2. Esslinger Parkett- und Fussbodentage von Kiesel Bauchemie

Impulse für die Bausaison 2009

Gut besetzt war der Kinosaal im historischen Dick-Areal, in das die Kiesel Bauchemie zu den 2. "Esslinger Parkett- und Fussbodentagen" eingeladen hatte. Die alte Besteck- und Feilenfabrik in der Esslinger Weststadt, die heute ein Freizeitzentrum mit großem Kinokomplex beherbergt, war der stimmungsvolle Rahmen, in dem die Teilnehmer aus Industrie, Handel und Handwerk zusammen kamen. Ziel der Veranstaltung war es, so der geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Kiesel, "den gemeinsamen Dialog über den aktuellen Stand des boden- und parkettlegenden Handwerks zu führen". Weitere Themen: die Aussicht auf zukünftige Märkte sowie technische Informationen und innovative Produkte.

Den Einstieg in die Veranstaltung bildete die Präsentation des neuen Systems für die Parkettveredelung der Firma Kiesel. Thomas Schaffer, der für die Entwicklung verantwortliche Anwendungstechniker, zeigte ein fein aufeinander abgestimmtes Programm, das vom Kitt, über die Grundierung bis zur Oberflächenversiegelung für jeden Schritt ein Produkt zur Verfügung stellt. Besonders stolz ist man bei Kiesel auf den Parkettsiegellack Bakit SL 9 ultramatt, der höchste Abriebfestigkeit und Strapazierfähigkeit eines 2K-Polyurethanprodukts bietet und optisch wie eine geölte Oberfläche wirkt. Das Produkt kommt dem Kundenwunsch nach, auch edel matt wirkende Flächen mit minimalem Pflegeaufwand herstellen zu können. Damit der Verleger Architekten und Bauherren kompetent beraten kann, referierte Thomas Schaffer über die Beurteilung von Glanzgraden bzw. der Mattheit von Parkettflächen. Dazu stellte er geeignete Messverfahren und Messgeräte vor, mit der die subjektiven Angaben wie "seidenmatt", "halbmatt", "extramatt" und "ultramatt" sich quantifizieren und genau definieren lassen.

Gleich im Thema der perfekten Parkettoberfläche blieb der nächste Referent, Klaus Ernemann von der Firma Lägler. Bei seinem Vortrag "Maschinen und Schleiftechnik zum Abschleifen von Parkett und Holzböden" gab er wertvolle Tipps und Hinweise zur richtigen Maschinenwahl, Schleifmittel und Arbeitsweise zur Erzielung von perfekten Oberflächen. Seit 1956 hat sich Lägler zum technologischen Marktführer für Schleifmaschinen entwickelt, neben der legendären "Hummel" bilden "Elan", "Flip", "Unico" und "Trio" ein Maschinenprogramm, das für praktisch jede Schleifarbeit die richtige Maschine bietet.

Tücken des Baurechts

Anschließend trat mit Dr. Wolfgang Hackenberg ein Jurist auf die Bühne, der besonders kurzweilig und hoch interessant in die Tücken und Möglichkeiten des Baurechts einführte. Er zeigte sehr anschaulich, welche gravierenden formellen Fehler dem Handwerker bei der Bauabwicklung unterlaufen können, wie wichtig die Abnahme der Arbeiten durch den Bauherren ist und welche Risiken durch formelle Fehler entstehen. Da heute in zunehmendem Maße die Bauherren durch verzögertes Zahlen, spitzfindigem Auslegen des Vertragsrechts und unsachlicher Reklamation den Endpreis gestalten wollen, warnt Dr. Hackenberg deutlich davor, das Thema Baurecht auf die leichte Schulter zu nehmen. Besonders wichtig ist die korrekte und zeitnahe Rechnungsstellung, die auch allen formalen Anforderungen genügt. Vermeidbare Fehler führen hier zu großen Verzögerungen, die häufig auch existenzbedrohende Formen annehmen können. Insbesondere bei der "Prüffähigkeit" werden gerne Fehler gemacht. So reicht es, Bezeichnungen oder Positionsnummern zwischen Angebot und Rechnung zu verändern, um eine Rechnung unkommentiert zurück zu bekommen. Und ist dann die Rechnung akzeptiert und geprüft, bekommt das Forderungsmanagement eine wichtige Bedeutung. Der Handwerker agiert hier gegenüber seinem Auftraggebern zunehmend als Bank, um so wichtiger ist es deshalb, auch wie eine Bank aufzutreten. Um hier nicht den Eindruck der Gemeinnützigkeit aufkommen zu lassen, sollte der Handwerker nach der ersten Mahnung nicht vor rechtlichen Schritten zurückschrecken.

Atelier Kiesel berät in Designfragen

Dem Thema Design verpflichtet war die Referentin Beatrice Kiesel. Die Marketingleiterin stellte das Kiesel Atelier vor, das interessierten Kunden als Anlaufstelle für die Beratung in Designfragen zur Verfügung steht.

Technisch wurde es bei Markus Baum, der in seinem Vortrag "Leitfähige Verlegung von Bodenbelägen - Was ist zu beachten?" auf die Ursachen und Gegenmaßnahmen bei statischen Aufladungen auf elastischen und textilen Bodenbelägen einging. Der Anwendungstechniker der Firma Armstrong DLW erklärte die Ursachen für Aufladungen, die Unterschiede zwischen leitfähigen und ableitfähigen Belägen und die Prüfverfahren, mit denen die elektrostatischen Eigenschaften des Bodenaufbaus getestet werden können.

Welt der Zemente

Es folgte ein hochinteressanter Vortrag von Kiesel-Entwicklungsleiter Dr. Matthias Hirsch. Er nahm das Publikum mit in die und faszinierende Welt der nano-strukturierten Silica-Mineralien, Hochwert-Spezialzemente und kohäsionsaktiven, mineralischen Feinzuschläge. Für den Verarbeiter bieten diese Materialien besonders günstige Verarbeitungseigenschaften und einen sehr hohen Nutzwert, da sie auch bei anspruchsvollen Spachtelarbeiten zuverlässig funktionieren. Um die theoretischen Ausführungen zu untermauern, zeigte Dr. Hirsch nicht nur eindrucksvolle elektronenmikroskopische Aufnahmen von "feingliedrigen Aufwachsungen auf synthetischen Silica-Partikel", sondern demonstrierte mit einem anschaulichen Versuch, dass die Massen sich auch in der Realität so verhalten, wie man es sich im Labor ausgedacht hat: So unterläuft die Spachtelmasse Servoplan S 111 einer Rollabriebsprüfung, bei der eine mit 200 kg belastete Stahlrolle erst 10.000 Zyklen im trockenen Zustand überstehen muss, bis sie für sieben Tage nass gelagert wird, um anschließend noch einmal 10.000 Zyklen belastet zu werden. Eine Masse, die dies ohne Oberflächenabrieb übersteht, ist sehr robust und dauerhaft.

Ein weiteres, sehr wichtiges Thema ist die Überwachung des Schrumpfverhaltens. Ein einfacher Versuch ist das Aufspachteln der Masse auf einem Untergrund aus Schaumglas. Dieser Untergrund ist sehr spröde, rissfördernd und erlaubt nur einen geringen Spannungseintrag, so dass stark schwindende Spachtelmassen sich recht schnell vom Trägermaterial lösen. Da dieser Versuch nur sehr einfache Ergebnisse ermöglicht (hält, hält nicht) wurde ein zweiter Versuch entwickelt: Dazu wird die Spachtelmasse in einer definierten Schichtdicke auf einen Edelstahlbiegestreifen aufgebracht. Je stärker die Spachtelmasse schwindet, umso stärker verbiegt sie den Streifen. Die dabei wirkenden Kräfte lassen sich so sehr gut veranschaulichen. Manfred Dreher, Anwendungstechniker bei Kiesel, stellte anschließend die Einsatzgebiete der Massen vor.

Die Vielfalt von Holz

Mit dem Thema "Räuchereiche und Exotenhölzer" befasste sich Prof. Andreas Rapp, einer der renommiertesten Holzexperten in Deutschland. Etwa 25.000 verschiedene Holzarten gibt es. Umso wichtiger ist es deshalb, zu wissen, was man verarbeitet und welche technischen Eigenschaften das Holz mitbringt. Mit dieser Kenntnis lassen sich viele Verarbeitungsfehler vermeiden. So lässt sich beispielsweise leicht splitterndes Holz mit einem scharfen Sägeblatt, langsamen Vorschub und einer hinterlegten Sägezulage bzw. Abkleben durch Tesa-Crepp sicher sägen. Professor Rapp ging auch auf die Holzinhaltsstoffe, deren biologischen Eigenschaften und die gesundheitlichen Risiken beim Verarbeiter ein und stellte Schutzmaßnahmen vor. Auch die mechanische Wirkung von Holzinhaltsstoffen kann sich zum Problem entwickeln: So führen Kalcium- und Quarzverbindungen zu stumpfem Werkzeug oder führen zu optischen Mängeln, wenn sie an der Holzoberfläche mit dem Siegellack reagieren. Er regte hier an, mit dem Thema offen umzugehen und die Kunden über diese Merkmale zu informieren.

Umfassend behandelt wurde auch das Thema "Räuchereiche". Dieses Holz wird mit Ammoniak behandelt, um dunkle Farben zu erhalten. Hier zeigt sich in der Praxis, dass ein zu hoher Restammoniakgehalt bei 2-K Polyurethan-Klebstoffen das Abbindeverhalten stört und so zu Schäden führt. Ein weiteres Problem kann die Randverfärbung bei anliegenden hellen Eichenhölzer darstellen sowie natürlich eine Geruchsbelästigung für den Nutzer. Professor Rapp stellte unterschiedliche Test- und Prüfverfahren vor, mit denen der Handwerker vorab den Belag auf die Tauglichkeit prüfen kann, um Risiken zu vermeiden.

Positives Fazit

Ein wichtiges Ziel der Esslinger Fussboden- und Parketttage ist der offene Dialog zwischen Handel, Handwerk und Industrie. So folgte jedem Fachvortrag eine offene Diskussionsrunde mit den Referenten auf der gelben Couch, bei der die Tagungsteilnehmer ihre Fragen direkt an die Referenten stellen kontten. Auch die Ausstellungsstände der teilnehmenden Firmen im Kino-Foyer waren zwischen den Vorträgen rege frequentiert und boten Raum für ausführliche Fachgespräche. Der Erfolg der Veranstaltung bestärkt Wolfgang Kiesel in der Ankündigung, für das Jahr 2010 zu den dritten Esslinger Fussboden- und Parketttagen einzuladen.
aus FussbodenTechnik 01/09 (Marketing)