Newell: Starke Marken für Sonnenschutz und Garnituren
Gardinia und Kirsch, SB und Maß-Programm
Mit seiner eingeführten Marke Gardinia beansprucht Sonnenschutz-Hersteller Newell Window Fashions Germany führende Position in der DIY-Schiene und ist auch bei Möbelhäusern präsent. Mit der Premiummarke Kirsch wird der Fachhandel angesprochen. Mit marktorientierter Produktpolitik, einer zielgerichteten Markenstrategie und der Erschließung neuer Märkte in Osteuropa will die deutsche Tochter des 10 Mrd. schweren US-Konzerns ihre starke Marktposition weiter ausbauen.
Viele Baumarkt-Kunden kennen den großflächigen Gardinia-Shop mit fertigverpackten Sonnenschutzsystemen, Stilgarnituren, Vorhangschienen und Sockelleisten. "So will ich wohnen" lautet das Motto, unter dem die Artikel nach Farben und Größen sortiert, flankiert von erklärenden Milieu-Fotos, Mustertafeln und Produktinformationen werbewirksam präsentiert werden.
Wer ist Gardinia? Heute steht der Name für die DIY-Marke von Newell Window Fashions Germany, wie das frühere Familienunternehmen aus dem Allgäu seit der übernahme durch die amerikanische Gruppe Newell Rubbermaid firmiert. Der 10 Mrd. $ Umsatz schwere US-Konzern mit Sitz in Freepoint, Illinois, der weltweit in den Sparten Fensterdekoration, Home Decor, Haushaltswaren, Bürobedarf und Werkzeuge operiert, war 1998 bei Gardinia eingestiegen. Die ehemalige Inhaberfamilie Wälder ist inzwischen komplett ausgeschieden, aber der damalige Geschäftsführer Reinhard Heidemann steht unverändert in Isny am Ruder.
Newell Window Fashions Germany ist für alle deutschsprachigen und osteuropäischen Märkte zuständig und dem europäischen Firmenverband zugeordnet, zu dem Unternehmen in England, Frankreich, Benelux, Italien, Skandinavien und Spanien zählen. Mit 2.800 Mitarbeitern erwirtschaftete Newell Window Fashions Europe 2001 einen Gesamtumsatz von rund 400 Mio. EUR. Davon steuert die deutsche Tochter mit 1.250 Beschäftigten allein 170 Mio. EUR bei.
Unter der Marke Gardinia vertreibt Newell SB- und Maßprodukte für Bau- und Heimwerkermärkte und ist bei den Branchengrößen wie Obi, Hornbach, Praktiker und Globus gelistet. Weitere Großkunden sind Möbelhäuser, darunter eine sehr erfolgreiche ausländische Kette. Der DIY-Bereich und die Marke Gardinia bringen rund 80 % des Gesamtumsatzes ein.
Als zweite Produktlinie wurde die Premiummarke Kirsch etabliert, die mit einem Mitnahme- und Maßprogramm im Bereich Sonnenschutz und Dekorationstechnik den Fachhandel abdeckt. Dazu zählen Raumausstatter, Fachhandel, Fachmärkte und die Fachabteilungen in Möbel- und Warenhäusern.
Als Basis des Erfolgs sieht Geschäftsführer Heidemann die eigene Produktion, weltweite Beschaffung und den Know-how-Transfer in die osteuropäischen Vertriebs- und Produktionsgesellschaften. Ein nicht unerheblicher Teil der Produktion wird in Deutschland abgewickelt: In Isny und dem nahen Maierhöfen werden Plissees, Vertikallamellen, Rollos und Gardinenstangen hergestellt. Die Jalousien-Fertigung ist in Bünde untergebracht, wo sich auch die Vertriebs- und Marketingabteilung befindet.
"Die unterschiedlichen Sortimente und Materialien in der Dekorationstechnik wie Holz, Metall, Keramik und Kunststoff erfordern spezifisches Know-How und lassen sich nicht an einem Standort herstellen", beschreibt Heidemann die Problematik der Sonnenschutz-Industrie. Eine Verlagerung in Niedriglohn-Ländern lohne sich auch nicht immer, denn "für Artikel, die eine Produktion auf hohem Level erfordern wie die vollautomatische Extruder-Fertigung für Sockelleisten oder Vorhangschienen fehle dort das geeignete Fachpersonal. "Wir fertigen also einen Großteil selbst, nur kleinere Teile haben wir ausgelagert nach Osteuropa, teilweise nach Italien und Übersee, erklärt der 54jährige, der nahezu 30 Jahre lang Geschäftsfeiter und Mitgesellschafter der einstigen Gardinia-Gruppe war.
Die Erzeugnisse der eigenen Produktionsgesellschaften sowie Komponenten der Zulieferbetriebe werden in Isny im Zentrallager zusammengeführt und von dort an die Gesellschaften in Ost- oder Südeuropa verteilt. Dort findet dann die Konfektion statt.
In Osteuropa verfügt Newell über ein besonders engmaschiges Netz an Niederlassungen. Als Zukunftsmarkt Nummer 1 gilt Polen, wo Gardinia seit 1991 an zwei Standorten präsent ist. Insgesamt arbeiten 90 Mitarbeiter für Newell Polen und liefern Ware an 250 Bau- und Heimwerkermärkte im Land. Sehr aktiv ist auch die Filiale im ungarischen Budapest, die seit 1994 besteht und mit 13 Mitarbeitern 2001 rund 2 Mio. EUR umgesetzt hat. Weitere Niederlassungen gibt es in Tschechien, der Slowakei und der Ukraine, in Rumänien, Russland, Weißrussland, Bulgarien, Kroatien und der Türkei.
Newell Window Fashions Germany sieht auch weiterhin ein riesiges Marktpotential in Osteuropa. Reinhard Heidemann optimistisch: "Ich denke, dass sich der Lebensstandard in den osteuropäischen Ländern in fünf bis zehn Jahren um einiges erhöht hat und das große Chancen für uns bietet."
Firmenchronik
1950 Gründung der Gardinia Vorhangschienenfabrik in Isny durch Adolf Wälder
1958 Gardinia Plastikwerk wird eröffnet
1972 Start der Gardinia SB Vertriebs- und Produktionsgesellschaft
1982 Gründung Produktbereich Alugard mit einem Maßprogramm für den Fachhandel
1991 Eröffnung der ersten Produktions- und Verkaufsgesellschaften in Osteuropa: Tschechien (Zatec), Ungarn (Budapest), Polen (Wroclaw und Warschau)
1993 Brand des Plastikwerkes
1996 Etablierung weiterer Stützpunkte in Rumänien (Bukarest), Weißrussland (Minsk) und eines Verkaufsbüros in Österreich (Wien)
1997 Niederlassungen in der Türkei (Istanbul) und Slowakei (Prievidza)
1998 Übernahme durch die Newell Corporation in Freepoint (Illinois), USA
2000 Eröffnung einer Niederlassung in Bulgarien (Sofia)
2001 Jürgen Wälder, Sohn des Gründers und Geschäftsführer, steigt aus dem Unternehmen aus. In Russland (Moskau) wird eine weitere Niederlassung etabliert
2002 Aus Alugard wird die internationale Fachhandelsmarke Kirsch. Gardinia als DIY-Marke läuft weiter und wird ebenfalls in Skandinavien eingeführt.
Newell Window Fashions Germany - das Unternehmen
Newell Window Fashions
Germany GmbH
Neutrauchburger Str. 20
88316 Isny
Tel: 07562/9850
Fax: 07562/985100
e-mail: info@newellwf-de.com
Internet: www.newellwf-de.com
Vertrieb und Marketing:
Maybachstraße 16 - 20
32257 Bünde
Tel: 05223/69060
Fax: 05223/690612
Muttergesellschaft: Newell / Rubbermaid Corporation in Freepoint (Illinois), USA
Geschäftsführung Zentral- und Osteuropa: Reinhard Heidemann
Umsatz: 170 Mio. EUR
Mitarbeiter: 1250
Marken: DIY-Marke Gardinia (SB- und Maßprogramm), Fachhandelsmarke Kirsch (Maßprogramm),
Neueinführung: Kirsch SB-Programm für Fachmärkte und Möbelhäuser.
Sortiment:
- Gardinia SB: Rollo, Jalousien, Plissee, Vertikalanlagen, Flächenvorhänge, Stilgarnituren, Vorhangschienen, Deko-Zubehör
- Gardinia DIY-Maßprogramm: Rollos, Jalousien, Vertikalanlagen, Plissee, Stilprogramm
- Kirsch Fachhandelssortiment: Rollos, Rafftechnik, Jalousien, Vertikalanlagen, Plissee, Flächenvorhänge, Stilgarnituren, Vorhangschienen, Alu-Schienen
- Gardinia Kunststofftechnik: Sockelleisten bzw. Abschluss-Systeme für DIY- und Fachhandel
Zentrallager: Isny
Verteillager: Bünde, Düsseldorf, Eckenthal, Garching, Hamburg, Schwäbisch Gmünd, Oberwesel, Schmölln.
Produktions- und Vertriebsgesellschaften Osteuropa: 12 in Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn, Ukraine, Türkei, Russland, Weißrussland, Bulgarien, Kroatien.
Service: Verkaufsförderung, Endverbraucherwerbung, Seminare in drei Schulungszentren (West, Süd, Ost)
Logistik
Der Handel legt heute großen Wert auf eine schnelle und zuverlässige Lieferung. Gerade für Hersteller von Sonnenschutzsystemen, Vorhangstangen und -Schienen ist die reibungslose Logistik schwierig. Die differenzierte Produktpalette vom kleinsten Rollring bis zur 6-Meter-Vorhangstange birgt nämlich das Problem, dass die Ware nicht auf Europaletten gepackt werden kann. Deshalb bauen viele Anbieter auf ein eigenes Logistiksystem und arbeiten nicht mit Speditionen. Das gilt auch für Newell.
Die leistungsstarke Fahrzeugflotte besteht aus insgesamt 100 LKWs, die pro Jahr 30 Millionen Einzelpackungen und 6 Millionen Stück Langgut zum Handel transportieren. Wichtiger Drehpunkt für den Warenaustausch ist das Hauptwerk in Isny mit angeschlossenem Zentrallager mit einem automatischen Kommissioniersystem. Von dort aus wird die Ware an einen der 8 Umschlagplätze transportiert, die Newell in Deutschland unterhält. Verteilerlager befinden sich unter anderem in Bünde, Düsseldorf, Hamburg, Schmölln und Oberwesel. Von dort aus wird die kommissionierte Ware in kleinere LKWs verfrachtet und zu den Kunden in der Region gefahren. Nach demselben Prinzip funktioniert auch die Belieferung der großen Baumärkte.
aus
BTH Heimtex 07/02
(Wirtschaft)