Berry Floor will neue Absatzwege erobern
Vertrieb öffnet sich nach allen Seiten
Frühzeitig stieg Luc de Clerck mit seiner Berry-Gruppe über die angestammten Teppichboden-Aktivitäten hinaus in das Laminatgeschäft ein, gründete dafür die Tochter Berry Floor und kaufte später noch Alloc hinzu. Berry Floor hat sich inzwischen zu einem wichtigen Standbein entwickelt: 2001 trug das Unternehmen rund 20 % zum Gesamtumsatz von 430 Mio. EUR bei. Damit ist das Potenzial noch nicht ausgereizt, glaubt das Management und will durch die Erschließung neuer Kundengruppen - zum Beispiel im DIY-Bereich - und gezielte Marketingkampagnen wie jetzt in Belgien den Umsatz weiter forcieren.
Laminat ist ein erwachsenes Produkt geworden", sagt Berry-Marketingleiter Philippe Harinck nicht nur mit Blick auf den Markt, wo Laminatbeläge inzwischen eine stabile Größe sind, sondern auch auf die Berry-Gruppe, die damit einen stattlichen Umsatzanteil erzielt. Zum ersten Mal hat die Laminat-Tochter Berry-Floor 2001 im Umsatz ihre ältere Teppichboden-Schwester Berry Tuft überholt und rund 20 % zum Gesamtumsatz von 430 Mio. EUR beigetragen.
Damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht, ist Robert Myncke überzeugt. Er ist als General Manager für die gesamte Wood Division von Berry verantwortlich, zu der auch die Fertigparkettaktivitäten und die Möbelplatten-Fertigung gehören. Gleich auf mehreren Feldern will das Unternehmen aktiv werden, um den Umsatz weiter voranzutreiben: in der Dekorentwicklung, in der Erschließung neuer Kundengruppen und im Marketing.
Stichwort Dekorentwicklung: Eine zunehmend wichtigere Rolle spielt das Dekor, glaubt man in Belgien erkannt zu haben. Immer perfekter, immer naturgetreuer - und immer marktgerechter - soll es werden. Dazu bedient sich Berry künftig verstärkt Trendscouts. Sie sollen den Markt beobachten und künftige Tendenzen vorausahnen. Zur Zeit werden vier wesentliche Ansatzpunkte gesehen:
- neue Dekore,
- Trittschalldämmung
- geprägte Oberflächen bzw. dreidimensionale Strukturen, mit denen sich beispielsweise Stabparkett noch besser nachbilden lässst und
- rechteckige Laminatfliesen.
Aber auch Farbe ist angesagt. Zumindest in Frankreich laufen die farbigen Dekore der "Loft"-Reihe gut. Stichwort Vertrieb: Die stärksten Märkte für die Belgier sind Frankreich, die Benelux-Länder und England. Europas größter Laminatmarkt Deutschland dagegen wird aufgrund harter Konkurrenz und zunehmenden Preiskampfes als schwieriges Terrain bezeichnet. Dennoch habe Deutschland-Vertriebsleiter Volker Kühnl "schon gute Erfolge erzielt", wird in der Zentrale betont. Im Vertrieb konzentriert sich Berry Floor derzeit auf Fachhandel und Handwerk, denn "Produkte wie die 120 cm lange Monolam-Diele benötigen professionelle Beratung, um an den Konsumenten gebracht zu werden." Das gilt im übrigen auch für die norwegische Laminatschwester Alloc mit ihren Hochwert-Produkten. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt für das FSC-zertifizierte Berry-Laminatwerk im belgischen Menen zudem die Private Label-Produktion, unter anderem für amerikanische Großkunden. Darüber hinaus sollen für das Unternehmen jetzt neue Absatzwege erschlossen werden, zum Beispiel im DIY-Bereich - "falls sich die Baumärkte mit unserer Marketingstrategie anfreunden können".
Neue Kunden sucht man auch über besondere Produkte wie die Regency-Reihe. Sie weist durch zwei unterscheidliche Dielenbreiten (120 und 170 mm) , gefaste Kanten und eine naturgetreu strukturierte Oberfläche eigenständigen Charakter auf. Stichwort Marketing: Hierin will Berry Floor ebenfalls mehr investieren, dabei aber schrittweise vorgehen. Im Juni ist zunächst im heimischen Belgien eine Kampagne gestartet, mit der Bekanntheit bis zum Endverbraucher aufgebaut werden soll. Sollte das Konzept, bei dem Sportler-Sponsoring in den Bereichen Triathlon, Motorcross und Tourenwagen als Werbeträger eingesetzt wird, Erfolg haben, könnte es auf andere Länder übertragen werden.
Die aktuellen Marktaussichten beurteilt Myncke wenig positiv. Er ist skeptisch, dass zur Zeit in der Branche Geld verdient wird, da der Preisdruck immer stärker wird. "Kleine Unternehmen dürften kaum genug Polster zum Überleben haben. Wir können nicht verstehen, warum einige jetzt expandieren."
Berry will die Flaute stattdessen mit Kostensparen überstehen: "Wir müssen warten, bis sich der Markt wieder stabilisiert hat". Ständiges Thema: Rationalisierung und kosteneffiziente Produktion. Wie kann der Ausschuss reduziert werden? Wo finden sich günstigere Partner für den Rohmaterial-Einkauf? Von Fall zu Fall entschieden wird, ob Teile der Prozesskette hausintern aufgebaut oder weiter zugekauft werden sollen. Außerdem hält man es in der gesamten Wood Division für wichtig, Importen aus Osteuropa und Asien Paroli zu bieten und setzt dabei auf vertikale Integration, FSC-Zertifizierung, qualifizierte Mitarbeiter und Vorsprung in der Technik.
Völlig getrennt von Berry Floor läuft der norwegische Laminatbodenhersteller Alloc, der eigene Werke betreibt und eine eigene Markt- und Markenstrategie fährt.
Während sich das Stammhaus in Lyngdal auf die Produktion von HPL-Belägen konzentriert - Kapazität 6 Mio. qm -, werden in der 2001 eröffneten Fabrik im amerikanischen Racine im US-Bundesstaat Wisconsin ausschließlich DPL-Beläge hergestellt - Kapazität 7 Mio. qm. Die Markenrange ist überall die gleiche: Alloc Universal, Original, Commercial und Home. Unterschied: In Europa gibt es Alloc Original seit diesem Jahr mit integrierter Schalldämmung Silent System, in Nordamerika ist Trittschallschutz dagegen kein Thema.
Berry-Gruppe - Daten und Fakten
Zentrale:
Berry Coordination Center
Ingelmunstersesteenweg 164
B-8780 Oostrozebeke
Tel: ++32-56 67 22 11
Fax: ++ 32-56 66 63 00
e-mail: berry.coordination.center@berry.be
Inhaber: Luc de Clerck
Umsatz:
419 Mio. EUR (2000)
430 Mio. EUR (2001)
460 Mio. EUR (erwartet für 2002)
Mitarbeiter: 2023
Tochtergesellschaften:
16 in 9 Ländern
- Belgien: Orotex, Orotuft, Fabelta Ninove, Berry Yarns, Berry Floor, Berry IT
- Frankreich: Berry Tapis, Berry Tuft, Berry Wood, Coramine
- Deutschand: Berry, Alloc
- USA: Berry USA, Alloc US
- Großbritannien: Berry UK
- Norwegen: Alloc
- Schweden: Alloc
- Spanien: Berry Iberica
- China: Berry Beijing
Geschäftsbereiche:
1. Wood Division mit Fertigparkett, Laminatbelägen und Möbelplatten
2. Yarn Division mit Viskosegarnen, Teppichgarnen und Garnen für industrielle Anwendungen
3. Carpet Division mit Tufting-Teppichboden und Nadelvlies für Wohn- und Objektbereich sowie Automobil, abgepasste Teppiche
Marketingleitung: Philippe Harinck
Berry-Gruppe - Die Wood Division
Umsatz:
142 Mio. EUR (2000)
180 Mio. EUR (2001)
Mitarbeiter: 537 (2000)
General Manager: Robert Myncke
Produktportfolio: Fertigparkett, Laminatbeläge, Furnierböden, Korkbeläge, Möbelplatten
Produktionsgesellschaften: 5 in 4 Ländern
- Berry Wood (Parkett) in Frankreich
- Berry Floor (Laminatbeläge) in Belgien
- Alloc in Norwegen
- Alloc US in USA
- Coramine in Frankreich
aus
BTH Heimtex 07/02
(Wirtschaft)