungen im Holz erzeugt, zum andern gibt es offene, atmungsaktive Oberflächenmaterialien, die eine ganzjährige Abhängigkeit der Holzfeuchte von der Luftfeuchtigkeit ermöglichen.
Bauzeiten
Früher überwinterte ein Haus im Rohbau. Es wurde sichergestellt, dass alle Baustoffe ausreichend getrocknet waren, bevor der Innenausbau erfolgte. Heute beginnt die Bauphase im März, im August wird eingezogen. Die im Gebäude vorhandene Feuchtigkeit hat Einfluss auf den Parkettboden.
Die Heizung
Weil Energie zum Heizen teuer ist, kann man Wohnungen und Häuser heute so dicht bauen, dass kaum noch Energie verloren geht. Doch wo nichts rausgeht, kommt auch nichts rein - mangelnder Luftaustausch in beheizten Räumen und daraus resultierende niedrige relative Luftfeuchtigkeiten stellen nicht nur für Parkettböden eine ernsthafte Schwierigkeit dar. Auch ein Problem für Holzböden ist, wenn Wohnräume über den Fußboden beheizt werden.
Der Mensch
Ein Mensch gibt während der Schlafperiode (8 Stunden) ca. 300 g Wasser pro Person ab. In dieser Hinsicht beeinflusst er einen Parkettboden nicht anders als früher. Doch neben anderen Heizgewohnheiten haben sich optische Vorstellungen gewandelt. Der Boden soll natürlich, doch schön gleichmäßig aussehen. Fugen sind zwar theoretisch vorstellbar, dürfen aber im teuren Wohnzimmer praktisch nicht auftreten. Fugenbildung in Parkettböden werden in Mittel- und Norddeutschland stärker reklamiert als in Süddeutschland - und in Deutschland insgesamt erheblich stärker als in benachbarten Ländern. Schlussfolgerung : Ohne Aufklärung hat der deutsche Verbraucher kein Verständnis für Holz.
Weich elastisch oder hart plastisch - welches Klebstoffsystem ist richtig?
Kunstharzklebstoff erfüllt die Anforderungen der DIN 281 und führt zu der geringsten Reklamationshäufigkeit. Ersatzprodukte sollten sich daher ähnlich wie Kunstharzklebstoffe verhalten.
PUR Klebstoffe erreichen in aller Regel das Festigkeitsniveau guter Kunstharzklebstoffe oder überschreiten es. Moderne 2 K- oder 1 K-PUR Klebstoffe sind so eingestellt, dass sie auch in der Verschiebungsstrecke den Anforderungen der DIN 281 entsprechen. Dennoch ist der klassische Schadensfall - Zerstörung der Estriche - nicht ausgeschlossen. Doch das liegt nicht am Klebstoff. Insbesondere bei der Verlegung heller Hölzer wird untertrocknetes Parkett eingebaut. Da PUR-Klebstoffe keine holzquellenden Materialien enthalten, werden die Elemente "zu klein" fest am Untergrund arretiert. Der so verlegte Parkettboden kann sich nicht den nötigen "Freiraum" schaffen, den er im Sommer bei hoher Feuchtigkeit benötigt.
Moderne, elastische Klebstoffsysteme auf 1 K-PUR oder MS Polymer Basis gehen eigene Wege. Diese Produkte - ohne Wasser und Lösemittel - quellen den zu verlegenden Belag nicht an. Ihre geringe Scherfestigkeit lässt aber beim Schrumpfen der Parkettelemente dennoch jedes Arbeiten zu. Dabei wird nicht der Untergrund beansprucht, sondern die Elemente bilden deutliche Fugen aus.
Der Neigung der Hölzer zur konkaven Verformung wird durch zu weiche Klebstoffe keine Kraft entgegen gesetzt. Stippnahtausbildung wird deutlich wahrnehmbar. Auch beim Quellen genügt die geringe Scherfestigkeit nicht, um die einzelnen Elemente eben am Boden zu halten - deutliche Aufschüsselung ist die Folge. In größeren Flächen addiert sich zwar die geringe Kraft, so dass es nicht mehr zu einem Abriss im Klebstoff kommt, aber eine inakzeptable Verformung der Hölzer wird sichtbar .
Moderne, elastische Klebesysteme sind eine trittschallverbessernde Alternative zur schwimmenden Verlegung - geeignet für Mehrschichtparkette. Sie bewähren sich auch unter Hölzern, die gutmütig sind - sich dann allerdings auch mit erheblich günstigeren Dispersionsklebstoffen kleben lassen. Der Unterschied liegt darin, dass feuchtigkeitsempfindlichere Elemente bei Dispersionsklebstoffen anfangs eine unruhigere Oberfläche aufweisen. Werden untertrocknete Hölzer eingebaut, sind Stippnähte vorprogrammiert, mit der Folge, dass Reinigungswasser in den Boden eindringt.
Bei größeren Elementen werden aufgrund von "üblichen" Unebenheiten im Untergrund größere Schichtdicken des Klebstoffes vorhanden sein. Insbesondere in diesen Schichtdicken weisen 1 K-Klebstoffe über längere Zeit so geringe Festigkeit auf, dass die Anwendung von Wasserlacken nach 3 Tagen starke Schädigungen der Böden hervorrufen kann.
Ein Element schrumpft nicht gleichmäßig, die Trocknung setzt vielmehr von oben her ein und es entsteht eine Deformation des Elementes, die Zug nach oben ausübt. Hier muss ein Klebstoff ausreichend fest sein, um das Element vollflächig am Unterboden zu halten. Beim Auffeuchten schützen elastische Klebstoffe nicht vor Verformungen des Bodens. Selbst bei der erheblich kleineren Scherkraft zeigt der Versuch, dass ein Parkettboden nicht über eine größere Fläche in die Randfuge geschoben wird, sondern - bedingt durch die niedrige Gegenkraft aus dem Klebstoff - stärker nach oben aufschüsselt als ein schubfest geklebter Belag.
Schlussfolgerung und Plädoyer für Ardex P 410
Um einen optisch einwandfreien Boden zu erstellen, haben sich ausschließlich Klebstoffe bewährt, die ausreichende Scherfestigkeit aufweisen. Voraussetzung ist ein fester, tragfähiger Unterboden. Ebenso wichtig ist ein Klebstoff, der im Zuge seiner Alterung nicht an Kohäsion verliert.
Vielfach wird ein auf Vlies aufgetragener Klebstofffilm demonstriert, der vor den Augen eines erstaunten Publikums gebogen wird. Dabei zerbricht der Film des Ardex P 410, während PUR-, nicht durchgetrocknete Dispersions- oder Kunstharzklebstoffe die Verformung mitmachen. Dieser "Versuch" ist beeindruckend, ein Parkettklebstoff wird aber niemals auf Durchbiegung - nicht einmal auf Dämmbelägen - beansprucht. Die Beanspruchung, die durch sich bewegendes Holz auftritt, ist ausschließlich eine Scher- und Zugbeanspruchung.
Die beschriebene Elastizität der entsprechenden Klebstoffe wird für die Klebung von Parkett nicht benötigt. Die Herabsetzung der inneren Festigkeit bei der Formulierung solcher Systeme ermöglicht zwar, dass die vom Holz ausgehende Kraft nicht an den Untergrund weitergegeben wird, stellt aber keine sichere Klebung des Parkettbodens dar. Lediglich bei großen Elementen (formstabile Fertigparkettdielen) kann die Anwendung solcher Klebstoffe vorteilhaft sein, da sie aufgrund ihrer Wasserfreiheit kleinere Fehler bei der Verarbeitung verzeihen.
Dispersionsklebstoffe sind nur beschränkt geeignet, da sie in jedem Fall einen sehr ebenen, gut saugenden Untergrund erfordern. Für die Klebung von Hölzern mit kurzen Feuchtewechselzeiten werden sie nicht empfohlen. Reaktionsharzklebstoffe (1- u. 2 K-Produkte) haben eine lange offene Zeit, sind umständlich zu verarbeiten, weisen keine Anfangshaftung auf und benötigen Stunden bis zur Begehbarkeit. Verunreinigungen auf der Oberfläche können nur mit Lösemitteln entfernt werden, wodurch Fertigparkettoberflächen geschädigt werden können. 1 K Systeme härten in dickeren Schichten nur sehr langsam durch.
Hartplastische (schubfeste) Klebstoffe nach DIN 281 haben sich bewährt und sind auch heute noch die sicherste Methode, Parkettböden dauerhaft zu kleben. Ardex P 410 gibt durch das enthaltene Wasser dem Holz eine geringfügige Quellung, die ausreichende Bewegungsfreiheit ermöglicht. Die kristalline Wasserbindung gewährleistet eine gesteuerte Anquellung und schnelle Festigkeitszunahme, so dass auch Hölzer mit kurzen Feuchtewechselzeiten geklebt werden können. Zusätzlich ist Ardex P 410 eine wirtschaftliche Lösung, Parkettböden lösemittelfrei und sehr emissionsarm zu kleben.
aus
Parkett Magazin 05/02
(Sortiment)